Sie legen dabei an Volumen zu. Im zweiten Jahr, sobald die Temperaturen im Frühjahr steigen, beginnen die Pflanzen in die Höhe zu schiessen und bilden Blüten.
Der Winter, mit seinen tiefen Temperaturen, ist für sie das Signal zur Blütenbildung. Wenn es anschliessend wieder wärmer wird, weiss die Pflanze, dass es nun Zeit ist, zu blühen, zu fruchten und Nachkommen zu bilden.
So weit, so gut und ganz normal. Dumm ist nur, dass die Pflanzen nicht immer unterscheiden können, ob die Kälte vom Winter stammt oder von einem verspäteten Kälteeinbruch im Frühjahr.
Die meisten Gemüsesorten, wie zum Beispiel Radiesli, Lauch, Randen, Sellerie, Rettich, Kohlrabi und fast alle Salatarten reagieren auf mehrtägige Kälteperioden mit Temperaturen unter fünf Grad wie auf den Winter. Vor allem wenn es – wie dieses Jahr – zuvor schon einen warmen Vorfrühling gab. Noch während der Kältephase fangen sie an, Blütenansätze zu bilden. Wenn es dann anschliessend wieder warm wird, geht die Post ab. Nicht selten folgt auf eine kühle Phase eine regelrechte Hitzewelle im Mai – was die terminverirrten Pflanzen dazu verleitet, so schnell wie möglich Nachkommen bilden zu wollen.
Das Tempo ist zwar abhängig von der Art und Sorte des Gemüses. So schiessen Salate wie Lollo, Salanova oder Krachsalat meistens später wie Kopfsalat ins Kraut. Fenchel oder Stangensellerie sind dagegen regelrechte Warmduscher, die nach Kälte schnell in Blüte gehen. Sie lassen sich auch mit diversen Tricks nicht mehr vom Schiessen abhalten. Für gärtnernde Menschen ist das schlecht, denn die wollen in der Regel ja nicht Blüten, sondern Blätter, Stängel, Knollen oder Wurzeln der Pflanzen ernten.
Da bleibt als Vorsichtsmassnahme nur, das Gemüse vor kalten Perioden effektiv zu schützen bzw. nicht zu früh auszupflanzen. Falls es für diese Erkenntnis bereits zu spät ist, sollte man das Gemüse ernten, sobald eine deutliche Aufwärtsbewegung erkennbar ist. Die meisten Gemüse- und Salatarten schmecken nämlich nicht mehr so gut, wenn sie in Blüte gehen. Oft werden sie zäh oder sogar holzig, manchmal auch bitter bis ungeniessbar. Ärgern Sie sich nicht! Es ist fast immer früh genug, um noch einmal neu anzufangen. Der nächste Sommer kommt bestimmt!