Gert BrudererDie Einheimischen, die über das Haus Bescheid wissen, dürften letztes Jahr erstmals von ihm gehört oder gelesen haben, als «20 Minuten» dem Haus einen Beitrag widmete. Nun bezieht sich Max Küng, der Kolumnist des Zürcher «Tagesanzeiger-Magazins», auf das Hakenkreuzhaus. In seinem am 2. Juni erschienenen Beitrag schreibt er, noch immer prange das Hakenkreuz «an der Fassade des Hauses mit den verrammelten Fenstern, auch wenn man genau hinschauen muss, um es noch zu erkennen».Erst nach dem Krieg verschmiertDie Geschichte, die Küng in aller Kürze nacherzählt, geht so: Während des Zweiten Weltkriegs hätten nationalsozialistische Mitarbeiter der gegenüberliegenden Gerberei Gallusser die Fassade verziert. Obwohl oft überstrichen, sei das Hakenkreuz immer wieder aufgetaucht wie ein Spuk.Joachim Gallusser, der einst die Gerberei leitete, erzählt die Geschichte anders. Erst nach dem Krieg seien verschiedene Häuser mit einem Hakenkreuz versehen worden. Auf diese Weise sei auf die Gesinnung der betroffenen Hausbewohner hingewiesen worden.Selbst Schelling war die Sache neuDem ortskundlich beschlagenen früheren Gemeindeschreiber René Schelling war das Hakenkreuzhaus (wie wohl den meisten anderen Berneckern) nicht als solches bekannt gewesen, bis es letztes Jahr plötzlich bei «20 Minuten» auftauchte. Er selbst sei im Dorf zur Schule gegangen und lebe hier seit Jahrzehnten, sagt Schelling, doch sei das besagte Haus seines Wissens im Dorf in all der Zeit nie ein Thema gewesen.Auch dürfte nie eine Geschichte herumgegeistert sein, die von einem immer wieder an der Fassade auftauchenden Hakenkreuz berichtete. Schelling kann sich aber vorstellen, dass ein ganz normaler Vorgang als Spuk gedeutet worden sein könnte. Bei Graffitis, sagt der frühere Gemeindeschreiber, komme es ja vor, dass sie trotz frischen Anstrichs doch wieder durchdrücken und sichtbar werden. So könne es auch mit dem Hakenkreuz auf dem Hakenkreuzhaus gewesen sein.Das Haus dient als LagerAber wie gesagt: Ins Auge sticht es nicht. Man muss, wie Kolumnist Küng richtig schreibt, genau hinschauen, um es noch wahrzunehmen. Ganz verschwinden wird es wohl noch länger nicht. Der benachbarten mechanischen Werkstätte, der das Gebäude gehört, dient dieses nämlich als Lager. Und ein neuer Anstrich brächte, wie sich vermuten lässt, das Hakenkreuz nicht zum Verschwinden. Ganz gleich, ob ein Spuk oder chemische Gründe dahinterstecken.