22.07.2020

Den Lebensabend in Eichberg verbringen

Die Gemeinde möchte eine Genossenschaft für den Bau einer Altersresidenz gründen. Damit kommt sie einem Anliegen älterer Einwohner nach.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Wer in Eichberg wohnt, ist gern dort daheim. Und möchte vielleicht gar nie mehr weg. Im Alter bleibt einem heute aber unter Umständen nichts anderes übrig, wenn einem das Eigenheim zu gross wird oder das Wohnen darin beispielsweise wegen vieler Treppen oder anderer Hindernisse zu mühsam wird. In eine kleine, günstige, altersgerechte Wohnung im Dorf umziehen, kann man nämlich nicht – es hat schlichtweg so gut wie keine. Das ist vor allem den älteren Einwohnerinnen und Einwohnern schon länger bewusst.Einer von ihnen, Wiliam Züst- Looser, hat der Gemeinde sogar ein kleines Vermögen vermacht, damit sie mit dem Geld den Bau von Alterswohnungen fördert. Züst starb bereits 2012. Doch erst jetzt wird der Bau von Alterswohnungen konkret. Das liegt weniger an mangelndem Willen des Gemeinderates, der sich die Förderung von Alterswohnungen ­bereits in seinem Leitbild von 2002 auf die Fahnen geschrieben hatte. Es fand sich aber lange keine geeignete Parzelle.Erst 2018 konnte die Gemeinde von der Familie Züger die Liegenschaft an der Oberaustrasse 4 kaufen. Zusammen mit dem benachbarten Grundstück an der Oberaustrasse 6, für das die Gemeinde einen Kaufrechtsvertrag abschliessen konnte, ergibt sich eine Fläche in einer Grösse, die sich für den Bau einer Altersresidenz eignet. Tatsächlich steht noch etwas mehr Platz zur Verfügung: Der benachbarte Schopf mit dem Entsorgungsplatz davor gehört auch der Gemeinde, und für das gleich daneben stehende Haus an der Oberaustrasse 8 hat die Gemeinde ein Kaufrecht.Vorgesehen ist, dass nicht die Gemeinde selbst als Bauherrin auftritt, sondern dass eine Genossenschaft, die diesen Herbst gegründet werden soll, die Trägerschaft der Alterswohnungen übernimmt. Der Boden bliebe Eigentum der Gemeinde; sie würde ihn der Genossenschaft im Baurecht abtreten.Einwohner können Genossenschafter werdenDen Grossteil des Genossenschaftskapitals wird die Gemeinde einbringen, weshalb der Gemeinderat im Verwaltungsrat auch die Fäden in der Hand behalten will. Das Geld besteht zum einen aus dem Legat Wiliam Züsts in Höhe von rund 315000 Franken sowie aus den knapp 260000 Franken, welche die Gemeinde aus der Auflösung des Pflegheim-Zweckverbands erhalten hat, nachdem die Stadt Altstätten das frühere regionale Pflegeheim neben dem Spital, das heutige Haus Sonnengarten, übernommen hat. Weiter will sich die Ortsgemeinde beteiligen. Aber auch alle Einwohner und alle Firmen in der Gemeinde, die das Vorhaben unterstützen möchten, sollen Anteilscheine à 2000 Franken kaufen können. Genossenschafter werden allerdings keinen Anspruch auf eine Wohnung haben, und umgekehrt wird es für einen Mieter auch keine Voraussetzung sein, Genossenschafter zu sein.Über eine Summe in der Höhe, wie sie die Gemeinde in die Genossenschaft einschiessen will, kann der Gemeinderat allerdings nicht abschliessend entscheiden. Die Zustimmung der Bürgerschaft ist dazu nötig. Wäre die Corona-Pandemie nicht gewesen, hätte die Bürgerversammlung anfangs April darüber befunden. Ein Gutachten dafür war auch bereits im Amtsbericht enthalten.Wegen Corona stimmten die Eichberger über Rechnung und Budget dann aber an der Urne ab. Die Abstimmung über die Beteiligung an der Genossenschaft wurde hingegen auf eine ausserordentliche Bürgerversammlung verschoben, die möglichst noch diesen Herbst stattfinden soll. Der Gemeinderat möchte damit die Möglichkeit zur Diskussion geben. Ausserdem lag im Frühling, ebenfalls wegen Corona, noch keine Projektstudie vor (siehe nebenstehenden Text), die man den Bürgern vor ihrem Entscheid zeigen möchte. Mit dem Bau der Altersresidenz begonnen werden soll laut Gutachten im Amtsbericht im Jahr 2021. Planungsauftrag geht an NovaronDen Zuschlag für die Planung der Residenz hat in diesen Tagen das Architekturbüro Novaron (Balgach und Zürich) erhalten. Um den Auftrag haben sich laut Gemeindepräsident Alex Arnold fünf Büros aus der Gemeinde selbst und aus der Region beworben. Alle fünf hätten gute Projektstudien eingereicht, die in vielen Belangen den Anforderungen gerecht würden. Die Jury habe sich den Entscheid denn auch nicht leicht gemacht, hält Arnold fest. Unter dem Strich habe Novaron aber die überzeugendste Lösung eingereicht. Darin sei sich die Jury nach einer langen, vertieften Auseinandersetzung mit den Projekten zuletzt einig gewesen. Vorgegeben war unter anderem, dass die Wohnungen klein, praktisch und günstig sein sollen und dass der Bau ins Ortsbild passen soll, zählt Gemeindepräsident Arnold auf. Die Besonnung, Balkone und Aussenräume, Parkierungsmöglichkeiten, ein Begegnungsraum und anderes mehr seien weitere Aspekte gewesen, die in die Beurteilung einflossen. Der Jury gehörten Vertreter der politischen Gemeinde, der Ortsgemeinde und der Spitex an sowie ein Baufachmann und zwei weitere Einwohner Eichbergs.Corona hat den Entscheid um Monate verzögertDer Entscheid fürs Planungsbüro hätte ursprünglich schon vor Monaten fallen sollen. Als Folge der Coronaabstandsvorschriften konnte die Jury aber längere Zeit nicht zusammentreten. Erst im Juni hat sie ihre Arbeit wieder aufgenommen. Wegen dieser Verzögerung hat der Gemeinderat beschlossen, auch die von der Bürgerschaft nötigen Beschlüsse auf später zu verschieben. 

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