23.12.2019

Das gestrickte Haus aus Holz

Hinter jeder Tür ein Stück Geschichte: Ein denkmalgeschütztes Haus in Thal vereint Vergangenheit und Moderne.

Von Ines Biedenkapp
aktualisiert am 03.11.2022
Der Eingangsbereich ist klein, die Decken niedrig. Links geht es in die Küche. Im Gegensatz zum Flur ist der Raum gross und hell. Ausser dem Boden ist alles aus Holz, selbst die Küche. Mit den bis auf den Boden gezogenen Fenstern scheint der Raum in Thals Hängen zu schweben.Das ehemalige Bauernhaus auf dem Buechberg gehört Katharina und Alfred Schelling. Sie haben es renoviert und umgebaut. Das Schwierige: Der Kern des Hauses geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Doch nicht nur deshalb steht das Haus unter Denkmalschutz. Wegen der speziellen Bauweise ist es auch von kantonaler Bedeutung.Balken wurden ineinander gelegt, nicht vernagelt«Das Haus hat einen gestrickten Bau», sagt Katharina Schelling. «Früher wurden die Balken nicht vernagelt, sondern ineinandergesteckt.» Das ist im hinteren Teil gut zu erkennen. Die Holzbalken liegen übereinander, die Enden der angrenzenden Wand ragen leicht heraus.Jede Tür ist anders, jeder Balken hat ein eigenes Muster. «Man sieht gut, wo der Holzwurm seine Bahnen zog», sagt Katharina Schelling. Mittlerweile sei er ausgezogen. In einem anderen Raum zeigt sie auf den Holzboden: «Der stammt aus Übersee. Man ist sich nicht ganz sicher, es müsste Kanada sein.» Fast alles ist aus Holz. Zwei Jahre dauerte die Renovation. «Ein Jahr für die Planung mit Kit Architects aus Zürich. Ein Jahr für die Arbeiten mit lokalen Handwerkern», sagt Alfred Schelling. Für die Arbeiten gab es einen Lotteriefondsbeitrag von 57700 Franken, ein kleiner Teil für die Kosten von 1,7 Mio. Franken. «Aber es ist schön, dass es einen Beitrag gibt», sagt Katharina Schelling. Sie wurde im Nachbarhaus gross. «Das Bauernhaus gehörte meinem Vater», sagt die 66-Jährige. Er hat es ihr vererbt, sie verbindet es mit ihrer Kindheit. «Im Keller hatten wir einen alten Weintorkel», sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. «Als Kind habe ich mithelfen dürfen, die Trauben zu pressen.» Zu Beginn der Bauarbeiten war die Weinpresse noch im Keller. Heute ist sie in einem Museum in Rehetobel.Immer wieder gab es beim Umbau Überraschungen. So fand man heraus, dass es unter dem Dach über der offenen Küche eine Räucherstelle gab. Auch die Toilette hat sich verändert. «Früher hat man diese nach aussen gebaut», sagt sie. Das diente dazu, dass Exkremente direkt in eine Jauchegrube fallen konnten.Im Haus gibt es nun zwei WohnbereicheAuch die Form des Hauses veränderte sich. «Anfang 60er-Jahre stand, angebaut an das Haupthaus, noch ein Stall. Dieser wurde irgendwann abgerissen», sagt Katharina Schelling. «Im hinteren Teil am Hang gab es eine Schüür. Dort wurden der Torkel und auch Holz aufbewahrt.» Anstelle des Stalls steht heute der Anbau der grossen Küche. Aus der Schüür wurde eine Wohnung. Die Fenster können mit Holz-Schiebeläden abgedeckt werden. «Sie dienen zum einen als Beschattung und Sichtschutz, zum anderen soll es an das ursprüngliche Aussehen des Bauernhauses erinnern», sagt Katharina Schelling.

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