Fussball 08.06.2023

Dem FC Widnau steht eine Art Endspiel um Platz vier bevor

Es geht auf das Saisonende zu. Ein Zeichen dafür sind die Anspielzeiten, die in den letzten zwei Runden einheitlich, für einige aber untypisch sind. Zum letzten Saisonspiel begrüsst Widnau den FC Thalwil so nicht sonntags um zwei, sondern am Samstagabend um sechs.

Von Hansueli Steiger
aktualisiert am 08.06.2023

Thalwil liegt am linken Zürichseeufer, das wegen der eher schattigen Hanglage auch als «Pfnüselküste» bekannt ist, und zählt eine Bevölkerung von knapp 19’000 Menschen. 2013 ist Thalwil in die 1. Liga aufgestiegen, wo es sich acht Saisons konstant im Mittelfeld halten konnte. Eine Ausnahme war die «Corona-Saison» 2019/20, als Thalwil beim Meisterschaftsstopp zwar Letzter war, aber dennoch in der Liga bleiben konnte, weil niemand relegiert wurde. Ende der letzten Spielzeit ist Thalwil zusammen mit Balzers aber in die 2. Liga interregional abgestiegen. Der Abstieg war vor allem einer völlig verkorksten Rückrunde mit vier Punkten aus 13 Spielen geschuldet.

Widnau muss sich auf einen starken Gegner einstellen. Bekanntester Spieler der Zürcher ist der 28-jährige Endogan Adili. Der 33-fache Schweizer Junioren-Nationalspieler spielte bei den Grasshoppers und Basel. Nach einem Abstecher zu Galatasaray kehrte er in die Schweiz zurück. Im ersten Einsatz für GC 2010 erzielte er gegen Xamax zehn Minuten nach seiner Einwechslung sein erstes Tor im Profifussball – mit 15 Jahren und 286 Tagen. Er ist bis heute der jüngste Torschütze in der höchsten Liga.

Widnau pausiert am letzten Spieltag

Der FCW hat eine etwas undankbare Lage: Weil die Liga 15 Teams aufweist, pausiert jedes Wochenende eine Mannschaft. Ausgerechnet in der letzten Runde (17. Juni) fällt die Pause auf den FC Widnau, der so gegen Thalwil nochmals 90 Minuten voll gehen muss, um die gute Ausgangslage für das Saisonziel (Platz unter den ersten vier) aufrechtzuerhalten. Auf den vierten Platz schielen auch noch Uster, Chur – und Thalwil. Nur schon deshalb wäre ein Sieg gegen die Zürcher im Direktduell wichtig – eigentlich sogar Pflicht. Auch wenn Uster und Chur im letzten Spiel noch die Klingen kreuzen und mindestens einer der beiden dann Punkte liegen lässt.

Auf solche Rechenspiele möchten sich die Widnauer aber nicht einlassen und die Saison mit einem Sieg abschliessen.

An das Hinspiel vom 19. November 2022 hat Widnau nicht die besten Erinnerungen. Es ging 1:2 verloren, Slobodan Aksic erzielte das Anschlusstor aus einem Getümmel heraus in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Einen Topskorer haben die Zürcher nicht, dafür teilen sich zwölf Spieler die 44 erzielten Tore auf. Edis Mamic hat mit sechs Treffern am meisten auf seinem Konto. Ein anderer Spieler hat dem Widnauer Co-Trainer, Daniel Lüchinger, im Spiel in Thalwil Eindruck gemacht: «Der brasilianische Innenverteidiger Aislan war der stärkste Spieler des Gegners.» Für Samstag sagt Lüchinger ein ausgeglichenes Spiel voraus: «Ich gehe davon aus, dass die Tagesform entscheiden wird.»

Fehlen wird sicher der verletzte Stammtorhüter Ilija Kovacic. Er verlässt die Aegeten und schlägt seine Zelte beim USV Eschen/Mauren auf, der den Ligaerhalt in der ersten Liga geschafft hat. Auch Ilija Ivic wird ziemlich sicher gegen Thalwil nicht dabei sein können. «Ob es für Timon Cabezas nach einer Mittelfussprellung schon wieder reicht, sehen wir im Abschlusstraining», sagt Lüchinger und fügt an: «Gewinnen wir das letzte Spiel, beenden wir die Meisterschaft mit 48 Punkten und haben eine recht gute Saison gespielt. Natürlich wäre etwas mehr möglich gewesen, aber wir mussten auch immer wieder wegen teils längerer Verletzungen auf Stammspieler verzichten.»

Vorne eigentlich alles klar – hinten nicht

Ganz vorne dürfte am letzten Samstag die Entscheidung gefallen sein: Balzers gewann das Duell bei Uster 1:0 und braucht aus den verbleibenden zwei Spielen gegen Wil II und in Thalwil noch einen Punkt, um den direkten Wiederaufstieg zu schaffen. Balzers hatte eine durchzogene Rückrunde, profitiert nun aber von den elf und mehr Punkten Vorsprung, die sich die Liechtensteiner bis zur Winterpause erarbeitet hatten.

Anders sieht es bei Frauenfeld aus. Die Thurgauer lagen nach der Vorrunde mit neun Pünktchen tief im Abstiegskeller. Durch die zweitbeste Rückrunde aller Teams (nach der SV Schaffhausen) ist der Ligaerhalt des FCF ein realistisches Szenario geworden. Leidtragender dieses Hochs scheint Rorschach-Goldach zu werden. Nach der Hinrunde schielten die Seebuben nach oben und lagen nur einen Punkt hinter Rang zwei, damals belegt von Widnau. Eine misslungene Rückrunde mit einem einzigen Sieg und zuletzt der 0:1-Heimniederlage gegen den Tabellenletzten Amriswil liess die Rorschacher unter den Strich fallen. Nicht nur Widnau würde in der Interregio die spannenden Spiele gegen «RoGo» vermissen.


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