Sabrina SchmidMit besorgtem Blick zeigt Josef Benz, der Revierförster des Forstreviers Lüchingen bis Thal, auf eine junge Douglasie. Sie ist wegen der trockenen Hitze in diesem Sommer abgestorben. Die Douglasie ist eine von vielen Bäumen, die auf der Sturmfläche von ei-ner Hektare bei der Wendeplatte im Schwarzwald steht und unter den aktuellen Wetterbedingungen enorm leidet.Das Problem: Wegen des letztjährigen Sturms sind viele Bäume entwurzelt oder stark beschädigt worden. Der Schaden ist heute noch sichtbar. «Die Bäume haben hier einen grossen Stress. Sie können nicht irgendwo in den Schatten springen und sind den ganzen Tag der prallen Sonne und der Hitze ausgesetzt. Der Wassermangel belastet die Pflanzen zusätzlich, was häufig dazu führt, dass sie verdorren», sagt Benz.Das Revier setzt auf eine natürliche WaldverjüngungDie Forstreviere im Rheintal arbeiten wenig mit Neuanpflanzungen. Trotzdem haben es gerade die wenigen neu angepflanzten Bäume bei der aktuellen Wetterlage besonders schwer. «Junge Pflanzen haben im Verhältnis zu den Ästen sehr wenig Wurzelwerk. Folglich bringen sie nicht ausreichend Wasser bis in die Baumspitze, was bei dieser Hitze das Verdorren massiv begünstigt», sagt Benz.Neue Bäume würden jedoch nur selten und höchst selektiv auf Flächen angepflanzt, auf denen von alleine nichts mehr wächst oder man auf neue Bäume angewiesen sei. Viel mehr setzt man auf Naturverjüngung, also auf Bäume, die der Wald aus Waldsamen selbst entstehen lässt. Speziell auf dem Schwarzwald-Waldstück ist es jedoch das Ziel, möglichst schnell wieder so viele verschiedene Baumarten wie möglich zu haben, damit der Waldboden wieder durch Baumkronen geschützt ist.Bei neuen Setzungen werden vorwiegend Eichen, Lärchen und Douglasien berücksichtigt, da diese Holzarten besonders wertvoll sind. «Wir alle wissen, dass sich das Klima verändert. Diese drei Baumarten ertragen Wärme und Trockenheit besser und sind widerstandsfähiger als alle anderen. Zudem sind sie auf der Welt nicht in Hülle und Fülle vorhanden, was sie zu einer Mangelware macht», erklärt Josef Benz.«Man muss abschauen, wie die Natur es macht»Am wenigsten resistent sind Rot- und Weisstannen. Ob ein Baum überlebt oder nicht, hängt jedoch von vielen Faktoren, wie etwa dem Standort, der Bodenbeschaffenheit, der Nord- oder Südhanglage und der Anzahl Bäume auf einer Fläche, ab.«Man muss lernen, mit dem zu leben, was man hat, und von der Natur abschauen, wie sie es macht. Erst wenn es nötig ist, unterstützen wir den Wald», sagt Benz. Wertvoll ist, so wenig wie möglich in die Natur einzugreifen. Und möglichst kleinflächig, selektiv, mit einzelnen Baumarten zu arbeiten und den Wald so zu pflegen. So werden Fauna und Flora nicht aus dem Gleichgewicht gebracht.Für die Bäume sind Temperaturen unter 30 Grad gut. Ein nasser und nicht zu warmer Frühling ist optimal, um die Hauptwachstumszeit der Bäume zu unterstützen. So können diese genug Wasser aufnehmen und es für besonders heisse und trockene Zeiten speichern.«Das Schlimmste ist, wenn es neben der Trockenheit auch noch föhnig ist und die Nächte dann auch über 20 Grad warm sind. Dann leiden die Bäume sehr. Kühle Nächte sind sehr wertvoll, weil sie den Boden nicht zusätzlich austrocknen», sagt Benz.Obwohl der Sommer 2003 eine ungewohnte Hitzespitze erreichte, erachtet Benz den diesjährigen Sommer als extremer. Dies, weil seit Anfang April schönes Wetter herrscht: «Das habe ich noch nie erlebt», sagt er.Massnahmen im Wald sind schwierigWegen der riesigen Flächen gestaltet sich das Umsetzen von Massnahmen im Wald schwierig. Dennoch achtet man im Waldbau, in der Waldpflege und bei der Holznutzung darauf, welche Bäume schwach sind, damit speziell in diesen Gebieten eingegriffen werden kann.Josef Benz sagt: «Der stärkste Baum überlebt. Das ist der, der sich mit dieser Hitze und Trockenheit am besten anfreunden kann. Es wäre falsch, den Wald künstlich zu bewässern oder zu beschatten. Die Natur regelt das für sich selbst.» Sich beim Wandern an die Wege haltenBenz rät, sich beim Wandern stets auf den Wegen aufzuhalten und das Rauchen zu vermeiden. Und obwohl es 2018 nicht gross Anlass zum Jubeln gibt, ist Josef Benz zuversichtlich: «Im nächsten Winter oder Frühling wird die Situation sicher wieder ganz anders aussehen. Der letzte Winter war sehr nass und das Rheintal stand meistens zur Hälfte unter Wasser. Vielleicht ist der Schaden genau dank dieser Regenperiode nicht so tragisch ausgefallen, wie er zu erwarten wäre.»