19.11.2021

Das Ende der Taschenfahrpläne

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember gibt es bei der RTB Rheintal Bus keine gedruckten Taschenfahrpläne mehr.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelSie gaben zuverlässig und ohne W-Lan Auskunft, um welche Zeit die Busse im Rheintal verkehren. Nun werden die gedruckten Fahrpläne im handlichen Taschenformat abgeschafft. Begründet wird der Entscheid – wenig erstaunlich – mit der Nutzung von digitalen Informationen. Die Nachfrage nach Taschenfahrplänen ging in den letzten Jahren stetig zurück.Die Kundschaft hole sich die Abfahrtszeiten immer öfter online. Die Auflage der Taschenfahrpläne für das gesamte Gebiet der RTB Rheintal Bus und der BUS Sarganserland Werdenberg verzeichnete zwischen 2019 und 2021 einen Rückgang von mehr als 25 Prozent, und betrug zuletzt 20000 Stück. Pandemie trieb digitale Entwicklung voran Bereits vor zwei Jahren wurde bei den Transportunternehmen des Tarifverbundes Ostwind über das Ende des Taschenfahrplans diskutiert. «Damals schien die Zeit aber noch nicht reif dafür», sagt Hans Koller, Leiter Markt Bus Ostschweiz AG. Ein gedruckter Fahrplan wurde von den Bestellerkantonen im Tarifverbund verlangt. Diese Vorgabe wurde im vergangenen Jahr aufgehoben. Gleichzeitig beschleunigte sich mit der Pandemie die digitale Entwicklung. «Die kurzfristigen Fahrplananpassungen in den vergangenen Monaten haben gezeigt, dass ein gedruckter Fahrplan, der ein Jahr lang gültig ist, seinen Zweck nicht mehr erfüllt.» Die Branche verwies die Fahrgäste auf die verschiedenen Onlinefahrpläne. «Wir entfernten die Hefte aus den Bussen, da sie schlichtweg nicht mehr gültig waren.» Auch ohne Pandemie sei es in den vergangenen Jahren vorgekommen, dass auf einzelnen Linien während des Jahres Minutenanpassungen vorgenommen worden seien. Diese waren in den gedruckten Exemplaren nicht berücksichtigt. Dass der Taschenfahrplan nicht mehr in gedruckter Form erscheinen wird, nehmen viele mit einem Schulterzucken hin. «Ich schaue sowieso online auf dem Handy, wann der Bus fährt», sagt ein Mann, getroffen an der Bushaltestelle Rhydorf in Widnau. Eine Frau neben ihm ist anderer Meinung. «Ich habe mich aufgeregt», sagt sie. «Ich habe kein Smartphone und möchte nicht vor jeder Fahrt das Internet nutzen müssen.» Sie werde künftig die Fahrzeiten auf den Tafeln an den Haltestellen lesen und sie sich einprägen. Meist veränderten sich die Zeiten beim Fahrplanwechsel nur um wenige Minuten gegenüber dem Vorjahr. Sie weiss, wie sie ohne Online-Zugriff Informationen erhält. Bei längeren Reisen, bei denen sie vom Bus auf den Zug umsteigen müsse, lasse sie sich den Fahrplan am bedienten Bahnhofschalter ausdrucken. Dieser persönliche Kundenservice wird im Rheintal allerdings nur an zwei Bahnhöfen angeboten: in Heerbrugg und St. Margrethen. Ältere Menschen werden geübter mit dem Handy Bisher seien sehr wenige Reaktionen eingetroffen zum angekündeten Aus des gedruckten Taschenfahrplans. «Wir machen die Erfahrung, dass auch ältere Menschen sehr wohl Online-Kanäle und ihre Handys benützen. Nicht nur für die Fahrplanabfragen, sondern auch für das Lösen der Billette», sagt Hans Koller. «Die in den vergangenen Jahren auf dem Markt gekommenen, einfachen Ticket-Apps, wie zum Beispiel Fairtiq, haben sicher ihren Beitrag dazu geleistet.» Sollte es Fragen geben, würden die Mitarbeitenden weiterhelfen, sagt Hans Koller. «Vor allem unser Kontrollpersonal kann immer gefragt werden.» Ob und wie sehr die Fahrgäste den gedruckten Taschenfahrplan tatsächlich vermissen werden, zeigt sich mit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember.Das Busunternehmen macht derweil auf die Onlinefahrpläne aufmerksam, die man bei Bedarf selber ausdrucken kann. Mittels Eingabe der Liniennummer oder der Haltestelle ins Suchfeld finde man rasch zu den gewünschten Fahrplänen. Auf diese Weise lassen sich persönliche Fahrpläne auf Papier erstellen. «Diese Funktion bieten wir schon seit mehreren Jahren an», sagt Hans Koller. «Die Zahl der Abfragen ist je nach Linie sehr unterschiedlich.»Kosten sparen und Ressourcen schonenAls weitere Gründe, weshalb der Taschenfahrplan nicht mehr gedruckt wird, nennt Hans Koller die Schonung der natürlichen Ressourcen und das Sparpotenzial: «Es fallen Druck- und Versandkosten in der Höhe von mehreren 10000 Franken weg», verdeutlicht der Leiter Markt. Was noch mehr ins Gewicht falle, seien rund vier Wochen interne Arbeitszeit für das Erstellen der Taschenfahrpläne. «Diese Arbeit wäre gleichwohl angefallen, wenn wir die Auflage reduziert hätten.» Hinweiswww.fahrplanfelder.chwww.sbb.ch

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