16.02.2018

«Das Rebjahr war beunruhigend»

Schweizer Winzer haben 2017 die schlechteste Ernte seit 1978 eingefahren. Die Weinbauern am Thaler Buechberg sind mit einem blauen Auge davongekommen. Sie sprechen vom Glück im Unglück.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 03.11.2022
Kommt das Thema Weinernte 2017 aufs Tapet, so fröstelt es die heimischen Winzer. Aber nicht etwa wegen tiefer Temperaturen im Weinkeller, sondern wegen des Ungemachs, das das vergangene Jahr mit sich brachte. Zuerst drohte Frost im Januar die Rebstöcke zu zerstören, dann prasselte im August Hagel auf die Trauben und im Herbst stöhnten die Winzer wegen der aussergewöhnlich aufwendigen Wimmet. Mittlerweile ruht und gedeiht, was im Herbst von den Rebstöcken genommen wurde, in Fässern und Flaschen. Und die Bilanz hiesiger Winzer zeigt, auch die Ernteerträge in Thal, im Rheintal und in Goldach fallen schlechter aus, als gewohnt. Allerdings nicht ganz so dramatisch wie anderswo. Kein Totalausfall am BuechbergAm teilweise frühlingshaft warmen Wetter im Januar hatten die Winzer am Buechberg wenig Freude. Roman Rutishauser vom Weingut am Steinig Tisch nimmt das aktuell kalte Winterwetter denn auch zufrieden zur Kenntnis, zumal die Trauben so in ihrer Winterruhe verharren würden. Optimal beginnt das Wachstum der Rebstöcke erst Mitte April. So war es auch im vergangenen Jahr. Doch dann sorgten Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt Ende April auch bei Roman Rutishauser für schlaflose Nächte. «Der Beginn des Rebjahres 2017 war wahnsinnig beunruhigend», räumt er nachdenklich ein, freut sich aber auch, dass trotz aller Schwierigkeiten von allen Sorten geerntet werden konnte. Die Ertragsausfälle bewegen sich bei ihm zwischen 25 (Pinot Noir) und 30 Prozent (Johanniter). Beim Johanniter hatte der Jungwinzer im Frühling noch einen Ausfall von 80 bis 90 Prozent befürchtet. Umso dankbarer ist er nun, dass sein Betrieb «mit einem blauen Auge davongekommen ist».Tom Kobel von der Ochsentorkel Weinbau AG in Thal hatte insofern Pech, als der Hagelschlag im August im oberen Bereich des Buechberges mehr Schaden anrichtete. «Hagel so spät im Jahr hatte ich bisher noch nie erlebt.» So muss er Ausfälle von 35 (rote Sorten) bis 50 Prozent (weisse Sorten) hinnehmen. «Es war wichtig, dass wir von allen Sorten trotzdem genügend Trauben für die Produktion ernten konnten», so Kobel. Für Konsumenten wirke sich der Ernteausfall zudem insofern positiv aus, da die Qualität des 2017ers sehr gut und der Reifegrad ausgezeichnet sei. Er geht davon aus, dass der Weisse gegen Ende Jahr knapp werden könnte. Beim Roten gebe es noch etwas Reserve vom überdurchschnittlichem Jahrgang 2016. Schon sehr früh in Hagelnetze investiert«Je tiefer der Ertrag, desto höher die Qualität», bestätigt auch Christian Herzog vom Weingut Halde. Vor allem beim Rivaner, seiner Hauptsorte, die auch in Goldach wächst, hat er keine Ernteeinbussen zu beklagen, ansonsten bewegen sie sich je nach Sorte zwischen 15 und 20 Prozent, wobei der Weisse frostempfindlicher sei. «Ich habe bereits vor 25 Jahren begonnen, unsere Reben mit Hagelnetzen zu schützen. Das ist sicher mit ein Grund, weshalb wir auch für 2017 von einem gutem Jahr sprechen können.»Rudolf Hirtl

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