Stefan Bellmont ist der Mann, der es als erster Schweizer an die Weltmeisterschaft geschafft hat. Im Alexandra Palace in London, von allen «Ally Pally» genannt, schied er zwar recht schnell aus, es war für den Zuger aber schon ein grosser Erfolg, überhaupt dabei gewesen zu sein.
Wie Bellmont sich an dieser WM schlägt, hat man auch in Montlingen verfolgt. Die Rheintaler halten viel vom 35-Jährigen, der die Weltbühne betreten hat. Marc Lagger vom Dartclub Falcons Rheintal sagt voller Respekt: «Er hatte einen schwierigen Gegner und hat sich richtig gut geschlagen.» Lagger muss es wissen, im Darts kennt er sich aus. Er ist einer von 35 Spielern des Vereins, der im Montlinger Industriegebiet beheimatet ist.
«Wie eine Community, man kennt sich»
Den Dartclub Falcons Rheintal gibt es seit acht Jahren. Erst war er in Altstätten zu Hause, jetzt in Montlingen. Das Clublokal vermittelt auf den ersten Blick ein heimeliges Ambiente, die Tische und die Bar bestehen aus Holz. Das Herzstück sind – natürlich – die Dartscheiben: Fünf Steel-Darts-Scheiben und sechs elektronische Kästen gibt es. Und die braucht es auch, denn der Verein wächst. Marc Lagger sagt:
Wir werden immer mehr.
Und als müsste er das beweisen, erteilt er während des Plauschturniers vom Mittwoch einem Interessenten aus Liechtenstein Informationen; er wird sich dem Verein anschliessen. Zum Plauschturnier trudeln indes immer mehr Leute ein. 26 sind es am Ende – eine gute Zahl für ein Turnier unter der Woche, an dem es nicht einmal Preisgeld zu gewinnen gibt, sagt Dennis Kamber.
«Die Turniere sind wie Treffpunkte. Es kommen jeweils Spieler von anderen Vereinen oder solche, die gar keinem Club angehören. Im Darts sind wir wie eine Community, man kennt sich.»
Dartsport ist auch im Rheintal sehr beliebt
Dieser Gedanke führt dann auch dazu, dass die Vereine aufeinander Rücksicht nehmen, wenn sie die Turniere ansetzen. Es ist für alle von Interesse, dass mehr Spieler dabei sind. Und Spieler gibt es im Rheintal viele, Darts erlebt einen Boom. Auch Vereine gibt es mehrere; der Dartclub Widnau ist in der Region aktiv, auch in Thal, Diepoldsau und Oberriet gibt es Clubs. Diese begegnen sich nicht nur an Einzelturnieren, sondern primär in ihrer Meisterschaft. Dennis Kamber sagt:
Es gibt Heim- und Auswärtsspiele, ganz so wie im Fussball
An diesen stehen jeweils 18 Spiele auf dem Plan; 16 davon sind Einzelspiele, in den anderen duellieren sich Zweierteams. Nach diesen Spielen steht der Sieger fest – oder es kommt zu einem Stechen in Zweierteams.
Ein Verein kann mehrere Mannschaften in der Meisterschaft anmelden, bei den Falcons sind es in der nächsten Saison fünf. In der letzten Saison hat eines von ihnen die A-Liga gewonnen: Die Old Guns haben in zwölf Spielen 30 Punkte geholt und damit stolze acht mehr als der erste Verfolger.
Es ist etwas mehr, als einfach Pfeile zu werfen
Darts ist primär bekannt als ein Sport, der in einer Beiz zu einem Bierchen betrieben wird. Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht, es geht gemütlich zu und her bei einem Turnier. Aber es ist schon etwas mehr, als einfach ein paar Pfeile auf eine Scheibe zu werfen. «Es braucht mentale Kraft, es ist viel Konzentration gefragt», so Marc Lagger. Und: Darts sei für die Vereine aus der Region, die die Meisterschaft bestreiten, ein ausgesprochener Teamsport. Es gehe darum, in der Mannschaft ein gutes Klima zu haben, sonst sei Erfolg gar nicht möglich.
Aber was können ein Stefan Bellmont – oder jeder andere WM-Spieler – so viel besser als die Montlinger Darter? Lagger sagt:
Mich beeindruckt die Konstanz, die sie jeweils an den Tag legen. Sie haben zudem viel mehr Erfahrung – und sie können perfekt kopfrechnen.
Dies sei an der WM wichtig, denn die Stände werden nur an einem Board angezeigt und es gewinnt der Spieler, der am schnellsten «ausgecheckt» hat, also auf der Null ist. «Die kennen alle möglichen Zahlenkombinationen im Kopf», pflichtet Dennis Kamber seinem Kollegen bei. Und auch bei den «Grossen» sei das Mentale ein entscheidender Faktor – fast alle arbeiten mit Coaches, um einen kühlen Kopf zu bewahren, während im «Ally Pally» die begeisterte Meute tobt. Das beeindruckt die Fans – auch die Montlinger.
Am Donnerstag, 26. Dezember, findet im Clublokal der Falcons ihr traditionelles Stephanstagsturnier (Soft-Darts) statt. Ab 19 Uhr sind die Türen des Clublokals an der Letzaustrasse 9 in Montlingen geöffnet, das Turnier beginnt um 20 Uhr. Alle können teilnehmen.
Am 2. und 3. Januar gibt es ab 20 Uhr Public Viewings der Darts-WM-Halbfinals und -Finals in London, ab 16.30 Uhr finden öffentliche Steel-Darts-Turniere statt.