Haben Sie schon einmal etwas von Crossminton gehört? Auch nicht? Kein Problem. Denn der seit Sommer in Altstätten arbeitende Daniel Gossen bringt die Sportart gern jedem nahe, der sich dafür interessiert. Dies an verschiedenen Orten in der Region, aber auch im Gespräch.Dem 37-jährigen Deutschen ist die Begeisterung für diese Sportart in jedem Wort anzumerken. Er erzählt bereitwillig von seiner Geschichte, zeigt das für Crossminton benötigte Material und lädt dazu ein, auf dem Parkplatz vor dem Arbeitsplatz ein paar Bälle zu schlagen. Fazit des sehr kurzen Selbstversuchs: Es geht alles ziemlich zackig – und macht wirklich Spass.Gossen war bei jedem Entwicklungsschritt dabeiDaniel Gossen sagt: «Mein Lebenslauf ist wie die Geschichte von Speedminton». Er hat den Sport wesentlich mitentwickelt, seit 2007 ist er dabei. Bis er 17 Jahre alt war spielte er Tennis, danach Badminton. Dann stellte die Firma Speedminton sich an der Uni vor, an der Gossen Sport studierte. «Ich habe erst gedacht: Was wollt ihr denn mit diesem Spielzeugball? Dann habe ich begonnen, ihn mit Kollegen hin- und herzuschlagen – es hat viel Spass gemacht.»Fortan widmete Gossen sich dieser Sportart. Er erwarb ein Übungsleiterzertifikat, gründete einen Verein in München, präsidierte einen in Berlin und war an der Gründung des Deutschen Speed-Badmintonverbands beteiligt (später änderte der Name zu Crossminton, weil er zu nah am Badminton war). Der heute 37-Jährige organisierte Events und Turniere, er arbeitete später selber bei Speedminton und war Präsident des Deutschen Crossmintonverbandes. Daneben spielte Gossen selber aktiv: Er wurde dreimal Deutscher Meister und Vizeeuropameister. 2011 organisierte er die erste Weltmeisterschaft, an der er teilnahm und die er auf Rang zwei abschloss. 2011 und 2013 wurde er Weltmeister im Doppel. Viele weitere Erfolge kamen dazu.Vom Dornröschenschlaf zum grossen CoronahitWann immer die Sportart Fortschritte machte: Gossen war dabei. Auch, als sie Nachahmer fand und deshalb in einen Dornröschenschlaf fiel. Speedminton verzeichnete Umsatzrückgänge, wurde Opfer des eigenen Erfolgs. «Es war frustrierend, so viel Herzblut in ein Projekt zu stecken, das auf der Stelle tritt», sagt Gossen. Besonders sauer stiessen ihm die Nachahmer auf: «Ich habe ein Faible für das Original. Und musste zusehen, wie dieses fast ausradiert wurde.»Eine Umstrukturierung im Verband, der Daniel Gossen als Geschäftsführer einstellen konnte, leitete dann die Wende ein. Die Zugpferde der Szene waren wieder motivierter, es ging aufwärts. Ein Blick auf die Weltranglisten zeigt, dass in allen Kategorien wieder viele Spieler an den Start gehen.Crossminton hat es zurück auf die internationale Bühne geschafft. Und die Sportart profitiert paradoxerweise von Corona: Durch die Distanz zwischen den beiden Feldern (siehe Text unten) eignet sich Crossminton hervorragend, um auch bei einer aktiven Betätigung den Abstand einzuhalten. «In Spanien gibt es ganz aktive Werbung für Speedminton als Distanzsport. Auch in der Schweiz war 2020 ein gutes Jahr», sagt Gossen.Im Aufwärtstrend, aber noch weit vor Corona, verliess Gossen den Posten beim Verband, um von Berlin ins Allgäu zurückzukehren. Er übernahm den Souvenirladen seiner Eltern in Oberstdorf – bis er merkte, sich trotz vieler guten Ideen nicht genug entfalten zu können. Als er seine heutige Ehefrau Tanja kennenlernte, zog Gossen in die Schweiz. Tanja Gossen stammt aus Heiden, das Ehepaar wohnt in Rehetobel.Gossen versucht, den Sport auch hier zu etablierenMitten in der Coronakrise suchte Gossen in der Schweiz eine Stelle. Er fand sie bei IQ Sport in Altstätten, wo er seine Mitstreiter von Crossminton überzeugen konnte. «Es gibt viel zu tun, um den Sport auch hier zu positionieren», sagt Gossen. Die Schweizer Szene ist klein, zählt nur elf Vereine. Der von hier aus nächste heisst Rheintal Speeders und spielt in Grabs. Gossen gibt Kurse an der Uni St. Gallen, in der Badi Heiden und bei Vitalis Sports in Altstätten. Er ist hier angekommen – und doch in voller Aufbruchstimmung.Das Konzept von Crossminton heisst «Anywhere, anytime»Ein Sport der grossen Masse ist Crossminton noch nicht. Dabei ist das Spiel sehr einfach – und es braucht nicht viel, um es auszuüben. Nötig dafür sind etwas Platz, Bänder, um die 5,5 mal 5,5 Meter grossen Felder abzustecken sowie Rackets und Ball, auch Speeder genannt. Sie ähneln Badminton-Shuttles, sind aber kleiner und schwerer als diese und kommen auch gegen den Wind an.Die zwei quadratischen Felder werden 12,8 Meter voneinander entfernt aufgestellt. Der Aufschlag erfolgt aus Hüfthöhe; Punkte gibt es, wenn der Speeder im gegnerischen Quadrat auf den Boden trifft oder das Quadrat ganz verfehlt. Ein Satz ist nach 16 Punkten beendet, ein Spiel geht über zwei Gewinnsätze. Ein Netz wie in anderen Racketsportarten gibt’s beim Crossminton nicht.«Speedminton verbindet die etablierten Sportarten Tennis, Badminton und Squash», steht auf der Homepage von Vitalis Sports in Altstätten, wo Daniel Gossen Kurse anbietet. Gespielt wird dort auf dem Tennisplatz, weil dessen Masse für Crossminton gut geeignet sind.Der Tennisplatz ist jedoch nicht der einzige Ort, an dem der Sport ausgeübt werden kann, im Gegenteil. Die Promoter von Crossminton zeigen in ihren Werbemitteln, dass auch der Park, der Strand und noch viele weitere Orte für den Sport in Frage kommen – «Anywhere, anytime», an jedem Ort und zu jeder Zeit sei Crossminton möglich, so das Konzept. So gibt es etwa auch einen Night-Speeder, der in der Nacht leuchtet.Mittlerweile haben sich mehrere Varianten von Crossminton entwickelt. Dazu gehört beispielsweise das Blackminton, bei dem sich die Spieler unter Schwarzlicht und mit leuchtenden Elementen duellieren. Eine weitere Abart ist das Snowminton: 2013 organisierte Daniel Gossen im süddeutschen Skiort Oberstdorf ein Turnier auf Schnee – das er gleich auch selber gewann.Eine der Varianten von Crossminton heisst Blackminton.