Ob Zentrumsentwicklung oder geplante Neubauten, die zwei Brüder haben bloss einen einzigen Einwand: Der Freihof gehöre als markanter Eckpunkt zum Dorfplatz wie der Tipilzouer Dialekt zum Dorf.Diese Ansicht verträgt sich nicht mit dem Beschluss von politischer Gemeinde und Ortsgemeinde Schmitter, ihr gemeinsam erworbenes Freihofareal gegen das Postareal zu tauschen, so dass Raiffeisen auf dem jetzigen Freihof-Areal ein neues Geschäftsgebäude errichten kann.Die beiden Gemeinden wollen ihrerseits auf dem Postareal ein fünfgeschossiges Gebäude mit Veranstaltungssaal und Bühne, Restaurant, Gästezimmern und sieben Wohnungen errichten (siehe Zeitungsbeitrag vom 16. November).Schützenswertes EinzelobjektAlfred Weder, ein früherer Unternehmer und Diepoldsauer Gemeinderat von 1985 bis 92, sähe das Dorfbild mit dem Verschwinden des Freihofs unstatthaft verändert. Immerhin handle es sich um ein schützenswertes Einzelobjekt, dessen Substanz es zu erhalten gelte, wie es im Inventar schützenswerter Objekte heisst. Alfred Weder fügt hinzu, das Privileg, den Titel Freihof zu tragen, sei seit dem 15. Jahrhundert ein besonderes Vorrecht gewesen, das nur wenigen Höfen und Gaststätten gewährt worden sei.[caption_left: So sah der Freihof früher aus. (Bild: Staatsarchiv).]Besondere Sorge bereitet Weders die St. Galler Baugesetzrevision, der ein folgenreicher Nachtrag blüht: Über die Beeinträchtigung oder Beseitigung von national oder kantonal bedeutsamen Schutzobjekten sollen künftig – so die Idee – die Gemeinden befinden.«Nicht liebloser ArchitekturVorschub leisten»Wertungsfrei bemerkt Paul Weder, dass Diepoldsau nicht den Gemeinden zugehöre, die viel zugunsten von Historischem geleistet hätten. Den Freihof zu bodigen, hielte er aber für falsch.Indem die Gemeinde sich unter anderem eine Verbesserung der Lebensqualität auf die Fahne geschrieben habe, könne sie nicht liebloser Architektur Vorschub leisten und den Freihof sozusagen der Finanzwelt opfern. Nicht ein Bankgebäude, sondern der Freihof habe im Dorfzentrum das Dominierende zu sein.Als einstiger Bauchef von Heiden und langjähriger Projektleiter beim Hochbauamt der Stadt St. Gallen hat Paul Weder zu Baufragen eine besondere Affinität. Das St. Galler Athletikzentrum zwischen Museen und Kantonsspital hatte seinerzeit er initiiert. Mit Blick auf die Freihof-Zukunft nennt er den Freihof in Gossau als mustergültiges Beispiel für einen modernen Bau, der den Respekt vor der Vergangenheit erkennen lasse.Freihof gehörte sogar mal Weders VorfahrenPaul und Alfred Weder finden, die Geschichte des Freihofs sollte am Gebäude ablesbar sein. Das schliesse zwar nicht den Ersatz durch einen Neubau am heutigen Standort aus, aber die Architektur hätte nach Ansicht der Brüder die gleiche zu sein und das Haus eine Backsteinfassade aufzuweisen.Als der Freihof um 1900 neu gebaut wurde, fanden Ziegel aus der damaligen Ziegelei Verwendung, die sich leicht südlich des heutigen Oberstufenzentrums befand und die dem Diepolds-auer Rheindurchstich zu weichen hatte.In den ersten Jahren des letzten Jahrhunderts gehörte der Freihof sogar der Familie Weder. Grossvater Arnold betrieb das Restaurant, dem auch eine Brauerei und sicher bis etwa Mitte des letzten Jahrhunderts eine Badeanstalt zugehörte. Bis in die junge Vergangenheit war der früher auch als Militärküche und Tanzlokal dienende Freihof mit seinem stattlichen Saal ein wichtiger Begegnungsort.An Bedeutung möglichst noch zulegenIn der Vorstellung von Paul und Alfred Weder könnte ein neuer Freihof am gleichen Ort sogar an Bedeutung gewinnen. Gemeint ist, dass die Gemeinde das Gebäude als ein eigentliches kulturelles Zentrum gestalten könnte, statt «nur» einen gesellschaftlichen Mittelpunkt zu haben. Zudem schwebt den Brüdern eine touristische Aufwertung vor. Ein Gästezimmer pro tausend Einwohnerinnen und Einwohner «mögtis sicher liide», finden sie.Weders versuchen, 391 Unterschriften zu sammelnDass die politische Gemeinde und die Ortsgemeinde für das Postareal einen Saal für 400 Personen und Wohnungen in einem neuen, über die Staatsstrasse «verschobenen» Freihof vorsehen, mögen die Brüder nicht nachvollziehen.[caption_left: Paul Weder (links) sowie sein Bruder Alfred fänden es gut, wenn über die Zukunft des Freihofs abgestimmt würde. (Bild: gb)]Weder sei ein derart grosser Saal angesichts des nahen Oberstufenzentrums erforderlich, noch sei es Aufgabe der Ortsgemeinde, sieben Wohnungen zu bauen; «etwas anderes wäre es, wenn Alters- oder Sozialwohnungen entstünden», sagt Alfred Weder.Die Gemeinde liess schon früh verkünden, die im Juli öffentlich vorgestellte Überbauungs- und Nutzungsstudie habe durchwegs positive Rückmeldungen ausgelöst. An der Orientierungsversammlung war Alfred Weder der Einzige, der sich kritisch zu Wort meldete. Nun hat er vor, unter Mithilfe des Bruders Unterschriften zu sammeln und das aktuelle Tauschgeschäft zwischen der Raiffeisenbank sowie der Orts- und politischen Gemeinde an die Urne zu bringen. Damit das Referendum zustande kommt, sind 391 Unterschriften nötig, die Referendumsfrist dauert bis 17. Dezember.Alfred Weder sieht es sportlich: Falls es klappe und es zur Abstimmung komme, würde es ihn und den Bruder freuen – und falls doch nicht, hätten sie es wenigstens versucht.