20.06.2022

«Das Herz der Zuhörer in Bewegung setzen»

Dieser Ausspruch von Carl Emanuel Bach war das Motto der Symphonischen Sommerkonzerte des Orchestervereins Widnau.

Von Theodor Looser
aktualisiert am 02.11.2022
Mit einem grossen Programm, einer richtigen Herausforderung, trat der Orchesterverein Widnau am Samstagabend in der katholischen Kirche in Rebstein vor das Publikum. Stefan Susana dirigierte das Orchester, Camilo Sanchez Gomez war Solist und Konzertmeister. Gespannte Erwartungen herrschten bei den zahlreichen Konzertbesuchern, die von einer Sprecherin des Orchesters begrüsst wurden. Musik ist nicht gratis, sagte diese. Ohne Sponsoren wäre dieses Konzert nicht möglich. Den Auftakt im Programm machte die Ouverture aus der «Orchestersuite Nr. 1 C-Dur BWV 1066» von Johann Sebastian Bach. Diese Musik wurde vor etwa 300 Jahren komponiert, als Bach als Kapellmeister und Kammermusikdirektor am Hofe von Fürst Leopold von Anhalt-Köthen angestellt war. Mit Schwung nahm sich das Orchester dieses anspruchsvollen Stücks an, das nebst den Streichern mit einem Holzbläsertrio besetzt war. Im Mittelteil des Werks kamen die zwei Oboen und das Fagott zweimal zu einem reizvollen solistischen Einsatz.Camilo Sanchez Gomez mit kostbarer GeigeSolist im folgenden «Violinkonzert Nr. 1 in a-Moll BWV 1041», ebenfalls von J. S. Bach, war Konzertmeister Camilo Sanchez Gomez. Der aus Kolumbien stammende Musiker wurde von Bratschistin Päuli Wiesner bei einem Konzert in Liechtenstein entdeckt und spielt seit 2018 beim Orchesterverein. Er hat erst mit 14 Jahren begonnen, Violine zu spielen, seither aber in der klassischen Musik deutliche Spuren hinterlassen. Seine kostbare Geige stammt von Geigenbauer Christopher Lee Lüthi aus Sevelen, eigens für Sanchez Gomez angefertigt. Das Violinkonzert von Bach spielte er dieses Jahr schon als Solist in Bulgarien. Im Interview bemerkte er, dass ihn bei diesem Stück am meisten imponiere, dass alles genau am richtigen Platz sei. Man könne nichts mehr dazugeben und nichts wegnehmen, alles sei perfekt. In diesem Sinne interpretierte er in der Kirche in Rebstein  dieses grossartige Konzert, bei dem Solist und Orchester eine gleichwertige Rolle spielten. Nach dem frenetischen Applaus spielte Sanchez Gomez eine ungewöhnliche, humorvolle Zugabe. Hierzulande benutze man oft das Wort «Jawohl», erklärte er dem Publikum. Im spanischen entspreche das etwa dem Ausdruck «Si Senor». Er habe nun eine Komposition mit dem Titel «Si Senor» gefunden. Kunstfertig spielte er die originelle, ungewöhnliche Zugabe. Mit der «Dritten Sinfonie» von Franz Schubert, komponiert im Jahre 1815, war man in der Romantik angelangt. Das gross angelegte sinfonische Werk war eine Herausforderung für das Laienorchester, auch für die zahlreichen Zuzüger, vor allem Blasinstrumente. Mit Geduld und Liebe erarbeitetWie Konzertmeister Sanchez Gomez sagte, mache dieses Orchester professionelles Können mit der Liebe zur Musik wett. Alle bemühen sich, Freude an der Musik zu haben, das Beste aus der Musik herauszuho­- len. So wurde der erste kraft­volle Satz unter der konzen­trierten Leitung von Stefan Susana zu einem gelungenen Auftakt. Im serenadenhaften Allegretto hörte man liebliche Klarinettensoli, entsprechend dem sensiblen Charakter von Franz Schubert. Nach einem kurzen Menuett tönte das Finale mit fast monumentalen Zügen im Rhythmus einer Tarantella zum Konzert­ende dahin.  Das Konzert wurde am Sonntag in der katholischen Kirche in Au wiederholt.

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