«In Diepoldsau geht es immer irgendwie um Verkehr.» Dieser Satz stammt aus einem Bericht im «Rheintaler» über einen Informationsanlass auf der Rheininsel im März 2019. Er dürfte bereits vorher zutreffend gewesen sein und bis heute nichts an seiner Gültigkeit eingebüsst haben.«Es geht uns um den Mehrverkehr», sagt denn auch Judith Züst. Sie wohnt an der Stockstrasse, die parallel zur Hohen-
emserstrasse verläuft und schliesslich in die Werkstrasse mündet. Genau dort, wo die neue Gemüserüsthalle entstehen soll (Ausgabe vom 1. Juni). Am Montag endete die zweiwöchige Einsprachefrist für das Bauvorhaben des in Diepoldsau ansässigen Landwirtschaftsbetriebs. Auf Montag datiert ist auch die Einsprache von Judith Züst, die sich bereits im Vorfeld in einem Leserbrief mit weiteren Mitunterzeichnenden gegen das Projekt ausgesprochen hatte. Gegen mehr Verkehr, mehr Lärm, mehr SchadstoffeJudith Züst führt in ihrer Einsprache zusätzlichen Mehrverkehr durch LKWs, Traktoren und Autos ins Feld, der durch den Neubau eines Gemüsezentrums nahe dem Zoll entstünde und die Lebensqualität der Bevölkerung weiter einschränke. Sie befürchte, «dass die Gemüsebauern trotz Verkehrskonzept den direkten Weg von der oberen Rietbrücke zur Werkstrasse wählen werden», schreibt Judith Züst und vermerkt, dies sei sogar verständlich. Das von der Bauherrschaft mit eingereichte Verkehrskonzept sei «Theorie», ist Züst überzeugt. Sorgen bereitet ihr zudem eine mögliche Belastung des Trinkwassers durch Fungizide und Pestizide, mit denen das zu verarbeitende Gemüse belastet sein könnte. Agnes und Fredi Durot-Ma-this listen in ihrer Einsprache teils die gleichen Punkte auf wie Judith Züst. Das an der Hohen-
emserstrasse wohnhafte Ehepaar führt ergänzend «eine noch höhere Lärmbelastung», mehr Stau, mehr Schadstoffemissionen und eine Wertminderung der Grundstücke an lärmbelasteten Strassen ins Feld.Bereits Mitte 2018, als die Fahrmaadhof AG zwei landwirtschaftliche Parzellen an der Werkstrasse umzonen lassen wollte, um dort ein Gemüsezentrum zu errichten, hatte Agnes Durot zur Gruppe derer gehört, die sich gegen die Ansiedlung wehrten. Sammeleinsprachen wurden seinerzeit en masse von gesamthaft etwa 400 Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnet. Der Gemüseproduktionsbetrieb nahm in der Folge von dem Vorhaben Abstand.Auch Fürsprecher äussern sichNebst den beiden vorgängig erwähnten Einsprachen, die dieser Zeitung vorliegen, dürften aller Voraussicht nach einige weitere eingegangen sein. Von etwa fünf Einsprechenden habe sie Kenntnis, gibt Judith Züst an.
Wie viele Einsprachen er sich letztlich zu Gemüte führen muss, wird Fahrmaadhof-Geschäftsführer Simon Lässer heute Mittwoch von der Diepoldsauer Bauverwaltung erfahren. Der Lektüre möchte er nicht vorgreifen, wie er sagt, und sich deshalb (noch) nicht zur Sache äussern. Derweil haben gemäss Aussage von Judith Züst bis am frühen Dienstagabend etwa 100 Personen eine Petition unterschrieben, in der der Gemeinderat dazu aufgefordert wird, folgende Punkte «sorgfältig abzuklären»: den tatsächlichen Mehrverkehr, die Luftqualität und Lärmbelastung an der Hohenemserstrasse, die Brückentraglast obere Rheinbrücke sowie den Wasserverbrauch. Und schliesslich sei seitens des Gemeinderats eine «eventuelle Landreserve bei zusätzlichem Platzbedarf» zu ermitteln.Anders als vor vier Jahren äussern sich aktuell auch Fürsprecher des Projekts, wobei man eigentlich korrekt von «Nichtgegnern» sprechen müsste. Die Verkehrsbelastung auf den Hauptstrassen der Rheininsel stellen sie nicht in Abrede, ordnen das Bauvorhaben indes in einen weiteren Kontext ein. Heinz Nüesch aus Diepoldsau geht es in seinem Leserbrief (Ausgabe vom 4. Juni) beispielsweise um die Gewährleistung der «Versorgungssicherheit mit gesunden Produkten aus der Region» sowie um die Sicherung von Arbeitsplätzen im Dorf. «Den» Standort direkt an der Autobahn und in der richtigen Zone gebe es nicht. Auf die Verkehrsbelastung Diepoldsaus durch den Transitverkehr weisen zwei Leserbriefschreiber in der heutigen Ausgabe hin. Teils sei der Mehrverkehr in Diepoldsau aber auch selbst gemacht (...) «von anderen grossen Unternehmen, die aber kaum der Kritik ausgeliefert sind», meint Rolf Sieber.