09.09.2020

Das gibt beim geplanten Bushof zu reden

An der öffentlichen Versammlung in Heiden sind verschiedene Aspekte der geplanten ÖV-Drehscheibe ein Thema.

Von Jesko Calderara
aktualisiert am 03.11.2022
Für den Direktor der Appenzeller Bahnen (AB) ist der Handlungsbedarf am Bahnhof Heiden erheblich. «Fahrgäste können nicht mal ebenerdig in den Zug gelangen», sagte Thomas Baumgartner im Kursaal zum geplanten Bushof. Diesen Mangel gilt es bis 2023 zu beheben, so schreibt es das Behindertengleichstellungsgesetz vor. Am Bahnhof soll deshalb für 8,2 Mio. Franken eine Drehscheibe für die Heiden-Rorschach-Bahn und die Postautos realisiert werden. Mit 4,7 Mio. übernehmen die AB den Hauptteil der Investitionssumme. Der Kostenanteil der Gemeinde beläuft sich auf brutto 3,5 Millionen, vom Kanton werden 700000 Fr. erwartet. Die Häädler Stimmberechtigten entscheiden am 27. September über die Kreditvorlage.Wirtschaftlichkeit soll verbessert werden Baumgartner hat an der bestehenden Infrastruktur weitere Mängel ausgemacht. «Mit der Bedachung gewinnen wir keinen Schönheitspreis», sagte er vor 110 Interessierten. Das Hauptproblem ist aber ein anderes. Wie in Herisau oder Gais gibt es auch in Heiden eine grössere Fläche, welche die AB nicht mehr benötigen. Dort soll nun ein Bushof mit vier Haltekanten und einem überdachten Umsteigebereich gebaut werden. Um den nötigen Platz zu schaffen, werden die zwei Gleise seewärts verschoben. Geplant ist zudem eine behindertengerechte Toilette.Die involvierten Partner erhoffen sich Unterschiedliches. Baumgartner nannte die Verbesserung der Kostendeckung und eine höhere Frequenz als Ziele: «Wir wollen, dass in Heiden Schwung reinkommt.» Die Verlegung der Postautos bringt auch den Reisenden und der Bevölkerung Vorteile, wie die Vertreter der Postauto Ostschweiz darlegten. So wird die Seeallee entlastet, weil nur noch die Linie von St. Gallen nach Heiden dort durchfährt. Zudem sind drei neue Haltestellen sowie ein Dorfbus geplant. Für das Bushof-Projekt sprach sich auch Regierungsrat Dölf Biasotto aus. Er stellte die Abstimmung in Zusammenhang mit jener in Herisau. An beiden Orten gehe es um die Neugestaltung zweier überregional wichtiger Eingangstore, sagte er. In ihren Ausführungen warnten Gemeindepräsident Gallus Pfister sowie Gemeinderat und Projektleiter Hans-Peter Häderli vor einem Nein zur Vorlage. In diesem Fall müsste die Gemeinde den Kirchplatz bis 2023 behindertengerecht umbauen. «Die Zentrumsentwicklung würde dadurch beeinträchtigt oder gar verunmöglicht», sagt Häderli. Zudem müssten der Dorfbrunnen versetzt und die Fahrbahnen verbreitert werden. Kostenpunkt: Rund 2,5 Millionen, also nur 300000 Fr. weniger als der neue Bushof. Im Publikum fielen die Reaktionen zum Vorhaben unterschiedlich aus. Mehrere Redner hoben die «einmaligen Chancen» hervor, die sich für Heiden ergeben. Postautos gehörten an den Bahnhof, sagte Kantonsrat Werner Rüegg. Dadurch könne man den Kirchplatz zu dem machen, was er eigentlich sei. Ähnlich argumentierte der Unternehmer Heiri Heller. Seiner Ansicht nach wären die Rahmenbedingungen für Feste und Anlässe auf dem Kirchplatz ohne Postautos besser. Grundsätzlich findet auch alt Regierungs- und AB-Verwaltungsrat Köbi Frei den Bushof «unterstützenswert». Er bemängelte jedoch die fehlende Transparenz zur finanziellen Tragbarkeit der Investition. Es gab auch kritische Stimmen. Eine Frau befürchtet auf der Bahnhofstrasse künftig ein Chaos, wenn dort nebst den Postautos noch Lastwagen verkehren. Im Bereich der Bahnhofstrasse werde es tatsächlich zu Mehrverkehr kommen, sagte Pfister. Demnach wären es täglich rund 130 Kurse, die zum Bahnhof oder von dort wegfahren. Dazu wird es, wie schon heute, rund 30 Lastwagenfahrten geben im Zusammenhang mit dem Unternehmen Elektro-Material AG. Der Bushof bringe dafür andernorts Entlastung, etwa an der Poststrasse. Jesko Calderara

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