03.03.2022

Das olympische Feuer brennt bei Andreas Vetsch

Der Ringer Andreas Vetsch vom RC Oberriet-Grabs ordnet alles dem Ziel unter, an den Olympischen Spielen 2024 teilzunehmen. Ein umfangreiches Team schafft im Hintergrund die bestmöglichen Voraussetzungen für ihn.

Von Robert Kucera
aktualisiert am 02.11.2022
Bis zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris dauert es noch zwei Jahre und etwas weniger als fünf Monate. Doch das olympische Feuer brennt bei Andreas Vetsch schon jetzt. «Es brennt eher noch mehr als vorher», zieht er den Vergleich zu den Spielen in Tokio, die er verpasst hat.«Tokio kam für mich wohl noch etwas zu früh», sagt der Grabser rückblickend. Ausserdem sei die Qualifikation für die Spiele in der japanischen Hauptstadt stets ein Traum gewesen. «Paris dagegen war von Anfang an das Ziel.»Neben der Challenge, sich für die Olympischen Spiele in Paris zu qualifizieren, stellt es ebenfalls eine Herausforderung dar, dieses Feuer stets am lodern zu halten. Für Vetsch kein Problem. Der 26-Jährige erklärt: «Ich lebe zwar aus dem Koffer und bin selten daheim. Aber ich lebe meinen Traum.»Die Liebe zum Sport, hält Vetsch weiter fest. hilft ihm, das Wunschszenario zu erfüllen: Teilnahme und Geschichte schreiben. «Für dieses Ziel ordne ich alles unter.»Schritt für Schritt an die WeltspitzeQuoten- oder Startplätze für die Schweiz gibt es im Ringen nicht. Man muss sich international behaupten und kann sich nur mit Top-Ergebnissen für Olympia qualifizieren. «Es wird bestimmt viele Tränen, Blut und Schweiss brauchen», äussert sich Vetsch. «Aber ich freue mich auf diese Challenge.»Das Ziel für Andreas Vetsch muss sein, sich der Weltspitze zu nähern und in einem weiteren Schritt Teil dieser Weltspitze zu sein. An den Europa- und Weltmeisterschaften dieses Jahr will der Grabser eine gewisse Konstanz reinbringen.«Ich will mich an der Spitze festsetzen. Top 5 der Welt oder Europa – das ist mein Anspruch.» Erreicht er dies, so seine feste Überzeugung, wird er sich für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren können.Dass er dazu in der Lage ist, hat er an der WM 2019 in Nur-Sultan (Kasachstan) mit bewiesen, als er den Halbfinaleinzug knapp verpasst hat. Erstmals gilt es im Herbst 2023 ernst für Vetsch. Denn an jenen Weltmeisterschaften werden die ersten Olympia-Tickets vergeben.Ringer und Team haben viel gelerntUm sich eines der begehrten Tickets zu sichern, wurde rund um Andreas Vetsch ein schlagkräftiges Team aufgestellt. «Ich bin sehr stolz darauf, dass wir in unserem Verein ein so gutes Umfeld haben, welches einen Sportler unterstützen will», sagt der Kämpfer vom RC Oberriet-Grabs. «Ich hoffe, ich kann es mit der Olympia-Qualifikation oder sogar noch mehr zurückzahlen.»Die breite Unterstützung ist für ihn elementar. So kann er den Fokus voll auf den Sport setzen. «Es braucht ein grosses Team mit vielen Leuten. Sie wissen, wovon sie reden, sie sind vom Fach.» Nicht nur für Vetsch war der Weg in Richtung Tokio ein Lernprozess. Sein Umfeld hat wertvolle Erfahrungen sammeln können und weiss, was im Hinblick auf Paris zu tun ist.Die Suche nach Teammitgliedern war leichtDaniel Steiger, ehemaliger Präsident des Ringerclubs Oberriet-Grabs, hat ein Team geformt, welches ein klares Ziel verfolgt: Andreas Vetsch an die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu bringen. Mit Überzeugung in der Stimme sagt Steiger: «Wenn wir einen Ringer in unseren Reihen haben, der das Potenzial und die Möglichkeit hat, sich auf einen solchen Weg zu begeben, dann ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir ihn so gut es geht unterstützen.»Die Suche nach Teammitgliedern stellte sich als leicht heraus : «Ich bin hoch erfreut. Eine Anfrage hat jeweils gereicht, schon kam die Zusage.» Er ist überzeugt, dass mit dem vielschichtigen Team gute Voraussetzungen geschaffen wurden, dass sich Vetsch voll auf sein Ziel konzentrieren kann.[caption_left: In jedem einzelnen Training fordert und fördert Greco-Trainer Jurek Szeibinger (links) seinen Schützling Andreas Vetsch, um das Beste aus ihm herauszuholen.  Bild: kuc]Greco-Trainer Jurek SzeibingerDie Matte ist das Tätigkeitsgebiet von Jurek Szeibinger. Hier formt er Andreas Vetsch zu einem besseren Ringer. «Vom technischen her ist Andreas fast perfekt», verteilt der Pole viel Lob. «Die Herausforderung besteht darin, an den kleinen Sachen zu arbeiten.»Auf dem Weg nach Paris steckt der Teufel also im Detail. Es gilt, die verschiedenen Techniken zu 100 Prozent korrekt auszuführen. «Wir wiederholen die Übung so lange, bis er es richtig macht», hält Szeibinger fest und nennt ein Beispiel aus dem letzten Training: «Andreas musste die Hüfte noch etwas mehr drehen. Tut er dies im Kampf nicht, kann er den Gegner nicht richtig werfen.» Nur mit Perfektion in den Bewegungsabläufen kommt Vetsch seinem Ziel näher.