02.02.2021

Dank Schneckenrampe schneller

Im Juni soll die Doppelspur zwischen Goldach und Rorschach-Stadt in Betrieb gehen – trotz Einschränkungen wegen Corona und Schnee.

Von Siri Würzer
aktualisiert am 03.11.2022
Es ist eines der grösseren Projekte, die die SBB in der letzten Zeit in der Ostschweiz realisieren. Um die Kapazitätsengpässe auf der Linie St. Gallen–St. Margrethen zu entschärfen und die Ostschweiz an den europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehr in Deutschland anzuschliessen, bauen die SBB die bis anhin einspurige Strecke zwischen Goldach und Rorschach-Stadt zur Doppelspur aus.Gleichzeitig wird der Bahnhof Rorschach-Stadt barrierefrei ausgebaut. Ein weiterer Grund für den Umbau ist die Anpassung an das Behindertengleichstellungsgesetz. Neuerdings wird es unterirdische Zugänge zu den Gleisen und erhöhte Perrons für eine ebenerdige Einstiegsmöglichkeit in die Eisenbahnwagen geben. Fussgänger müssen nicht mehr vor den geschlossenen Barrieren warten, um den Bahnübergang zu überqueren, sondern gelangen durch die Personenunterführung von der Nord- zur Südseite.Auf der Südseite gelangt man vom Aussenperron in Zukunft direkt zum Busbahnhof. Dort werden Haltestellen mit überdachten Buskanten errichtet. Kostenpunkt für das gesamte Bauprojekt ist laut SBB-Medienstelle rund 40 Millionen Franken. Die Bauarbeiten laufen in der letzten Januarwoche noch nicht auf vollen Touren. Geplant war ursprünglich, dass die Arbeiten Anfang Januar wieder beginnen. Am 11. Januar ging es denn auch weiter. Drei Tage nach der Wiederaufnahme mussten die Arbeiten jedoch bereits wieder eingestellt werden: Wegen des starken Schneefalls. Eineinhalb Wochen musste die Baustelle deshalb ruhen. Corona birgt auch auf dem Bau SchwierigkeitenSelbst in Rorschach hielt sich der Schnee aussergewöhnlich lange, sodass auf der Baustelle Bahnhof Rorschach-Stadt erst seit einer Woche wieder gearbeitet werden kann. Während dieser Woche werden hauptsächlich die relevantesten Arbeiten erledigt. Das bedeutet jene, die fertiggestellt werden müssen, bevor man zu den nächsten Schritten übergehen kann.  Dort, wo einmal das Perron am Gleis 2 nördlich des Trassees stehen wird, werden zurzeit die letzten Kabelschächte eingebaut. Noch ist in der östlichen Hälfte des zukünftigen Perrons nur ein Graben zu sehen. Erst nachdem die beiden Unterführungen Ende November fertiggestellt waren, konnte hier weitergearbeitet werden. Die neue Personenunterführung ist 20 Meter lang und bereits fertig. Auf beiden Seiten führt je eine Rampe und eine Treppe an die Aussenseite der Perrons.Die grösste Herausforderung der vergangenen Monate sind das Coronavirus und dessen Implikationen gewesen, sagt Patrick Müller. Er ist Oberbauleiter der SBB am Doppelspurausbau Goldach–Rorschach-Stadt. Im März und April letzten Jahres hatten die SBB die Arbeit auf allen ihren Baustellen vorerst eingestellt. Patrick Müller sagt: «Bauen auf Abstand ist schwierig.» Zum Schluss habe es dann aber doch gut geklappt. Da die Bauarbeiten im Sommer und Herbst gut vorangekommen seien, gelangten sie nicht in Verzug. Müller sagt: «Wir waren gut im Zeitplan unterwegs. So konnten wir das Sperrwochenende im Mai einhalten und der Meilenstein ist uns gelungen.»Die zweite Phase hat im Mai 2020 begonnenDas Projekt lässt sich laut Müller in zwei grössere Phasen unterteilen. Bis Mai 2020 wurde das Gleis samt Perron auf der Südseite gebaut. Bis dahin verkehrten die Züge weiterhin auf der bisherigen Seite. Während des Sperrwochenendes war der Bahnbetrieb unterbrochen. Die Weichen wurden umgestellt, und der Bahnbetrieb läuft seither über die neue Seite. Damit begann die zweite Phase. Während dieser werden das ursprüngliche Gleis saniert und der zweite Perrons gebaut. Neu ist das nördliche Perron 220 Meter lang und das südliche 170 Meter. Um Platz für die Doppelspur zu machen, wurde die ganze Strecke um ungefähr fünf Meter verbreitert. Dafür mussten an der Dufourstrasse zwei Wohnhäuser und ein Anbau abgerissen werden.Die zweite Unterführung, die aufgrund ihrer aussergewöhnlichen Form auffällt, ist die Schneckenrampe in der Westhälfte des Bahnhofs Rorschach-Stadt. Sie wird künftig als barrierefreie Veloquerung dienen. Dieses Projekt wurde nicht von den SBB, sondern von der Stadt Rorschach geplant und umgesetzt. Es ist im gleichen Zug realisiert worden, um Synergien zu nutzen. Noch wird auf der Südseite des Bahnhofs eine Weile gebohrt und gehämmert. Aber in diesem Halbjahr werden die letzten Arbeiten verrichtet: Das Perron wird aufgefüllt, das Dach montiert und die Fahrleitungen werden gezogen. Auch das Schneechaos der letzten Wochen hat sie in ihrem Zeitplan nicht aufhalten können, sagt Müller. So wird die neue Rorschacher Doppelspur voraussichtlich am 21. Juni 2021 in Betrieb genommen. 

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