Bei genauerem Hinsehen zeigte sich, dass auch zwei blinde Personen am Tisch sassen und die Worte der Kommentatoren via Kopfhörer aufmerksam verfolgten. Dabei handelte es sich um Blindpower, ein soziales Projekt für sehbeeinträchtigte Menschen. Blindpower beschreibt das Geschehen auf dem Platz so, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer es bildlich und emotional miterleben können. Damit wird ihnen die Möglichkeit gegeben, trotz ihres Handicaps ganz nahe am Spiel zu sein.
Der Altstätter Arzt Haralampos Petridis sah bei Olympiacos Piräus die Möglichkeit, blinden Menschen Zugang zu Fussball zu ermöglichen. Olympiacos ist weltweit der einzige Club, der an Heimspielen jeweils fünf blinde Fans in den gut 30000 Fans fassenden «Karaiskakis»-Hexenkessel einlädt und ihnen die Spiele kommentieren lässt.
Marcel Rüegg von Blindpower sagt: «Pro Runde sind wir an drei bis vier Super-League-Matches live dabei. In Altstätten haben wir zum ersten Mal ein Turnier live übertragen.» Sein Team habe sehr gute Erfahrungen gemacht. «Das Kommentieren bringt Herausforderungen», sagt Rüegg. Das Wichtigste sei, sehbeeinträchtigten Menschen eine Freude zu machen. Stolz war Rüegg darauf, dass es gelungen sei, die Verzögerung von 20 Sekunden auf eine halbe Sekunde herunterzubringen. «Vorher war es so, dass wenn ein Tor fiel die Menschen nicht wussten, weshalb es im Stadion plötzlich laut wurde, ehe sie mit den 20 Sekunden Verzögerung vom Tor erfahren haben.»
Der vor einem Jahr erblindete Altstätter Stefan Hasler verfolgte die Spiele am Kopfhörer. Wenn man ihn beobachtete, bemerkte man schnell, wie gut er sich das kommentierte Geschehen auf dem Rasen, jenem Platz, auf dem er wohl jeden einzelnen Grashalm mit Namen kennt, die Spielzüge und die Tore lebhaft vorstellen konnte. Hasler analysiert: «Defensiv haben es unsere Jungs sehr gut gemacht. Schade, dass sie ohne Tor blieben, Chancen hätten sie gehabt.» Dass sie das Spiel um Rang fünf verloren haben, trübe den guten Eindruck nicht, so Hasler.
Es war eindrücklich zu sehen, wie viel Lebensqualität Radio Blindpower den sehbehinderten Menschen mit dem Projekt in den nicht immer leichten Alltag bringt – ein bemerkenswertes Zeichen gelebter Inklusion. Und Hasler schwärmte von seinem Besuch in Piräus: «Es war an einem Spiel der griechischen Liga, 27000 Fans waren im Stadion. Den Geräuschpegel während dieses Spiels werde ich nie mehr vergessen.»
Für die Blindpower-Verantwortlichen ist das ehrenamtliche Engagement eine Herzensangelegenheit. Dennoch ist der Verein, nicht zuletzt wegen der notwendigen technischen Ausrüstung, auf Spenden angewiesen. Mehr Informationen: www.blindpower.ch.