Natürlich lichteten sich die Reihen auf den Tribünen ein klein wenig, als am Sonntagmittag ein Graupelschauer über Altstätten niederging. Einige Fans nutzten die Gelegenheit, um sich zu verpflegen – viele harrten aber auch aus, denn die Schwinger und ihr Publikum sind gewöhnlich hart im Nehmen. Und sie genossen das Rheintal-Oberländer Verbandsschwingfest in Altstätten in vollen Zügen.
Im Ring gab es heisse Duelle, daneben war es ein Volksfest wie aus dem Bilderbuch. Schon weit vor dem Anschwingen war das spürbar, pilgerten doch reihenweise Grüppchen mit Rucksäcken vom Bahnhof in Richtung Schöntal. Sie verbreiteten eine gelöste Stimmung und nahmen sogleich die Tribünen in Beschlag.
Schon beim Anschwingen um 10 Uhr war kaum mehr ein Sitzplatz mit guter Sicht aufs Geschehen zu finden, was der Hunger der Schwingfans auf ihre geliebten Feste dokumentiert.
Auch die Rheintaler holen gleich erste Siege
Im Sägemehl traten die Rheintaler ambitioniert auf. Der erste ausgerufene Sieger hiess Stefan Kobler; auch Robin Walt, Damian Dietsche und Sirin Ritter konnten Erfolge feiern. Dies galt weniger für zwei Mitfavoriten auf den Festsieg: Im ersten Gang verletzte sich mit Marcel Räbsamen, der 2022 am «Eidgenössischen» in Pratteln einen Kranz gewann, ein heisser Anwärter. Und der Gaiser Eidgenosse Raphael Zwyssig, der an diesem Fest zurücktrat, war nach einer Niederlage und einem Gestellten rasch aus dem Rennen. Samuel Giger, ROVS-Sieger 2022 in Oberriet, war unvorhergesehen abwesend.
Das Publikum genoss neben dem Sport auch die Unterhaltung mit Jodel- und Alphornauftritten, die eine gehörige Portion Swissness in die Arena brachte. Die OK-Mitglieder von Schwingklub Mittelrheintal und Städtli-Chlepfer hatten sich ordentlich etwas einfallen lassen. Die Auftritte der Hendermoos Buebe, des Jodlerklubs Altstätten und der Alphornbläser aus Oberriet gefielen dem 3300-köpfigen Publikum. Dazu gab es lauthals angepriesen: «Feini Zwetschge-Luz», eine Wurst oder einen «Schwingerspiess» vom Grill.
Thurgauer Bruderduell in kurzem Schlussgang
Mit Fortdauer des Festes kristallisierte sich heraus, dass Janosch Kobler aus Rheintaler Sicht die beste Chance auf einen Platz im Schlussgang hatte. Der Oberrieter traf im vierten Gang auf Domenic Schneider, es war das Duell zwischen dem Zweiten und dem Dritten (Schneider lag auf Rang zwei). Der Thurgauer bodigte den Rheintaler allerdings nach hartem Kampf und sicherte sich so den Platz im Schlussgang.
In diesem kam es zu einem Bruderduell: Domenic Schneider traf auf seinen Bruder Mario. Und er machte mit ihm kurzen Prozess. «Ich hätte einen anderen Gegner im Schlussgang gewünscht», so Domenic Schneider nach dem Kampf, über den Sieg sei er aber doch sehr glücklich. Es war sein zweiter Festsieg in diesem Jahr.
Ein Rheintaler Quartett glänzt mit starken Platzierungen
Aus Sicht des SKM klassierte sich Janosch Kobler auf Rang 4a am höchsten. Er holte 57,25 Zähler und war nur 0,25 vom Podest entfernt. Auf Rang 7a ist Gian Schmid (Lüchingen) zu finden, auf 8a Fabian Ulmann (Montlingen). Der Altstätter Thomas Kuster, der für Gais schwingt, lag auf Rang 5e.
Emotional wurde es vor dem Schlussgang: Raphael Zwyssig bestritt da den letzten Gang seiner langen Karriere. In dieser gewann er 57 Kränze, darunter einen eidgenössischen in Burgdorf. Zwyssig besiegte zum Abschluss seiner beeindruckenden Laufbahn Loïc Pasquier von La Gruyère – und bekam neben der schönen Würdigung durch OK-Präsident und Ex-Schwinger Beda Coray auch viel Applaus.