23.04.2018

«Das darf mir nicht passieren»

Der FC Widnau zeigt im Spitzenkampf eine ungenügende Leistung und verliert mit dem 1:7 in Altstätten das Spiel, den ersten Ranglistenplatz – und einen routinierten Verteidiger. Valentin Aggeler wird wegen Beleidigung des Gegners vom Platz gestellt.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Beni BruggmannDas Spiel ist längst entschie­den. Altstätten führt 5:1. In höchster Not bremst Widnaus Innenverteidiger Valentin Aggeler den durchgebrochenen Altstätter Stürmer Adis Hujdur von hinten. Die gelbe Karte ist die logische Folge. Doch dann gerät Aggeler mit Altstättens Sahin Irisme in ein Wortgefecht. Die beiden, die noch vor zwei Jahren beim FC Widnau Teamkameraden waren, geraten verbal aneinander. Aggelers Beleidigung des Gegenspielers, vom Schiedsrichter mitgehört, reicht zum Ausschluss: Rote Karte!«Das darf mir nicht passieren», sagt der «Sünder» lange nach Spielschluss. Eine Stunde Bedenkzeit braucht er, um das Geschehen einzuordnen. Dann setzt er sich zusammen mit seiner Freundin Anna etwas abseits der Matchbesucher, die sich beim Bier angeregt unterhalten, mit dem Journalisten zusammen. «Ich bin mit 27 Jahren einer der Älteren im Team. Ich gehöre zu den Erfahreneren. So etwas darf mir einfach nicht passieren.» Man spürt: Da ist einer, der sein Verhalten bereut.Aggeler hatte vor dem Spiel Nachtdienst«Ich habe mich gut gefühlt», sagt er, «obwohl ich erst heute Morgen um vier Uhr ins Bett kam. Ich fühlte mich bereit.» Der Kantonspolizist am Standort Oberriet hatte Nachtdienst. Polizisten sind unregelmässige Arbeitszeit zwar gewohnt. Letzten Endes war es aber eben doch die Ruhe, die ihm in diesem heiklen Moment fehlte.Dabei zeichnet er sich in diesem Match, der nun wahrlich nicht für Widnau läuft, immer wieder durch ruhige Aktionen aus. Er spielt als Innenverteidiger abgeklärt und bewahrt die Übersicht. Es scheint, dass ihn nichts aus der Fassung bringen kann. In den Zweikämpfen wirkt er robust und sicher, und in den Kopfballduellen bleibt er mit seinen 1,84 Metern regelmässig Sieger. Dazu kommt, dass er seine Mitspieler immer wieder mit einfachen, guten Zuspielen bedient. Aggeler zeigt eine solide Leistung, die sein Team in diesem Derby um die Tabellenspitze aber nicht vor dem bösen Untergang bewahren kann.«Ich kann gar nichts anderes spielen»Er ist bis zur 4. Klasse in Frümsen aufgewachsen und hat damals beim FC Haag gespielt, natürlich zuerst als Stürmer. «Als Kind ist es doch das schönste, Tore zu erzielen.» Der Umzug nach Widnau bringt ihn zu seinem Stammverein. «Sven Sonderegger, mein heutiger Eins-Trainer, hat mich schon als Junior richtig eingeschätzt und mich in die Abwehr geschickt.» Heute gibt es für ihn keine bessere Position. «Ich kann gar nichts anderes als Innenverteidiger spielen», schätzt er sich realistisch ein. Und dennoch spielt er bei seinem ersten Einsatz in der ersten Mannschaft, im Oktober 2007, auf Geheiss seines Trainers Jeff Geiger im Mittelfeld. Das bleibt die Ausnahme. Für eine Saison geht er nach Montlingen, kehrt aber dann wieder zu «seinem» FCW zurück.Dass Altstätten an diesem Tag die bessere Mannschaft ist und verdient gewinnt, steht auch für Aggeler fest: «Wir wurden richtig vorgeführt, haben viel zu viele Fehler gemacht.»Aber er gibt auch zu bedenken: «Wenn drei der besten Spieler fehlen, dann kommt jedes Team in Schwierigkeiten. Nehmen Sie bei Barcelona Messi, Iniesta und Suarez heraus, dann ist das ein ganz anderes Team.» In seinem Fall denkt er an den gesperrten Daniel Lässer, den verletzten Diego Liechti und an den Captain, an Daniel Lüchinger, der nach 22 Minuten angeschlagen vom Feld humpelt.Der Routinier sieht sich nicht als LeaderSo müsste im Notfall eben einer wie Routinier Aggeler die Führung des Teams übernehmen. «Ich möchte das nicht. Mir gefällt die Rolle, Teil des Ganzen zu sein und meinen Beitrag auf meiner Position für das Team zu leisten. Ich bin kein Leader.»

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