Monika von der LindenAuf dem Dach des Rhema-Eventzeltes sass kein Hahn. Er war aber doch zugegen. Der Vogel hatte die Aufgabe, den Part der Kirchenglocken zu übernehmen und rief evangelische wie katholische Christen zum Gottesdienst.Also krähte der Hahn dreimal und landete auf dem Altar.Nicht etwa zufällig hatten die drei reformierten Pfarrer Renato Tolfo, Marcel Ammann und Martin Böhringer und der eine katholische Jugendseelsorger, Uwe Rohloff, den Vogel ausgewählt. Im Rheintal markiert er hoch oben auf den Kirchentürmen die vor 500 Jahren begonnene Reformation.Er ist aber ein Symbol aller Christen und begleitet die Menschen hierzulande durch das Jubiläumsjahr – und durch den ökumenischen Rhema-Gottesdienst.Anhand eines Silbenrätsels fanden die Gottesdienstbesucher heraus, dass der Hahn mit vielen Rollen in Verbindung gebracht wird: Er ist Wächter, Mahner, Wetterprophet, Lichtbringer oder Glücksbringer.Petrus versagt, der Hahn krähtPetrus mag kaum gute Erinnerungen an den Hahn haben. Aus der Perspektive der Jünger Johannes (Renato Tolfo) und Petrus (Martin Böhringer) spielten die zwei Pfarrer die Geschichte nach, mit der die Bibel über das Geschehen im Garten Gethsemane erzählt: Petrus wollte fest zu Jesus stehen. Es gelang ihm nicht. Er verleugnete seinen Freund dreimal. Jedes Mal krähte der Hahn und erinnerte Petrus an sein Versagen.Petrus hatte versagt. Er hatte den Mund zu voll genommen. Er wollte für Jesus durchs Feuer gehen, wurde aber den eigenen Ansprüchen nicht gerecht.Dass er seine christlichen Grundsätze auch nicht immer umzusetzen vermag, obwohl er es gern täte, erzählte Marcel Ammann. Petrus sei nicht in seiner Angst verharrt, sagte Ammann. Er habe darauf vertraut, Kraft aus der Beziehung zu Gott zu schöpfen. Nur wenige Tage später, an Pfingsten, vermochte er sich vor Tausende Menschen zu stellen und zu ihnen zu predigen.Ein Gottesdienst besteht nicht allein aus einer Predigt. Musik und Gesang sind ebenso eine Form des Gebetes. Eine Ad-hoc-Band mit Chor aus Altstätten animierte die Gläubigen aller enerationen zum Mitsingen. Damit dies gelingen konnte, projizierte man den Liedtext an die Leinwand.Tausende Menschen feierten den Rhema-Gottesdienst zwar nicht. Inzwischen wird er aber von vielen geschätzt. Wer nach der Feier durch die Ausstellung ging, kam am Stand der evangelischen Kirchgemeinden im Oberrheintal vorbei.Dort verkündeten sie auch eine Botschaft: Die Kirche versteht sich nicht als eine reine Dienstleisterin, die eine erquickliche Stunde am Sonntagmorgen beschert.