Als die dänische Nationalmannschaft Mitte 80er-Jahre mit Preben Elkjær Larsen, Michael Laudrup oder Morten Olsen und mit erfrischendem Offensivfussball von einem Mitläufer zu einer fussballerischen Macht aufstieg, entstand der Begriff «Danish dynamite» (dänisches Dynamit). Dieses Dynamit zündeten Odense und Brøndby am heurigen U19-Turnier.
Schon am Freitag wurde ihre Stärke klar, als Olympiacos von Brøndby 4:1 bezwungen und die Mexikaner von Club América von Titelverteidiger Odense mit 7:0 zerzaust wurden. Die Favoritenrollen für die Halbfinals waren so vergeben, «Danish Dynamite» hatte sie inne.
Zehn dänische Tore in den Halbfinals
Im Halbfinal zwischen Brøndby und Botafogo aus Rio de Janeiro schien es kurz, als würde der Favorit straucheln. Die Brasilianer führten nach 13 Minuten 2:0. Die Dänen schalteten dann aber einen Gang höher – und 13 Minuten später hatten die Blau-Gelben den Rückstand in eine 5:2-Führung umgewandelt. In dieser knappen Viertelstunde zeigten die Dänen hochstehenden Fussball und kombinierten sich gegen die Kicker vom Zuckerhut in einen Spielrausch.
Den anderen Halbfinal gewann Odense mit 4:0 gegen die Engländer aus Middlesbrough, womit der dänische Final Tatsache war. Zuvor ging es an die Klassierungsspiele. Olympiacos gewann das Spiel um Rang sieben gegen St. Gallen im Penaltyschiessen. Gespannt durfte man auf den Auftritt der Altstätter sein, die sich in die Herzen des Publikums gespielt hatten. Sie verloren gegen Club América 0:2, aber viel Applaus von der Tribüne war ihnen sicher.
«Schade, haben wir kein Tor erzielt», sagte Samuel Stiendl. Der Widnauer war einer der auswärtigen Spieler, die die Altstätter verstärkten und das Team zu einer verschworenen Gemeinschaft machte. «Wir waren keine Altstätter, keine Rebsteiner, keine Widnauer. Wir waren eine Mannschaft, in der jeder für jeden ging. Ich bin stolz auf das Team», sagte Trainer Rainer Langenegger. Rang sechs bedeutet in der 13. Austragung eine der drei besten Platzierungen eines FCA-Teams. In vier Spielen gegen Teams wie Brøndby oder Middlesbrough nur drei Tore zu erhalten, hatte niemand erwartet. «Wir waren ein Team, das machte uns aus», sagte Tobias Geisser, der sonst bei Rüthi spielt. Benjamin Hasler vom Trainerstaff sagte: «Wir wussten, dass mit Teamgeist etwas möglich ist.»
Dann ging es um den Sieg. «Brøndby kennen wir aus der Liga. Es sind meist enge Spiele», sagte OB-Manager Mathias Jørgensen vor dem Spiel. So kam es auch. Die Blau-Weissen von der Insel Fünen hatten etwas mehr Spielanteile und setzten sich mit einem Tor per umstrittenem Penalty fünf Minuten vor Schluss mit 1:0 durch.
5350 Fans in zwei Tagen sind ein neuer Rekord
Torschützenkönig war mit sechs Treffern William Martin. Der 17-
jährige Odense-Stürmer lobte das Turnier und das Rheintal: «Es ist wunderschön hier.» Martin konnte kaum laufen, da trat er schon gegen den Ball: «Mit vier bin ich zum Bellinge Boldklub, dem Klub aus meinem Heimatstädtchen.» Sein Talent wurde bemerkt, der Weg zu OB mit seiner Talentschmiede vorgegeben. Sieben Länderspiele hat er bislang bestritten: Zwei mit Dänemarks U16, drei mit der irischen U16 und zwei mit der irischen U17. Martin ist einer jener Spieler des U19-Turniers, denen man zutraut, Profi zu werden. Erst denkt der sympathische Goalgetter jedoch noch an etwas anderes: «Ich hoffe, in zwei Jahren nochmals in Altstätten dabei zu sein.»
Bester Torhüter wurde Magnus Nielsen von Odense BK. Der 1,94 Meter grosse Keeper liess kein einziges Gegentor zu. Elfmal spielte er bislang für dänische U-Natis – er könnte einst in die grossen Fussstapfen von Kasper Schmeichel treten.
Bester Spieler wurde wenig überraschend auch ein Däne: Bertram Kvist von Brøndby. Er ragte aus einer starken Mannschaft heraus. Nicht mit Körpergrösse – der Regisseur ist 1,72 Meter gross – sondern mit feinen Leistungen, einer überragenden Spielübersicht und einer formidablen Ballbehandlung. Wie er den Freistoss zum 3:2 gegen Botafogo verwandelte, war Beweis eines ganz grossen Talents. 23 U-Länderspiele stehen bei ihm im Palmarès. Gut möglich, dass die Kicker der «Altstätten Selection» einst während einer WM oder EM sagen können: «Gegen den Kvist habe ich auch schon gespielt.»
Das Turnier 2024 geht in die Geschichte ein. Das Zuschauerinteresse war riesig, mit 5350 Fans an beiden Tagen wurde der Rekord aus 2022 nochmals um 350 überboten. Kein Wunder, denn es herrschte an beiden Tagen ein Wetter, das ungeschönt als «en Traum» bezeichnet werden konnte. OK-Präsident Urs Schneider sagte: «Es war ein perfektes Turnier.»