[caption_left: Physiotherapeutin Angela Worni weiss, wo es zuweilen zwickt.  Bild: kuc]Physiotherapeutin Angela WorniIm Anschluss an ein Turnier oder Trainingslager ist der Gang zur Physiotherapeutin unumgänglich geworden. «Hauptsächlich löse ich Spannungen», erzählt Angela Worni. «Ich brauche bestimmt mehr Kraft als bei einem Büroangestellten», berichtet sie lachend. «Doch ich quäle ihn auch.» Besonders, wenn es irgendwo zwickt und Vetsch sie wegen Schmerzen aufsucht.So hält sie fest, dass der untere Rücken die Problemzone von Vetsch sei. «Er kann mega gut beschreiben, was ihm weh tut, wie sehr es schmerzt. Das macht es einfacher für mich», so Worni. Die Zusammenarbeit funktioniert ebenfalls aus der Distanz. So übermittelte sie auch schon Übungen mit Bildern, so dass Vetsch auswärts seinem Körper was Gutes tun kann.[caption_left: Auch der Kopf ist im Ringen gefordert. Hier bereitet Mentalcoach Gregory Custodia (rechts) Andreas Vetsch auf eine Atemübung vor.  Bild: kuc]Mentalcoach Gregory CustodiaIm Ringen ist nicht nur Muskelstärke gefragt. Deshalb ist Gregory Custodia mit von der Partie: «Ich sorge dafür, dass Andreas Vetsch mental topfit ist.» Der Mentalcoach hält fest, dass man nur mit einem gelösten, lockeren Kopf die Kräfte für den Sport optimal nutzen kann.An den Sitzungen werden Themen angesprochen, die Vetsch beschäftigen. «Ich gebe ihm dann verschiedene Werkzeuge in die Hand, wie er damit umgehen kann.» Custodia gibt ihm Übungen mit auf dem Weg, die er daheim oder unterwegs machen kann. Besonders wichtig ist die geistige Entspannung zwischen den Trainings und Wettkämpfen. Da helfen beispielsweise Atemübungen.Auch für die optimale mentale Vorbereitung auf ein Training oder einen Kampf wird ein Fahrplan erstellt. In einem Bereich muss Andreas Vetsch besonders Fortschritte machen, um seinen Kopf zu leeren. «Wenn er schon weit im Voraus weiss, wer der nächste Gegner ist – auch wenn er nicht weiss, wie dieser kämpft – bringt ihn das zum Nachdenken. Dieses Versteifen auf den Gegner müssen wir angehen.»[caption_left: Einen guten Eindruck will Andreas Vetsch auch in den sozialen Medien machen. Hier hilft ihm Nicolas Steiger (links).  Bild: kuc]Support Social Media Nicolas Steiger«Ich achte darauf, dass Andreas Vetsch online optimal vertreten ist», sagt Nicolas Steiger. Zurzeit wird die Website auf Vordermann gebracht, so dass diese professionell rüberkommt. «Die Website ist eine Herausforderung. Denn sie ist nie fertig und wird ständig weiter entwickelt», ergänzt Steiger.Auf welchen Social-Media-Kanälen Andreas Vetsch gepusht wird und in welchem Umfang, werde man noch diskutieren. «Die Möglichkeiten sind gross. Wir werden eine genaue Analyse machen.»Mentor und Götti Peter VetschFür die ringerische Aussenansicht hat Andreas Vetsch seinen Mentor und Götti Peter Vetsch an seiner Seite. Er verfolgt die Kämpfe per Livestream und gibt ihm Feedbacks. Da Vetsch Schiedsrichter ist, kann er aus einer anderen Optik heraus als der Trainer den Ringer besser machen. Dazu nennt er ein Beispiel: «Andreas muss mehr machen. Sein Ringerstil ist für Schiedsrichteraugen nicht aktiv. Der Schiedsrichter will Aktionen sehen, wie er den Gegner versucht, aus der Position zu bringen.»Von aussen betrachtet fehlt Andreas Vetsch zuweilen hier die letzte Konsequenz. Die Absicht, einen Angriff zu lancieren, punkten zu wollen, müsse noch klarer ersichtlich sein. Andernfalls erhält sein Gegner den Vorteil im Bodenkampf.Finanzverwalter Christian LippunerTreuhänder Christian Lippuner ist der Buchhalter von Andreas Vetsch. «Meine Aufgabe ist das Aufstellen des Budgets und ob wir im Plan sind», hält er fest.Während Daniel Steiger sich darum kümmert, viele Sponsoren an Bord zu holen, ist Lippuner der Garant, dass das Geld zweckentsprechend eingesetzt wird. «Von Monat zu Monat müssen wir schauen, ob man mit den finanziellen Mitteln zurecht kommt. Der Geldfluss darf nie abebben.»Freundin und Zuhörerin Natalia WorniLast but not least ist Freundin Natalia Worni eine wichtige Komponente auf dem Weg nach Paris. «Bei mir kann Andreas Dampf ablassen», sagt Worni. Sie hat stets ein offenes Ohr, unterstützt ihn mit Rat und Tat, sorgt dafür, dass er in den eigenen vier Wänden abschalten kann.Es hilft Vetsch, dass seine Freundin viel Verständnis hat. «Er ist sehr viel unterwegs. Doch ich kenne es nicht anders seit wir zusammen sind.»

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