14.07.2021

"Das Wichtigste ist die Freude"

Für Fabio Kobelt vom STV Kriessern geht am Freitag ein Traum in Erfüllung: Er vertritt die Schweiz an der U20-Europameisterschaft.

Von Andrea Kobler
aktualisiert am 03.11.2022
Sportanlage Riet in Balgach. Für Fabio Kobelt, Hürdenläufer des STV Kriessern, steht das letzte Training auf heimischem Boden an. Die Temperaturen sind um 25 Grad, ähnlich wie sie es an der U20-EM in Tallinn (Est) sein werden.Wie immer vor Wettkämpfen ist das Training eher kurz. Es werden sechs statt der am Wettkampf zu laufenden zehn Hürden gelaufen.[caption_left: Für Kobelt wichtig und entscheidend ist, dass er die erste Hürde mit leichter Oberkörpervorlage und mit Druck angeht, aktiv mit dem Gegenarm zieht und von Hürde zu Hürde in einen Steigerungslauf kommt.]«Kann er dies im Wettkampf umsetzen, kommt es gut», ist Heimtrainer Markus Baumgartner überzeugt. Kobelt steigerte sich im Verlauf der Saison stetig. Er lief die 110 m Hürden im Wettkampf in 14,99 s (13. Mai in Kreuzlingen), in 14,63 s (5. Juni in Zofingen) und in 14,25 s und Limitenzeit (13. Juni in Frauenfeld). Beim Einladungsmeeting Anfang Juli in Mannheim kam er mit 14,29 s nochmals sehr nahe an die Limitenzeit heran. Fabio Kobelts Form stimmt.Verschiedene Trainer – Feedback aus einem MundMarkus Baumgartner, mit dessen Unterstützung schon seine Tochter Ramona Baumgartner 2018 zu Silber an der Schweizer Meisterschaft lief, ist einer von vier Trainern Kobelts. Dieser trainiert mit drei Vereinen, um genug Trainingsumfang für den sportlichen Erfolg zu erreichen. «Um alle Aspekte abzudecken, ist es schwierig, wenn man als Trainer keinen Teilzeitjob hat», so Baumgartner, der nicht nur Trainer, sondern auch Onkel von Fabio Kobelt ist. Manuela Loher, die ihn in Oberriet mit Dominique Ammann-Good trainiert, ist die Cousine des Hürdenläufers. So lag es nahe, dass Kobelt auch Trainings in Oberriet macht. Zudem kann er das Sprinttraining beim LC Brühl absolvieren – mit Trainer Stephan Keller.Auch die Begleitung an die Wettkämpfe ist aufgeteilt. Markus Baumgartner betreute Kobelt im Frühjahr oft an Wettkämpfen, im Herbst wird es wahrscheinlich Manuela Loher sein. «Für den Athleten ist wichtig, dass Feedback von nur einer Seite kommt», so Baumgartner. So könne er einen Wettkampf beobachten, aber keinen Kommentar dazu abgeben, weil diese Aufgabe ein anderer Trainer habe: «Dadurch, dass wir uns alle gut kennen, funktioniert das sehr gut.»Internationaler Wettkampf als wichtiger MeilensteinFabio Kobelts EM-Qualifikation bedeutete auch für den Heimtrainer Mehraufwand und Neuland. «Das ist aber eine Herausforderung, die man gern annimmt und die lehrreich ist. So konnte ich in Mannheim mit deutschen und norwegischen Trainern sprechen und erhielt spannende Inputs für das Training», sagt Baumgartner.Auch für Kobelt war der Einladungswettkampf auf dem Weg an die U20-EM sehr wichtig. Er lief gegen Konkurrenten aus anderen Ländern und der Wettkampf lief anders ab als hier. Kobelt konnte sich in eine neue Situation, wie sie es in Estland sein wird, einfühlen. «Er machte dies aus meiner Sicht ganz clever», sagt Baumgartner. So zog er sich etwa auch einmal in den Schatten zurück, als es Verzögerungen bis zum Start gab.[caption_left: Im Abschlusstraining filmt Baumgartner jeden Lauf. Dann erkundigt er sich nach den Gefühlen seines Schützlings: «Fabio, wie hast du dich in diesem Lauf gefühlt?»]Mit gutem Gefühl aus dem letzten TrainingDer 18-Jährige hat eine gute Selbsteinschätzung; spürt, wenn etwas nicht so gut ist. Dann schauen sie die Videos gemeinsam an, analysieren kleine Fehler, beachten aber auch bewusst erfreuliche Punkte. Das wichtigste an diesem Tag ist, dass Fabio Kobelt ein gutes Gefühl aus dem Training mitnimmt. Damit ist er für den Wettkampf bereit. Baumgartner gibt ihm das Programm für das Abschlusstraining mit. «Ich bin überzeugt, er kann das gut umsetzen», so der Trainer. Mitfiebern wird er aus der Ferne. Von der Tribüne aus feuern ihn beim U20-Rennen morgen Freitag Trainerin Manuela Loher und Mutter Monika an. «Das ist ein gutes Gefühl», so der Leichtathlet.Stimmen die Voraussetzungen wie das Wetter, will Kobelt an der EM die Limitenzeit bestätigen. «Das ist realistisch und das traue ich ihm absolut zu», so sein Trainer. Kobelt wisse, dass er das kann. «Das Wichtigste aber ist, dass du dich freust, dich mit internationaler Konkurrenz zu messen», motiviert er seinen Schützling abschliessend. Noch nimmt es Kobelt cool: «Ich glaube, das Kribbeln werde ich erst spüren, wenn ich in Estland angekommen bin und es wirklich losgeht.»

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