Die Temperatur am Donnerstagabend kühlte bereits etwas ab, als im ri.nova Impulszentrum in Rebstein Fachleute und Interessierte zusammenkamen. Doch am Tag zeigte das Thermometer über 30 Grad. Bei solchen Werten bilden sich vermehrt Hitzeinseln. Dieser Begriff wird verwendet, wenn die Temperaturen im Siedlungsgebiet lokal deutlich höher sind als im Umland. «Ich bin überzeugt, das wird in den nächsten Jahren verstärkt zum Thema», sagte Christian Sepin, Gemeindepräsident von Au und Präsident der Fachgruppe Energie des Vereins St. Galler Rheintal.
Deutliche Unterschiede bei den Messungen
Folgende Ursachen führen zu Hitzeinseln: Eine hohe Anzahl an Gebäuden, fehlende Vegetation, Abwärme aus Verkehr und Industrie und der vielerorts zubetonierte Boden. «In Städten wie Zürich kann es lokal bis zu zehn Grad wärmer werden als in der Umgebung», sagte Fabian Bannwart, Projektleiter nachhaltiges Bauen bei der Energieagentur St. Gallen. «Aber nicht nur in der Stadt, auch im Dorfkern wird es unbehaglich.»
Elin Wiget aus Rebstein wählte den «Hitzeinseleffekt» als Thema für ihre Maturaarbeit im letzten Jahr und erhielt einen Anerkennungspreis dafür. Sie führte Messungen durch und hielt eindrückliche Ergebnisse fest. Der Teer auf dem Platz vor der Kantonsschule in Heerbrugg erhitzte sich auf 52 Grad bei einer Lufttemperatur von 30 Grad. Der Parkplatz beim SFS-Standort in Rebstein ist mit Rasensteinen gepflastert. Dort betrug die Temperatur am Boden 44 Grad bei einer Lufttemperatur von 31 Grad. Ist der Boden nicht versiegelt, zeigt das sofort Wirkung. Noch besser verhält es sich mit Kiesplätzen – sie machen die Böden durchlässiger.
Massnahmen gegen Hitzeinseln
Will man bei Hitzeperioden in den eigenen vier Wänden nicht leiden, wird es zunehmend wichtiger, auf angenehme Raumtemperaturen zu achten. Fabian Bannwart sagt:
Bereits kleine Schritte führen zum Ziel.
Der Blick in südliche Länder könne als Vorbild dienen. In Griechenland etwa sind ganze Dörfer weiss, helle Hausfassaden reflektieren Sonnenlicht und Wärme. Er zählte Sonnenschutzelemente wie Storen auf und eine grüne Umgebung mit Bäumen und Pflanzen. Grössere bauliche Massnahmen wären Fensterersatz und eine verbesserte Gebäudehülle, etwa mit einer Dachdämmung. Bruno Huber, Architekt und Gemeinderat aus Weesen, machte darauf aufmerksam, Chancen bei Umbauarbeiten zu erkennen. Balkone können Schatten spenden. Und eine extensive Begrünung auf dem Hausdach helfe bereits viel.
Auch was vielen vertraut sein wird, liess Huber nicht unerwähnt. Morgens stosslüften, Fenster danach während des Tages schliessen und abends mit Durchzug die Hitze vertreiben. Auch Erdsonden und Wärmepumpen verfügen über Kühlfunktionen, was von den beiden Fachpersonen als empfehlenswert vermittelt wurde.
Beim Apéro führten die Gespräche der Gäste unter anderem zu den Stichworten Unterhalt und Kosten. Oft sind Aufwand und Ressourcen ein Argument bei der Begrünung von öffentlichem Raum. Unterhaltsdienste einer Gemeinde haben weniger Arbeit, einen geteerten Platz zu pflegen als einen Rasen, der gemäht werden muss, oder Bäume, deren Laub im Herbst zu beseitigen ist. Ein Umdenken finde statt, so der Tenor, doch die Umsetzung brauche Zeit.