14.10.2019

«Das Amt hat mich gesucht»

Mit der Wahl Albert Schumachers zum Präsidenten der Rheinecker Katholiken ist die Fusion mit Thal vom Tisch.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Lange Zeit wollte Albert Schumacher nicht in die Rolle des Präsidenten der Rheinecker Katholiken schlüpfen. Jedes Mal hatte er abgewunken, wenn ihn Kollegienrat Beda Hässig wieder einmal anwerben wollte.Es lag nicht etwa daran, dass er sich das Amt nicht zugetraut hätte. Es war der zu erwartende Zeitaufwand, der Albert Schumacher zögern liess. Er hatte gehofft, es fände sich ein anderer Kandidat, eine andere Kandidatin. Diese Person gibt es aber nicht.Animiert von Beda Hässigs Anfrage, besuchte Albert Schumacher im März 2018 seine erste Kirchbürgerversammlung in Rheineck. Ihm blieb sein Eindruck in Erinnerung, dass die Kirchbürger nicht fusionieren, sondern eigenständig bleiben wollen. «Ich war noch nicht überzeugt, das Amt übernehmen zu wollen», sagt er.Eine Kirchgemeinde darf nicht führungslos bleiben. Der Administrationsrat setzte Othmar Gerschwiler als Kurator ein. Er sollte einen Präsidenten re­krutieren. Bald war ein anderer Kandidat im Gespräch. Auf eine Kampfwahl wollte sich Albert Schumacher nicht einlassen und blieb im Hintergrund.Niemandem konnte er mehr den Vortritt gewährenAls es sich zerschlagen hatte, dass Albert Schumacher jemandem den Vortritt hätte lassen können und der erste Wahlgang der Erneuerungswahl am 8. September ergebnislos blieb, stellte sich der Wahlrheinecker zur Verfügung: «Ich möchte dem Willen der Kirchbürger gerecht werden und meinen Beitrag leisten, damit es zu keiner Fusion kommt», sagt er. «Das Amt hat mich gesucht»– und gefunden. In stiller Wahl.Der Umstand, dass Albert Schumacher am 1. Januar die Leitung der Kirchgemeinde übernimmt, ist nicht mit einem Versprechen gleichzusetzen: Die Fusion mit der benachbarten Gemeinde Thal ist nicht endgültig vom Tisch. «Man kann eigenständig sein und trotzdem gut schaffen», sagt Albert Schumacher. Es stehe und falle allerdings mit jenen Menschen, die sich engagieren.«Ich verhindere eine Fusion nicht, indem ich sage, ich will keine. Es braucht Menschen, die mitschaffen», sagt Albert Schumacher. Nur zu kritisieren reicht nicht. Der Präsident und der neu zusammengesetzte Verwaltungsrat können die Eigenständigkeit alleine nicht bewahren. Sie können ihr immerhin ein Gesicht geben.Eigenständigkeit ist auch eine Frage der FinanzenAlbert Schumacher ist überzeugt, dass Neuerungen in der Kirche nötig sind. «Möglicherweise sind die Strukturen der Landeskirche verhärtet», sagt er. Vielfach fänden zum Beispiel Mitglieder einer Freikirche ei­nen besseren Draht zu Menschen mit psychischen Problemen. Immer mehr Bürger fühlen sich in der Kirchgemeinde nicht aufgehoben und treten aus. Die Steuereinnahmen gehen zurück. «Dann wird eine Fusion zur Finanzfrage», sagt der frisch gewählte Präsident. Gebäude und Infrastruktur müssen unterhalten und Personal muss entlöhnt werden. «Die Kirchbürger sind das Zünglein an der Waage.» Albert Schumacher wünscht sich deren Engagement, damit sein Einsatz gelingen kann.Seines Erachtens verändert ein vermehrter Kirchgang al­leine nichts. «Das Miteinander beim Schaffen bringt mehr.» Beteiligen sich mehr Kirchbürger an Anlässen oder Aktivitäten, finden sie vielleicht Gefallen daran, mitzumachen. So wie seinerzeit Albert Schumacher an seiner ersten Bürgerversammlung.Dies wäre eine gute Chance, um Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen. «Ich wünsche mir solch eine ideelle Unterstützung.» Zur Person: Albert Schumacher wuchs in Vilters auf. Im Jahr 1979 zog er aus dem Sarganserland nach Rhein­eck. Der Verwaltungsfachmann arbeitete in mehreren Gemeinden im Betreibungswesen und leitete unter anderen 13 Jahre lang das Rheinecker Betreibungsamt. Vier Jahre lang war er Präsident des Verbandes der Betreibungs- und Konkursbeamten (VBKB SG/AR/AI/GL). Heute ist er selbstständig und arbeitet mit Schwerpunkt in der Schuldenberatung. «Ich sehe mich als Vermittler zwischen Schuldnern und Gläubigern», sagt er.

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