«Als wir den Brief verschickten, bekam ich einige böse Mails», sagt Walter Segmüller vom Ortsverwaltungsrat der Rhode Stadt und Vorstadt. Schon vorab war ihm bewusst gewesen, dass sein Vorhaben, Skizzen der Schrebergärten zu erstellen, eine ziemliche Übung werden würde. «Inzwischen habe ich schon zwei, drei Dutzend Formulare zurück bekommen und dazu viele gute Feedbacks», sagt Segmüller. «Die Pächter zeigen grösstenteils Verständnis dafür, dass wir die Pläne nach Jahren wieder einmal bereinigen wollen.» Eingezeichnet werden müssen bis Ende Juli alle Bauten, die sich auf den in der Regel vier Aren grossen Grundstücken befinden – frei von Hand genügt. Die Hütten sollten nicht mehr Fläche als zehn Quadratmeter einnehmen, die überdachten Vorplätze auf zwei Seiten offen sein und nicht mehr als fünf Quadratmeter abdecken. Allerdings gibt es beispielsweise Bauten, die vor Jahrzehnten erstellt wurden und grösser sind.Historisch gewachsene AnlagenDamals waren die Vorschriften anders und manche Gärten hatten eine Grundstücksfläche von acht Aren. «Die Pflanzgärten und die Anlagen darauf sind historisch gewachsen. Oft wurden sie an die nächste Generation oder innerhalb der Verwandtschaft weitergegeben», erklärt Walter Segmüller. Deswegen gehe es in erster Linie darum, den Bestand zu erfassen und die Pläne zu bereinigen. «Die Stadt ist derzeit daran, das Baureglement zu überarbeiten. Je nachdem könnten die Vorschriften auch die Schrebergärten betreffen», sagt Segmüller. So könne den Bestand von heute ausgewiesen und damit auch geschützt werden. Gewachsen sind auch die Anlagen. Viele Pächter sind oft in ihren Pflanzgärten und optimieren ihre Grundstücke.Bewusst machen, was bewilligungspflichtig ist«Die Geräteschuppen sind sicher grösser geworden, weil man sich gegenüber früher mehr Maschinen anschafft», sagt Mario d’Angelo. Er betreut dieses Jahr erstmals den Schrebergarten seiner Grossmutter in Eigenregie und möchte ihn später gerne übernehmen. Er habe Verständnis, dass der neue Chef sein Amt in geordneten Verhältnissen antreten wolle. Walter Segmüller wurde an der Bürgerversammlung der Rhode zum neuen Präsidenten gewählt. Er wird auf Anfang 2023 das Amt von Josef Popp übernehmen.Mit der Übersicht über die Pflanzgärten wird den Pächtern auch wieder einmal bewusst gemacht, was eigentlich bewilligungspflichtig ist. Nebst Hütte und überdachtem Vorplatz gehören auch Hühner- und Kaninchenställe dazu. Treibhäuser fallen nicht unter diese Pflicht. «Oft wurden diese aber zu einer Hütte umgebaut, ohne es zu melden. Auch diesbezüglich gibt es auf den Plänen einiges nachzutragen», sagt Josef Ritter, der im Ortsverwaltungsrat der Rhode für die Schrebergärten zuständig ist. Er habe Anfragen von Pächtern bekommen, die sich erkundigten, wie das Formular denn genau ausgefüllt werden müsse. «Mit einigen traf ich mich und füllte es mit ihnen aus, meistens schlossen sich dann gleich ihre Nachbarn an», sagt Ritter. Wenn die Rhode einen Pflanzgarten verpachte, geschehe dies auch im Vertrauen, dass dieser nicht missbraucht werde, um etwa ein Feriendomizil darauf zu bauen. Pingelig sei man nicht, aber so etwas könnte natürlich nicht toleriert werden. «Nach wie vor ist es nicht erlaubt in einer Hütte zu übernachten», sagt Josef Ritter. Wie eh und je sind die Pflanzgärten dazu da, dass sich die Pächter mit eigenem Gemüse versorgen können.Der Zweck ist dieEigenversorgungDer zukünftige Rhodmeister Walter Segmüller sagt: «Natürlich werden die Schrebergärten auch als Naherholungsraum genutzt, um mit der Familie die Freizeit zu verbringen.» Das sei auch nicht falsch, nur dürfe der eigentliche Zweck, die Eigenversorgung mit Gemüse, nicht verloren gehen. Beim Rundgang durch die sauber gepflegten Beete von Mario d’Angelo schliesst sich Antonio Scognamiglio an, sein Schrebergarten-Nachbar. Mit Stolz wird auf die Pflanzungen verwiesen, etwa die grossen Artischocken, aber auch auf die prächtig blühenden Rosen, welche die Beete eingrenzen. Beide sagen, man lerne nicht nur viel, sondern könne auch den Kindern das Bewusstsein für die Natur vermitteln. «Dazu gehört eben auch, dass man das frisch geerntete Gemüse gleich zubereiten und im Kreise der Familie geniessen kann», sagt d’Angelo.Auch das kollegiale Verhältnis mit den Nachbarn sei ein Bestandteil dieses Hobbys. «Wir mähen beispielsweise die Rasenflächen unserer Grundstücke abwechselnd. Ich weiss von daher gar nicht genau, wo die Grenzen verlaufen», sagt der Altstätter. Er werde den Skizzen ein Drohnenbild beilegen. «Ich denke, die zuständigen Personen werden sich schon melden, wenn etwas nicht passt.»