02.02.2019

Das Prinzip Hoffnung

Von Bert Stankowski
aktualisiert am 03.11.2022
Ich hätte nichts dagegen, wenn sich die Gartenarbeit etwas weniger anstrengend zeigen würde. Vielleicht wird sich mein Schrebergarten dieses Jahr auch bes­ser anfühlen, als in den letzten drei Jahren. Hoffe ich!Vor mehr als 55 Jahren schrieb der deutsche Philosoph Ernst Bloch ein Werk darüber. Er ging von den Wünschen und Tagträumen der Menschen aus, dem Ausdruck vielfältiger Hoffnungen. Die Hoffnung ist das den Menschen in seinen täglichen Beschäftigungen leitende Prin­- zip, der individuelle Antrieb und das Wissen um das Potenzial, um ein erfülltes, besseres Gärtner­leben führen zu können, frei von: Ärger mit der Gartennachbarin!Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Seit zehn Jahren bin ich stolzer Besitzer eines Schrebergartens. Anfänglich haben sich beide Gartennachbarinnen, links und rechts, immens Mühe gegeben, ihre 100 m2 zu pflegen und zu hegen. Dann, einige Jahre später, ging wohl einer die Luft aus, und still und heimlich verkam ihr Garten. Dieser mehr hangwärts liegende Garten bekam einen dichten Pelz aus Unkräutern. Mein Gartenteil bedeckte sich daraufhin schon in den frühen Frühlingstagen mit saftig spriessendem Grün. Jät-Aktionen mit der Hacke brachten nur vorübergehende Linderung, denn das Aufrauen des Bodens brachte weitere Unkrautsamen ans Licht des Tages und damit zum Keimen. Klammheimlich besorgte ich mir auch ein Abbrennmittel (ein wohlgemerkt erlaubtes für freies Land) und behandelte wenigstens die Wege zwischen den Beeten. Sie ahnen es: Erfolglos.Dem folgten endlose E-Mails (die moderne Art der zwischenmenschlichen Konversation) mit der verantwortlichen Dame der Gemeinde. Sie ahnen es: Erfolglos. Meiner Nachbarin wurde eine biologische Gärtnertechnik attestiert, die mit meterhohen Disteln, Schnürgras und wucherndem Schachtelhalm im normalen Rahmen des Schrebergartengedankens läge. Sie ahnen es: Nachdem sie nun (man nennt das gesundheitshalber) nach zehn Jahren (Nichts-)Tun den «Pflanzplätz» abgeben musste, wurde er umgeackert, gefräst und für einen Nachfolger geebnet.Sie ahnen es: Ich lebe nun mit dem Prinzip Hoffnung, dass ihr Nachfolger mir weniger Ärger bereitet.Denn Nachbarn sind doch nicht zum Ärgern da, oder?Bert StankowskiWeisslingenwww.hostako.npage.eu

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