14.02.2022

Den Menschen dort helfen, wo es nötig ist

Seit zehn Jahren unterstützt der Diepoldsauer Yves Störi und der von ihm gegründete Verein «Mauern fürs Leben» Menschen in und um Fortaleza dos Nogueiras in Brasilien. Gestartet hat alles mit dem Bau eines Hauses.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 02.11.2022
«Ich bin stolz darauf, können wir mit einem schlank und modern organisierten Verein die Menschen genau dann und dort un­terstützen, wo sie Hilfe brauchen», sagt Yves Störi. Der Verein Mauern fürs Leben führt in Brasilien etwa Berufs- und Umweltbildungskurse durch, die auf die Bedürfnisse der Einheimischen abgestimmt sind. Lokale Leiterinnen und Leiter führen sie dann durch.Wurde 2014 ein Kurs für 14 Teilnehmende angeboten, sollen es dieses Jahr 23 Kurse für annähernd 350 Personen geben. Störi sagt, er habe das weder forciert noch geplant.Berufsbildung als Weg aus der Armutsspirale«Als wir 2019 merkten, dass es Sinn ergibt, die Kurse statt nur in einem Dorf auch anderswo anzubieten, suchte unser Team vor Ort interessierte Partner», sagt der Gründer. Seit 2021 werden die Kurse nicht mehr nur in Fortaleza dos Nogueiras durchgeführt, sondern auch in vier weiteren Dörfern. «Wir organisieren und bezahlen die Kursleitung. Unterkunft, Verpflegung und Kurs-Administration liegen in der Verantwortung der lokalen Teams», sagt Yves Störi. Im letzten Herbst wurde er bei sechs weiteren Gemeindepräsidenten mit den Projekten vorstellig. Sofern diese die Abmachungen einhalten, werden dieses Jahr in zehn Gemeinden in der Region Süd-Maranhão Kurse angeboten.Nicht alle Gemeinden sind bereit, die Abmachungen einzuhalten. Weil nicht alles wie gewünscht funktionierte, mussten Störi und sein Team in zwei Dörfern nach dem ersten Kurs intervenieren. In einem dieser zwei Dörfer läuft heute alles glatt – im anderen gibt’s keine Kurse mehr.«Wir bieten Menschen eine Perspektive, die nie eine gehabt hätten. Die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen, ist der einzig nachhaltige Weg, um der Armut zu entkommen», sagt der Diepoldsauer. Der Vereinspräsident und die Mitarbeitenden seiner lokalen Partnerorganisationen freuen sich, mit diesem gesunden Wachstum in gut geplanten, kleinen Schritten der Vision näher zu kommen, allen Menschen in der Region eine Berufs- und Umweltbildung zu ermöglichen. Erste Photovoltaikanlage der Region installiert  Yves Störi ist seit seinem ersten Besuch in Brasilien beeindruckt von der Arbeit, die das Kinderhilfswerk Vida Nova leistet. Dieses ist heute zentrale Partnerorganisation des Vereins. Dort bekommen Kinder und Jugendliche, die in schwierigen Verhältnissen aufwachsen, die Möglichkeit für Nachhilfeunterricht, eine warme Mahlzeit pro Tag und neue Freunde. Die Mitar­beitenden legen viel Wert auf gegenseitigen Respekt, Vertrauen und Zuverlässigkeit.«Um diese Organisation zu unterstützen, entstand die Idee, eine Photovoltaikanlage für Vida Nova zu erstellen», sagt Störi. Das auch als Zeichen für eine nachhaltigere Entwicklung der Region. Nach dem Grundsatz, Hilfe zur Selbsthilfe zu fördern, starteten Störi und sein Team im Februar 2021 die Suche nach Lieferanten, einem zuverlässigen Installateur und einer geeigneten didaktischen Form, um nicht nur Infrastruktur zu schaffen, sondern auch das Wissen über die Technologie zu lehren.Im Mai startete Installateur Francisco den theoretischen Teil eines Kurses für 14 angehende Monteurinnen und Monteure. Es wurde Material bestellt, Panels und Wechselrichter installiert, Spannungswandler eingebaut und die Anbindung ans Stromnetz vorgenommen. Im Juni installierte man im praktischen Kursteil auf den Dächern von Vida Nova die komplette PV-Anlage. Es ist die erste dieser Art in der Region. Mit monatlich produzierten 6000 kWh versorgt sich das Kinderhilfswerk seither unabhängig mit Energie und muss keine Stromrechnungen mehr bezahlen.Von der One-Man-Show zum verlässlichen Partner2012 noch lief alles über Yves Störi. Der Diepoldsauer hatte sein Studium unterbrochen, um als Zivildienst-Musiklehrer nach Brasilien zu reisen. Statt Kri­minalität fand er Gastfreundschaft, statt Materialismus pure Natur. Störi genoss das einfache Leben und entwickelte die Idee, den Menschen vor Ort zu helfen. 2014 fand der erste Kurs statt, ein Jahr später gründete er den Verein «Mauern fürs Leben». Zusammen mit zwei Studienfreunden entwickelte er den Verein strategisch und operativ weiter; sie erarbeiteten Gönnerstrukturen und schrieben weitere Kurse aus. Heute läuft in Brasilien alles über die Leitung von Vida Nova und eine seit 2020 dafür angestellte Person.In der Schweiz ist um den Einzelkämpfer ein Verein mit 13 aktiven, meist ehrenamtlich arbeitenden Mitgliedern und gut 150 Gönnerinnen und Gönnern entstanden. Als 2020 Corona die Welt heimsuchte, konnte Yves Störi auf ein funktionierendes Netz zurückgreifen und lancierte die Corona-Soforthilfe, die ermöglichte, 324 Familien mit Grundnahrungsmitteln und Hygieneartikel zu versorgen. «Es zeigte sich, dass Hilfe zur Selbsthilfe der richtige Weg ist», sagt der Vereinspräsident. Er träumt davon, dass es den Verein in zehn Jahren nicht mehr braucht, weil die Menschen Wege gefunden haben werden, sich selbst aus- und weiterzu­bilden. Er sehe jetzt schon Beispiele, wo Kursteilnehmende ihr Wissen jüngeren Generationen weitergeben. So sei einer ihrer ersten Kühltechniker-Absolventen die Referenzadresse, wenn es darum geht, Klimaanlagen zu reparieren. Der Mann habe zwei Lehrlinge eingestellt, die ihm helfen und von seinem Wissen lernen. Bis dahin hofft Störi, Wachstum und Vertrauen aufrechterhalten zu können. «Zudem träume ich von einem Besuch im Dorf mit interessierten Personen», sagt Yves Störi.Weitere Infos:www.mauernfuersleben.com. Spenden / Gönner: IBAN CH23 8126 2000 0031 9690 5, Kontoinhaber: Verein «Mauern fürs Leben», Flurstras­-se 1, 9444 Diepoldsau, Raiffeisenbank Diepoldsau-Schmitter oder per Twint mit Name und Adresse an 079 200 44 91.

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