Der Kanton will künftig nicht mehr zu jedem einzelnen von einem Wolf gerissenen Nutztier eine Medienmitteilung verbreiten. Das passt dem Eichberger SVP-Kantonsrat Walter Freund und weiteren bäuerlichen Kantonsrätinnen und Kantonsräten gar nicht. In der Novembersession verlangten sie in einem gemeinsam eingereichten Vorstoss eine lückenlose Information. Die Bevölkerung habe ein Anrecht darauf, schrieben sie.Ab Sommer Liste auf KantonswebseiteMittlerweile liegt die Antwort der Regierung auf die Interpellation vor. Es sei nicht so, dass Wolfsrisse überhaupt nicht mehr kommuniziert würden, wie es Walter Freund und seine Mitinterpellanten in ihrem Vorstoss dem Kanton vorwerfen. Bestätigt wird aber, dass lediglich noch nach speziellen Vorkommnissen eine Medienmitteilung verbreitet wird, etwa, wenn eine grössere Anzahl Nutztiere gerissen wurde. Ab dem kommenden Sommer sollen aber Risse an Nutztieren auf der Webseite des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei für die Öffentlichkeit jederzeit einsehbar aufgelistet werden.Die Regierung begründet die reduzierte Kommunikation mit der Aktualität und der gesellschaftlichen Relevanz. Es gebe mittlerweile seit zehn Jahren Wölfe im Kanton und es gebe keinen Kantonsteil, in dem es nicht schon Wolfsnachweise oder von einem Wolf gerissene Tiere gegeben habe. Es sei auch schon wiederholt darauf hingewiesen worden, dass jederzeit und überall im Kanton St. Gallen mit Wölfen zu rechnen sei.Walter Freund begrüsst die im Internet öffentlich einsehbare Liste. Dennoch hätte er sich eine offensivere Information gewünscht, zumal eine reduzierte Kommunikation lediglich Gerüchten und Falschinformationen Vorschub leiste. Vorbildlich sei da der Kanton Graubünden, der auf seiner Webseite nicht nur Risse, sondern sämtliche Wolfsnachweise laufend auf einer Karte visualisiert.Walter Freund: «Es braucht eine Bestandsregulierung»Darüber hinaus fordert der Kantonsrat und Meisterlandwirt aus Eichberg den Abschuss von Wölfen. Angesichts der wachsenden Wolfspopulation genügten noch so viele Herdenschutzmassnahmen seitens der Landwirtschaft nicht mehr. Das Konzept von Bund und Kanton geht für ihn nicht mehr auf: Er ist der Ansicht, dass es jetzt an der Zeit ist für eine Bestandsregulierung, die über den Abschuss von Schaden stiftenden Einzeltieren hinausgeht. Walter Freund verweist hierzu auf Schweden, wo der im Vergleich zur Schweiz etwas mehr als doppelt so grosse, aber auf einer wesentlich grösseren Fläche lebende Wolfsbestand mittels einer Lizenzjagd reguliert werde.Die Regierung anerkennt zwar, dass die Wolfspräsenz für die Landwirtschaft eine grosse Herausforderung ist und dass der Schutz der Nutztiere für die Bäuerinnen und Bauern einen Mehraufwand bedeutet. Die Einschätzung Walter Freunds, dass die Situation aus dem Ruder gelaufen sei, teilt sie aber nicht.