Soeben hatte Oberriet-Grabs’ Janis Steiger den krassen Aussenseiter im dritten Kampf 6:5 in Führung gebracht. Bahnt sich da eine Sensation an?
Nein, wir sind voll im Plan.
Peter Dietsche huscht ein kurzes Lächeln übers Gesicht. Der Listenführer, der die Wertungen des Mattenleiters zu Papier bringt, sollte Recht behalten. Wenige Sekunden später übernimmt Leader Kriessern gegen den Tabellenletzten wieder die Führung. Ilir Fetahu (RCOG) kann wegen einer Verletzung erst gar nicht auf die Matte.
Am Ende heisst es 25:10; das ist standesgemäss. Aber die etwa 600 Fans, die eine stimmungsvolle Atmosphäre in der Mehrzweckhalle Kriessern schufen, sahen einen ausgeglicheneren Premium-League-Kampf, als es das Ergebnis ausdrückt. Es sind letztlich die grössere Breite des Kaders sowie Gewichtsvorteile, die den Ausschlag für die RSK geben. Doch beide Seiten halten sich nicht lange mit der Analyse auf. Denn das Derby war in erster Linie ein Testlauf für noch kommende, wichtige Aufgaben in dieser Saison.
Die Niederlage akzeptiert, den Halbfinal vorbereitet
Der Testlauf stimmte beide Seiten zuversichtlich. «Wir sind zufrieden, wir haben gute Kämpfe gezeigt», sagt RCOG-Präsident Peter Eggenberger.
Klar wurmt es mich, das Derby verloren zu haben. Aber Kriessern ist einfach so stark, einen Sieg zu erwarten, wäre vermessen gewesen.
Nach dem aktuellen Stand muss Oberriet-Grabs in die Abstiegskämpfe gegen den Ersten der Challenge League. Eine bessere Vorbereitung als einen solchen Kampf gegen den Tabellenführer gibt es kaum.
Die Gastgeber, verlustpunktlos an der Spitze, denken schon an den Halbfinal, den sie längst erreicht haben – und ein wenig auch an den Final. Patrick Dietsche, der technische Leiter der RSK, sah, dass die Form seiner Kämpfer stimmt. Das macht ihn optimistisch für die beiden zwei Rückrundenkämpfe sowie die Halbfinals.
Am Samstag bot die RSK wegen des zu erwartenden Publikumsansturms eine Neuerung: einen Livestream in der benachbarten Bar. Wäre die Halle bei etwas über 650 Fans ausverkauft gewesen, hätten die übrigen den Kampf auf Grossleinwand verfolgen können. Die Bar füllte sich dank Livemusik aber erst nach Kampfende. Das ändert sich im Halbfinal, dann rechnet Dietsche mit rund 1000 Fans. «Wir wollen niemanden nach Hause schicken», sagt er. Sollte sich die RSK für den Final qualifizieren, würde sie übrigens nach Widnau umziehen.
Der jüngste internationale Mattenrichter im Einsatz
Das Derby war nicht nur für die Clubs ein Testlauf. Mattenrichter Robin Mamie aus Lausanne, mit 28 Jahren jüngster international tätiger Schweizer Kampfrichter, stand unter Beobachtung des Schweizerischen Kampfrichter-Chefs Jean-Claude Zimmermann. «Nicht nur die Vereine, auch wir wollen die Besten mit in die Finals nehmen», so Zimmermann. Deshalb verfolgte er den Kampf auch per Video, um danach direkt mit Mamie in die Fehleranalyse zu gehen. Kaum war das Derby beendet, betrachteten Mamie und Zimmermann Szenen am Bildschirm, die nicht optimal gelaufen waren – angesichts des Tempos in den Kämpfen kaum verwunderlich.
Die Fehlerquote war wohl sehr gering. Mamie darf sich grosse Hoffnungen machen, bei den Finals dabei zu sein.
Fehler passieren immer mal wieder, aber ich bin froh, dass sie keinen Kampf entschieden haben
sagt der 28-Jährige, der einen äusserst souveränen und ruhigen Eindruck machte. Vielleicht sehen sich die RS Kriessern und der Mattenrichter in dieser Saison noch einmal.
Ein Wiedersehen mit Oberriet-Grabs könnte es für Kriessern erst nächste Saison wieder geben. «Wir drücken dem RC Oberriet-Grabs die Daumen für die weiteren Kämpfe», sagt Patrick Dietsche – sicher auch, weil so das Herz des Schweizer Ringens weiter im Rheintal schlagen würde.