31.01.2021

Das Rotlicht brennt wieder

Einen Monat lang hat das Palladium seinen Betrieb eingestellt – obschon das Bordell nicht dazu gezwungen war.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Der Lockdown im Frühling hat auch das Sexgewerbe hart getroffen. Monatelang hatten Etablissements ihren Betrieb ein­gestellt, bevor sie wieder Gäste empfangen durften. Weit weniger gravierend ist der aktuelle Shutdown: Der Bund erlaubt Bordellen, Freier zu empfangen, wenn auch ohne Gastrobereiche und nur zwischen 6 und 19 Uhr. Weitere Massnahmen obliegen den Kantonen, denn auch im Puff herrscht Föderalismus: Während Zürcher und Thurgauer Bordelle geschlossen bleiben, dürfen Prostituierte im Kanton St. Gallen nach wie vor arbeiten. Trotzdem standen Kunden des Auer Palladiums einen Monat lang vor verschlossenen Türen. Am Wochenende hat Inhaber und Geschäftsführer Andreas Tomaschek sein Etablissement wieder eröffnet.Herr Tomaschek, Sie haben das Palladium kurz vor Weihnachten geschlossen, als die Gastronomie ihre Betriebe dichtmachen musste. Etablissements waren von dieser Massnahme aber gar nicht betroffen. Andreas Tomaschek: Das ist korrekt. Weil wir aber einerseits befürchtet haben, dass es bald weitere Einschränkungen für unsere Branche geben könnte, andererseits die Feiertage vor der Tür standen und viele un­serer Angestellten nach Hause wollten, haben wir uns entschlossen, das Palladium vor­übergehend zu schliessen. Dieses Wochenende haben Sie Ihren Erotikbetrieb wieder geöffnet. Was hat sich geändert? Der Wellnessbereich ist geschlossen, ebenso die Bar und das Bistro. Escort- und Zimmerservice hingegen sind erlaubt, und wir sind in diesen Bereichen am Freitag mit acht Mitarbeiterinnen gestartet, am Samstag waren es bereits elf.Lohnt sich der Betrieb denn, zumal aufgrund von Corona mit weniger Gästen zu rechnen sein dürfte? Unsere erste Bilanz spricht für sich: Am Freitag hatten wir bereits um 9.59 Uhr den ersten Gast, fünf Minuten später kam der zweite, kur vor dem Mittag waren es schon 15. Tags darauf konnten wir rund 30 Zimmergäste empfangen – das sind etwa doppelt so viele wie gewöhnlich. Natürlich ist das auch auf den geschlossenen Club zurückzuführen, wo sich normalerweise viele Gäste aufhalten. Wie steht es um Kunden aus Österreich und Deutschland? Es gab erwartungsgemäss nur wenige Grenzgänger. Umso mehr erstaunt die stattliche Anzahl Gäste. Allerdings ist das Geschäft bereits im vergangenen Sommer nach dem Lockdown wieder gut angelaufen. Wir hatten exakt 6283 Gäste bis zur Schliessung im Dezember – und keinen einzigen Coronafall. Das ist auch unserem Sicherheitskonzept zu verdanken.Die Hygienevorschriften dürften sich – zumindest ausserhalb der Zimmer –nicht gross von jenen der Gastrobetriebe unterschieden haben, oder? Doch, wir sind überall einen Schritt weitergegangen. Wir haben Gläser nicht nur abgewaschen, sondern auch desinfiziert. Auch die Sauna wurde alle 30 Minuten desinfiziert, zusätzlich die Lüftungsanlage mit entsprechenden Mitteln gereinigt.Das Sexgewerbe leidet unter den Einschränkungen, viele Bordelle sind am Limit. Steht das Palladium auch auf der Kippe?  Nein, das nicht, obschon unsere Mietkosten mit 30000 Franken monatlich immens sind. Bisher habe ich all unsere Verluste aus eigenem Sack bezahlt, von Bund und Kanton habe ich noch keinen Rappen bekommen. Weil ich als Unternehmer erfolgreich war, gelingt es mir aber immerhin, mit meinem Vermögen Arbeitsplätze zu erhalten. Sie mussten bisher noch keine Mitarbeiterinnen entlassen? Nein, allerdings sind zwölf un­serer insgesamt 14 Vollzeit-Mitarbeiterinnen zu hundert Prozent in Kurzarbeit, zwei zu fünfzig Prozent. Der Betrieb ist trotz Wiedereröffnung stark eingeschränkt, da wir um 19 Uhr schliessen müssen.

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