15.04.2021

Das grosse Missverständnis

In Au-Heerbrugg gibt die Zuteilung der Unterflurcontainer zu reden. Doch das wäre gar nicht nötig.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Sobald in Au-Heerbrugg ein neuer öffentlicher Unterflurcontainer erstellt ist, bekommen alle Einwohnerinnen und Einwohner, für die er gedacht ist, einen Brief von der Gemeinde. Die Angeschriebenen erfahren so, in welchem Container-Einzugsgebiet ihr Grundstück liegt. Zudem wird ihnen mitgeteilt: «Sie können ihre Kehrichtsäcke in diesen Unterflurcontainer entsorgen.»Diese Zuteilung der Unterflurcontainer für Hauskehricht wird teilweise als bürokratisch empfunden. Alfred Illigen und seine Frau (Tödistrasse, Heerbrugg) folgerten aufgrund des Briefes, dass sie ihren Kehricht zu einer Sammelstelle bringen sollen, die 350 entfernt ist, obschon ein anderer Container nach 120 Metern erreicht ist. Illigen meint, seiner Meinung nach sollte jeder für seinen Kehricht einen Unterflurstandort nach eigenem Gutdünken benützen können.So ist es auch!Erschliessung erfolgt quartierweise, aber...Die «Zuteilungsbürokratie» ist ein grosses (verbreitetes) Missverständnis.Der Auer Gemeindepräsident Christian Sepin sagt, die Erschliessung mit Unterflurcontainern erfolge zwar quartierweise. Welchen Container die Leute dann aber benützen, sei völlig egal. Weil die Rheintaler Gemeinden dem gleichen Kehrichtzweckverband angehören, dürfe beispielsweise auch ein Rüthner seinen Kehricht in einen der Auer Unterflurcontainer werfen. Einzige Bedingung: Der Kehricht muss sich in einem KVR-Gebührensack befinden.Das neue Entsorgungssystem basiert auf Vertrauen und sozialer Kontrolle, was in Gesprächen gern skeptisch erwähnt wird. Klappt das denn? Wird nicht neuerdings viel Kehricht in neutralen Säcken eingeworfen? Nein, sagt Christian Sepin, es funktioniere sehr gut. Werde die Gebührenpflicht umgangen, durchsuchten Werkhofmitarbeiter den Sack nach Hinweisen auf den entsprechenden Haushalt. Es seien auch schon Sünder ermittelt und gebüsst worden.Gemeindegrenzen verlieren an BedeutungEdwin Naef (Tödistrasse) findet die Wahl der Standorte nicht über alle Zweifel erhaben und meint, in der Nähe der Gemeindegrenze – zum Beispiel zwischen Au und Berneck – hätten die Standorte gemeindeübergreifend koordiniert gehört. Christian Sepin entgegnet, für die Wahl der Entsorgungswege verlören die Gemeindegrenzen zunehmend an Bedeutung. So sei ein Unterflurcontainer, der ausserhalb der eigenen Wohngemeinde direkt am Arbeitsweg liege, unter Umständen attraktiver als ein Container im eigenen Wohnquartier. Dennoch werde natürlich nicht aneinander vorbeigeplant. Der Bernecker Präsident Bruno Seelos bestätigt, das für seine Gemeinde noch nicht fertige Konzept werde auf die nahen Unterflurcontainer von Au-Heerbrugg natürlich abgestimmt. Gegenwärtig ist es so, dass Bernecker Bewohner des Kobel-Quartiers Kehricht teilweise auf Auer Boden entsorgen. Doch selbst dies ist kein Problem, sondern aus Auer Gemeindesicht in Ordnung. Bruno Seelos fügt hinzu, ein «eigener» Unterflurcontainer fürs Kobel-Quartier sei Teil der Planung.Die neue Möglichkeit wird allgemein begrüsstWeil in Au-Heerbrugg schon vierzig Unterflurcontainer bestehen, haben viele Leute bereits erste Erfahrungen gemacht. Die neue Entsorgungsmöglichkeit wird grundsätzlich begrüsst. Yvonne Trepte (Römerstrasse, Heerbrugg) sagt, es sei ideal, den Kehricht 120 Meter vom Haus entfernt jederzeit entsorgen zu können. Die 81-jährige Annaruth Heule (Sägestrasse, Heerbrugg) muss zwar ebenfalls eine kleine Strecke zurücklegen, etwa 50 Meter, findet die Unterflurcontainer aber «gäbig». In fortgeschrittenem Alter, meint sie, lasse sich bei Bedarf ja ein Hilfsgerät mit Rädern verwenden.Parkfeld fürs KehrichtentsorgenNicht als einziger äussert Alfred Illigen den Wunsch nach der Markierung eines Parkfeldes, das nur für die Kehrichtentsorgung beim Container gedacht ist. Kein Problem sei der Geruch, die Abdichtung sei gut, sagt nicht nur Jürg Marti (Sägestrasse). Das sei auch für den Sommer zu wünschen, blickt Vylia Voit (Weesstrasse, Au) voraus. Sie hat festgestellt, dass die Container teils nahe an die Grundstücksgrenze gesetzt werden. Sie habe sich deshalb um ihre Bäume gesorgt, die hoffentlich nicht gefährdet seien. Was Vylia Voit wundert: In ihrer Umgebung bestünden fünf Standorte für Unterflurcontainer. Sie fragt sich, ob ein derart dichtes Netz nicht übertrieben sei.Suche nach Standorten fällt nicht leichtFür die Gemeinden ist die Suche nach guten Standorten nicht leicht. Eigenen Boden stellt kaum jemand zur Verfügung. Das führt dazu, dass mit den bestmöglichen Standorten Vorlieb zu nehmen und die Verteilung nicht überall ideal ist.An der Hauptstrasse 96 in Au befindet sich übrigens ein (privater) Unterflurcontainer direkt bei einem Behindertenparkplatz. Der Raum zwischen Einwurf und Parkplatz reicht gerade knapp, um einen Rollstuhl ein- und auszuladen.Der ehemalige «Rheintaler»-Redaktor und Tixi-Taxi-Fahrer René Schneider meint: Auf die Liegenschaft bezogen, befinde sich der Container zwar am einzig möglichen Ort, aber «er stört auch hier». Man sieht es gleich; der Einwurfbehälter ist bereits ziemlich verbeult.[caption_left: Dieser (private) Einwurf ist so nah bei einem Parkplatz, dass er schon verbeult ist.]

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