36 vorwiegend ehrenamtlich Mitarbeitende umfasst das Team des Familien- und Begegnungszentrums Reburg inzwischen. Sie arbeiten im hauseigenen Café und in der Kinderbetreuung. Letztere wird besonders geschätzt, denn dort können Kinder am Dienstagnachmittag und am Samstagmorgen abgegeben werden, während Eltern ihre Besorgungen machen. Das Angebot kann stundenweise genutzt werden: Eine Stunde kostet fünf Franken, für jedes weitere Kind zahlen Eltern vier Franken pro Stunde.
Neu wurde im Kinderparadies mit seinen drei Räumen eine familienentlastende Halbtagesbetreuung eingerichtet: Am Montagmorgen und/oder Donnerstagnachmittag können Kinder ab sechs Monaten bis zum Kindergartenalter abgegeben werden. Für dieses Betreuungsangebot gilt eine Anmeldung allerdings für ein Semester und es wird ein Programm geboten. Die Angebote kommen gut an«Auch hier hat es nur noch wenige freie Plätze», sagt Silvia Hermann, Leiterin des Familienzentrums. Seit der Eröffnung vor einem Jahr sei die Nachfrage nach ihren Angeboten stark gestiegen – und das trotz der erschwerten Bedingungen durch Corona. «Wir haben die Vorgaben des Dreijahresplans der Stadt bereits übertroffen», sagt Hermann.Im gut ausgelasteten Café mit grosszügiger Kinderspielecke wird die Informations- und Anlaufstelle für die Unterstützung bei Alltagsproblemen gut genutzt. «Oft kommt man ungezwungen ins Gespräch und irgendwann werden Probleme geschildert, für die man entsprechende Beratungsstellen empfehlen kann», sagt die stellvertretende Leiterin Claudia Baumgartner.Ebenfalls gut ausgebucht sind die verschiedenen Räume: 20 fixe Angebote können in der Reburg wahrgenommen werden. Diese reichen von Yoga über Beratungen und Sprachkurse (siehe Zweittext) bis zu Therapien. Aber auch für einmalige Anlässe wie Seminare, Versammlungen, Empfänge, Geburtstage und Apéros werden die Räume gemietet. Pensen erhöhen oder Dienstleistungen kürzen«Teilweise haben wir sogar Engpässe. Einzig das Gewölbe mit seiner steilen Treppe dürfte noch etwas mehr belegt werden. Es würde sich vor allem für Lesungen, Ausstellungen und kleine Konzerte eignen», sagt Silvia Hermann. Bei aller Freude, dass das Konzept funktioniert und das Familien- und Begegnungszentrum Interessierte aus der ganzen Region anzieht, hat die Medaille auch eine Kehrseite. «Neben den 20 Stellenprozenten für das Café sind Claudia Baumgartner und ich zusammen nur in einem 70-Prozent-Pensum von der Stadt angestellt. Wir häuften bedingt durch das grosse Interesse zahlreiche Überstunden an.» Auch wenn nach wie vor ein Grossteil der Arbeit ehrenamtlich geleistet werde, sei es nicht möglich, einen Dauerbetrieb auf diesem Niveau durchzuziehen. «Entweder müssen Pensen erhöht oder Dienstleistungen gekürzt werden», sagt Hermann. «Darüber wird zunächst der Stadtrat und letztlich die Bürgerschaft mit dem Budget entscheiden», sagt Roman Zimmermann, Leiter Bereich Soziales der Stadt. Deshalb analysiere man derzeit das erste Jahr. «Dabei dürfen wir uns freuen, dass das Konzept aufging und sich der Einsatz der vielen Mithelfenden lohnte: Die Reburg ist inmitten der Altstadt zu einem beliebten Treffpunkt geworden.» Nachgefragt:«Gesucht sind Lehrkräfte»Bis im Sommer werden in der Reburg in Altstätten auch drei Deutsch-Intensivkurse für Geflüchtete aus der Ukraine durchgeführt. Der organisierende Verein Shelter zügelt danach ins ehemalige Postgebäude an der Altstätter Bahnhofstrasse und wird die Kurse in den ehemaligen Räumen der «Rheintaler»-Redaktion abhalten. Dort muss das Schulmaterial nicht mehr nach jedem Lektionen-Block weggeräumt werden. Zudem wächst die Nachfrage nach Deutschkursen nach wie vor generell. Roman Zimmermann, Leiter Soziales der Stadt Altstätten, gibt im Kurzinterview einen Überblick.Das Lernen der deutschen Sprache ist für Ukrainerinnen und Ukrainer derzeit das Wichtigste. Einerseits, um sich verständigen zu können, aber vor allem auch, um Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Kann die Nachfrage nach Deutschkursen abgedeckt werden?Roman Zimmerman: Zurzeit laufen drei Intensivkurse und wir hätten bereits 15 Interessierte für einen vierten Kurs, der möglichst bald beginnen soll. Zudem gibt es eine Warteliste für einen fünften. Was uns respektive dem organisierenden Verein Shelter derzeit fehlt, sind genug Lehrkräfte.Nach wie vor werden den Gemeinden Geflüchtete zugeteilt. Wird es möglich sein, die Wartelisten zeitnah abzuarbeiten?Nebst dem Angebot in Altstätten ist auch die Sprachschule HDS in Heerbrugg mehrheitlich ausgebucht. Allerdings wollen und brauchen auch nicht alle Geflüchteten aus der Ukraine zertifizierte Intensiv-Sprachkurse, auf denen sie aufbauen können, um für hoch qualifizierte Jobs das nötige Sprachniveau zu erreichen. Für etwa 50 Prozent der Geflüchteten genügen Grundkenntnisse, um sich auf einfachstem Niveau verständigen zu können. Auch die Gemeinden arbeiten daran, solche niederschwelligen Kurse einzurichten. Das Integrationsprojekt Gleis 1 in Oberriet hat zum Beispiel ein gutes Angebot.Zusätzliche Lehrkräfte wird man trotzdem nicht einfach aus dem Hut zaubern können.Für die niederschwelligen Angebote braucht es auch nicht ausschliesslich ausgebildete Lehrkräfte. Sprachaffinität ist sicher von Vorteil, aber ein guter Umgang mit Menschen, Geduld sowie Verständnis sind Eigenschaften, die ebenso wichtig sind. Mir kommt da eine 72-jährige Ukrainerin in den Sinn, die sagte, der Intensivkurs würde sie überfordern. Trotzdem wäre es schön, wenn sie ein paar Wörter Deutsch könnte, um durch den Alltag zu kommen. Diesen Grundwortschatz können auch interessierte Ehrenamtliche vermitteln. (rew)