Die aufgekommene Frage, an welchem Tag die WM beginnt, konnte ich aber nicht beantworten. Was ich nie für möglich gehalten hätte, ist eingetreten: Das grösste, schönste Fussballturnier wird ziemlich unbeachtet an mir vorbeiziehen. Nicht nur, weil ich ferienbedingt die meiste Zeit der WM in amerikanischen Zügen verbringen werde. Das ist es nicht; dank mobiler Endgeräte lässt sich auch irgendwo in der Pampa von Kansas oder New Mexico ein Fussballspiel verfolgen.
Der Rahmen passt einfach nicht. Wie sehr geldverseucht der von mir so geliebte Fussball ist, ist mir klar, deshalb besuche ich mittlerweile viel mehr Amateur- als Profispiele. Aber diese WM ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Eine Kolumne in der Rheintaler Tageszeitung dringt nicht zur FIFA durch, das mache ich mir nicht vor. Aber auch im Kleinen gilt: An dieser WM ist alles falsch. Primär der Austragungsort. Ein Staat, in dem Tausende Menschen für den Stadionbau sterben müssen, hat keine WM verdient. Ein Staat, der sich um Menschenrechte derart offensichtlich foutiert, darf als Gastgeber nie in Frage kommen. Ein Fussballturnier in der Wüste in stark heruntergekühlten Stadien durchzuführen, ist in Zeiten von Energiemangel an Hohn kaum zu überbieten.
Für mich gibt’s nur eine Möglichkeit, so schwer mir als grosser Fussballfan diese Entscheidung auch fallen mag: Die WM 2022 ist zu boykottieren.