Heute kehren Hunderte von Kindern im Rheintal wieder zurück hinter die Schulbänke. Und auch für viele Kindergartenkinder beginnt heute der Ernst des Lebens. Voller Vorfreude haben sie morgens ihre orangen oder gelben Streifen angezogen und ihre Rucksäcke umgeschnallt. Viele von ihnen sind zum ersten Mal allein auf der Strasse unterwegs. Und der Weg zur Schule kann schnell zu einer Art Entdeckungsreise werden: in Pfützen springen, wenn es regnet, Arbeiter auf Baustellen beobachten oder mit anderen Kindern Geschichten aus den Sommerferien austauschen. Und dann ist da natürlich noch der Verkehr. Was für die Kinder ein freudiger und erwartungsvoller Anlass ist, löst bei manchen Eltern deshalb gemischte Gefühle aus. Vielerorts haben die Schulleitungen an die Eltern appelliert, den Schulweg schon in den Sommerferien abzulaufen und zu üben. So kann sich das Kind auf den Verkehr konzentrieren und muss nicht den Schulweg studieren. Das haben sich auch Jenni Dal Santo aus Rebstein und ihr vierjähriger Sohn Alessio zu Herzen genommen.«Luege, lose, laufe» ist auch heute noch aktuellEs ist Freitagmorgen, drei Tage vor Schulbeginn. Alessio, seine Mutter Jenni Dal Santo und seine kleine Schwester Valeria haben gerade ihre Schuhe angezogen. Das Ziel: der Kindergarten. Schon am Freitag freut sich der Vierjährige auf seinen ersten Tag im kleinen Kindergarten. Die Familie ist in Rebstein in der Überbauung Weed zu Hause. Alessio kennt den fünf- bis zehnminütigen Schulweg (100 Meter Luftlinie) bereits auswendig. Mehrmals die Woche ist er mit seiner Mutter und seiner kleinen Schwester den Weg abgelaufen. «Wir nehmen oft extra den Weg über den Kindergarten, um einkaufen zu gehen», erzählt Jenni Dal Santo auf dem Weg dahin. Es ist nichts Neues für Alessio, als wir am Ende des Flurweges, der von der Überbauung auf die Bahnhofstrasse führt, an dessen Ende warten. Hier muss er die Strasse überqueren. Der einzige Knackpunkt: Es gibt keinen Zebrastreifen. Er könnte zwar einen Umweg nehmen und die Strasse ein Stück weiter unten bei einem Zebrastreifen überqueren, aber für Dal Santo ist dieser noch unsicherer und vor allem zu unübersichtlich. «Er ist direkt an einer Kreuzung, an der vier Strassen zusammenkommen. Ein Vierjähriger kann sich noch nicht auf so viele Autos konzentrieren», ist sie sich sicher. Ihr Wunsch und der vie-
ler Mütter in diesem Quartier ist deshalb, dass die Gemeinde an der Ecke Flurweg/Bahnhofstrasse einen Zebrastreifen baut.Auf Anfrage bei der Gemeinde sagt Gemeindeschreiber Urs Graber: «Wir sind sehr bemüht, alle Wege in Rebstein so sicher wie möglich zu machen. Da aber viele Wege, vor allem kleinere, in die Bahnhofstrasse münden, können wir nicht überall einen Fussgängerstreifen anlegen.» Generell rät er, nicht den kürzesten Weg zu nehmen, sondern den sichersten Weg mit Trottoir und Zebrastreifen. Dal Santo wird Alessio deshalb noch eine Weile lang in den Kindergarten begleiten. «Ich fühle mich dabei einfach sicherer», sagt sie. Zumindest so weit, bis er die Strasse überqueren muss. «Der Rest ist für ihn ein Kinderspiel. Zum Glück ist der Weg nicht weit und er hat einen Haufen Gspänli, die in die gleiche Richtung müssen», sagt sie. Und um zu beweisen, dass der Vierjährige weiss, wie man sich im Verkehr zu verhalten hat, stellt er sich an den Strassenrand und begutachtet die Situation getreu dem Motto, das wohl viele noch aus ihrer Schulzeit kennen: «Luege, lose, Laufe».