15.08.2021

Das Stampfen und Carven geht los

Das 22. Internationale Sandskulpturen-Festival Rorschach hat begonnen. Ein Blick über die Schultern der Künstler.

Von Vivien Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Wer die Arionwiese betritt, findet Künstlerinnen und Künstler in acht Teams vor, die Sandhaufen in Kunstwerke verwandeln. Dieses Jahr lautet das Thema «small world, tiny dreams» also «kleine Welt, winzige Träume», sagt der Veranstalter Urs Koller. «Das ist eine Kopfsache. Unsere Träume werden nur so gross, wie wir es zulassen.» Das Motto soll bewusst inspirieren. «Die Künstler haben alle jahrelange Erfahrungen mit dem Erschaffen von Sandskulpturen und ich bin gespannt, wie sie das Thema interpretieren.» Das erste Team, zu dem Andrei und Nikolai Korokin aus Russland gehören, haben ihre Skulptur «Bedürfnis nach Geschwindigkeit» benannt. Es solle die Geschwindigkeit und Träume vereinen. Während es beim zweiten Künstlerteam Ludo Roders und Cédric Hennion aus den Niederlanden und Frankreich um kleine, friedliche Träume geht, die alle seit der Pandemie haben, planen Daria Mylnikova und Pavel Mlynikov aus Russland etwas, das mit sonnigen Emotionen und Kinderträumen zu tun hat.Schweizer Sand bietet mehr MöglichkeitenIn Team vier sind Montserrat Cuesta aus Spanien und Helena Bangert aus den Niederlanden. Bangert sagt: «Alles wächst, auch wir. Wir möchten einen träumerischen Garten schaffen, der unser Innerstes darstellt und in dem wir spazieren können.» Oft sei es so, dass die Form der Skulptur zuerst entstehe, bevor man Worte dafür finde, ergänzt Cuesta. Team fünf bilden Karlis und Maija Ile aus Lettland. «Dieses Jahr machen wir eine Madonna, die ein Kind hält», sagt Maija Ile. «Die Linie zwischen Leben und Tod ist dünn und ein Teil von uns. Deshalb ist die Mutter in der Mitte gespalten. Damit die Konstruktion hält, muss die Statik stimmen. Der Schweizer Sand ist der beste, weil er es erlaubt, diese Grenzen auszuloten», erklärt Karlis Ile. Marielle Heessels aus den Niederlanden und Leonardo Ugolini aus Italien nehmen als sechstes Team Verschwörungstheoretiker auf die Schippe. «Wir bauen eine flache Erde und rundherum eine flache Sonne und Planeten, die mit Metallstreben wie ein Bühnenbild aufgestellt sind. Wer an diese Theorie glaubt, lebt in einer kleinen Welt», sagt Uglioni und lacht. Team sieben bilden Susanne Ruseler aus den Niederlanden und David Enguerrand aus Belgien. Ihre Skulptur werde eine schlafende Person sein. In den Falten der Decke formen sie eine kleine Welt von Träumen und Mikroorganismen. «Wir Menschen sind eine Einheit, bestehen aber aus vielen Bestandteilen», erklärt Enguerrand.«Kleine Welt bedeutet, dass wir uns selbst begrenzen»Pedro Mira aus Portugal und Jakub Zimacek aus Tschechien bilden das achte Team. Mira sagt: «Eine kleine Welt bedeutet auch, dass wir uns selbst begrenzen.» Ihre Skulptur heisse deshalb «Caged», weil «wir uns manchmal selbst einsperren, es aber nicht müssten».«Das Festival in Rorschach ist unter den Sandkünstlern beliebt», sagt Helena Bangert. Sie ergänzt, dass sie hier mehr Zeit für den Bau bekommen. Einmalig finden die Teilnehmenden auch, dass die Besucher das Gespräch mit den Künstlern suchen. Der Veranstalter Urs Koller freut sich ebenfalls über die Besucher und Anwohner: «Wir erfahren immer viel Solidarität und Mitfreude.»«Dieses Jahr haben wir als Versuchsprojekt ein Tiny House auf der Arionwiese eingerichtet», sagt Koller. Damit könnten die Teilnehmenden in Zukunft näher bei ihren Skulpturen wohnen. «Dafür können die Besucher wie in einem Atelier den Teams bei der Entstehung der Kunst über die Schulter schauen.» Deshalb möchte er die Leute auffordern: «Eine Skulptur hat 360 Grad und ebenso viele Perspektiven. Die Künstler stecken viel Liebe in die Skulpturen. Das ergibt eine besondere Anziehungskraft. Fotos davon im Internet ersetzen das nicht».Am 21. August findet die Siegerehrung statt, die Ausstellung dauert bis am 14. September.Vivien Huber

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