Gert BrudererGemeindepräsident Philipp Scheuble selbst hatte am Informationsabend von einem emotionalen Thema gesprochen und gemeint, mit Einsprachen rechne er. Der geplante Deponiestandort ist die spitz zulaufende Geländemulde zwischen Autobahn und Rhein auf Höhe des Ortsteils Büchel. Ausser der Deponie ist der Bau einer so genannten Interventionspiste geplant, die bei Hochwasser Eingriffe am Damm möglich macht und sich mit Lastwagen und schweren Baugeräten befahren lässt.Als Wortführer der Deponie-Opponenten tritt Werner Büchel auf, der während fast vier Jahrzehnten – bis 2010 – Betriebsleiter der Rüthner Wasserversorgung gewesen war. Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren bezeichnete Büchel die Deponiepläne bereits als «unverantwortbar». Er sieht zwei Risiken: Das Grundwasser könnte verunreinigt werden, das Eigengewicht der Deponie auf jene Schichten drücken, die Grundwasser führen.Fachleute haben keine BedenkenDer Gemeinderat hat den Sondernutzungsplan für den Deponiestandort Neufeld bereits genehmigt, derzeit liegt der Erlass öffentlich auf. Die mit dem Projekt betrauten Experten widersprechen den Kritikern. Es werde nur sauberes Aushubmaterial auf die Deponie gebracht, sagen sie, also Erdreich und Steine – Material, das etwa beim Hausbau anfalle. Es seien Bodenproben genommen und Messungen zur Tragfähigkeit der Deponie durchgeführt worden. Die Zahl der zusätzlichen Lastwagenfahrten sei mit rund zwanzig verkraftbar. Büchel erinnert an frühere Dorfbrände und wendet ein: Auch vermeintlich sauberer Aushub könne belastet sein. Seine Kernaussage lautet so: Statt eine Deponie zuzulassen, würde besser die Schutzzone ausgedehnt. Denn vom Büchlerberg bis nach Montlingen erstrecke sich der weitherum grösste Grundwassersee.Schutz wäre «längst auszudehnen gewesen»Als im Jahr 2005 der Kanton die Gewässerkarte überarbeitete, waren die Gemeinden eingeladen, sich zu äussern. Werner Büchel beschrieb und begründete damals die «Notwendigkeit, das Gewässerschutzareal zu erweitern». Die Wasserqualität des Grundwassers in Pumpwerknähe habe sich eher verschlechtert, liege aber immer noch klar über den zugelassenen Werten, hielt Büchel damals fest – und fuhr fort: Mehr Bakterien und chemische Substanzen im Untergrund über dem Grundwasser könnten das Grundwasser ernsthaft gefährden.Konkret empfahl Büchel, das Wiesland im Umkreis des Pumpwerks der Natur zu überlassen, wie das andernorts der Fall sei, und nur einmal jährlich zu mähen. Tatsächlich war die Schutzzonenerweiterung beim Pumpwerk Neufeld ein jährlich wiederkehrendes, im Jahresbericht wiederholt erwähntes Thema der Wasserversorgung.Büchel sagt, die Gemeinde habe ab Mitte des letzten Jahrzehnts der Angelegenheit nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. So seien im betreffenden Gebiet Baubewilligungen für Einfamilienhäuser erteilt worden, obschon eine Schutzzonenerweiterung ein Thema gewesen sei.Im April dieses Jahres schrieb Büchel der Gemeinde, die Zonenerweiterung hätte «längst stattfinden sollen». Er stützt sich dabei auf die 2004 erschienene Wegleitung zum Grundwasserschutz.Bedeutung des Grundwassers nimmt zuDass damals «ein fertiges Vorprojekt mit verschiedenen Ausreden und Begründungen in die Länge gezogen» worden sei, halte er für unverantwortlich, schrieb Büchel in seinem Brief. Aus der 2004 erschienen Wegleitung Grundwasserschutz gehe hervor, dass auch die Grundwasservorkommen für Trinkwasser in Notlagen zu schützen seien; Büchel hat nicht nur das Grundwasserpumpwerk Neufeld im Blick, sondern ebenso einen Grundwasserschacht unter der Autobahn.Gemeindepräsident Philipp Scheuble sagt, die bestehenden Grundwasserareale seien rechtskräftig ausgeschieden. Weder für den Kanton noch die Gemeinde ist eine Schutzzonenerweiterung ein Thema.Der Erlass zugunsten der geplanten Deponie liegt noch bis zum 28. November öffentlich auf, wobei jeder Rüthner und jede Rüthnerin zur Einsprache berechtigt ist. Für nächstes Jahr ist die Auflage des neuen Schutzzonenreglements geplant.Erhört wurde die warnende Stimme Werner Büchels bisher eher im kleinen Kreis. Aber der Widerstand wachse, versichert er, die Stimmen gegen eine neue Deponie in Rüthi hätten sich gemehrt.Gerade in der jüngeren Vergangenheit sei das Bewusstsein für Umweltthemen geschärft worden; angesichts der Gletscherschmelze komme dem Grundwasser künftig eine noch viel grössere Bedeutung bei.Kommt es zu den erwarteten Einsprachen, wird der Gemeinderat in erster Instanz über diese befinden, nächste Rekursinstanz ist das St. Galler Baudepartement. Als weitere Instanzen wären die Gerichte zuständig.Unabhängig davon, wie es weitergeht, sagt Werner Büchel knapp: «Ma werd nöd säge chönne, i heg nünt gmacht.»