26.07.2018

Das Rheintal ist seit 20 Jahren offiziell tollwutfrei

Vor 50 Jahren trat eine Tollwutwelle im Norden der Schweiz auf. Schnell erreichte sie auch das Rheintal. Dank der getätigten Gegenmassnahmen mit impfstoffhaltigen Ködern konnte die Tollwut hier ausgerottet werden.

Von bes
aktualisiert am 03.11.2022
Nach der Erstinfektion im Kanton Schaffhausen wurden zuerst der Nordwesten der Schweiz und später die Ostalpen befallen. Während ab 1978 der Verlauf der Tollwut wesentlich von den Impfkampagnen abhing, wurden in den elf Jahren zuvor Ausbreitung und neu auftretende Erkrankungen der Seuche vor allem durch geografische Faktoren geprägt.Von Schaffhausen aus breitete sich die Seuche einerseits nach Südwesten, parallel zum Rhein, und nach Osten, parallel zum Bodensee, aus.Vorsorgemassnahmen im RheintalWegen der sich ausbreitenden Seuche veranlasste der Kantonstierarzt des Kantons St. Gallen, in den Bezirken Rorschach, Unter- und Oberrheintal eine Tollwut-Schutzzone einzurichten.In den Gemeinden Walzenhausen, Lutzenberg, Wolfhalden, Thal, Rheineck, St. Margrethen, Au, Widnau und Diepoldsau galten ab dem 4. April 1968 besondere Bestimmungen. Hunde und Katzen seien so zu halten, dass Füchse, anderes Wild sowie fremde Hunde und Katzen mit ihnen nicht in Berührung kommen können. Sämtliche Hunde waren zu impfen, während die Schutzimpfung für Katzen dringend empfohlen wurde.Die seuchenpolizeilichen Organe, die Funktionäre der Jagdpolizei, die Jagdpächter und die privaten Jagdaufseher waren ermächtigt und angehalten, in der Schutzzone streunende Hunde und Katzen oder andere tollwutverdächtige Tiere, die nicht eingefangen werden konnten, zu töten.Darüber hinaus sollten sich Personen, die mit tollwutkranken oder -verdächtigen Tieren in Berührung gekommen waren, sofort in ärztliche Behandlung begeben.Die Ausrottung der Seuche war erfolgreichDie verordneten Massnahmen scheinen rückblickend betrachtet nicht oder nur wenig gefruchtet zu haben, denn bis 1972 breitete sich das Tollwut-Virus im ganzen Rheintal aus. Bis in die 80er-Jahre hinein traten im Rheintal immer wieder neue Fälle auf. Erst durch die flächendeckenden Impfkampagnen nahm die Zahl der Neuinfektionen rapide ab, und seit Beginn der 90er-Jahre kam es nur noch zu ganz wenigen Tollwutfällen im Rheintal. Ab 1981 wurden die Impfzonen immer weiter ausgedehnt, zuerst auf die westlichen Voralpen, später auf die östlichen Alpen und die Zentralalpen. Es wurde versucht, die Tollwut möglichst innerhalb eines oder einiger zusammenhängenden, durch natürliche Barrieren abgegrenzten Gebiete vollständig zu eliminieren, bevor Impfkampagnen in weiteren Gebieten begonnen wurden.Dieses Vorgehen war ebenso wesentlicher Teil der gesamten Strategie der oralen Immunisierung wie etwa die Wahl geeigneter Impfstoffe und Köder.Im Frühjahr 1998 wurde schliesslich auf einer Fläche von noch 1040 Quadratkilometern die bis heute letzte Impfkampagne durchgeführt. Seither gilt die Schweiz als amtlich anerkannt frei von Tollwut.Benjamin Schmid

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.