Die Region Rorschach ist im Wetterglück. Von Mai bis im Spätsommer konnte beinahe durchgehend ideales Badewetter genossen werden. Nun, im Oktober, ist es zwar nicht mehr derart hochsommerlich heiss, doch spätestens um die Mittagszeit klettern die Temperaturen über die 20-Grad-Marke. Viele haben nun Badehose und Handtuch mit Wanderschuhen und Rucksack getauscht.Auch entlang des Bodenseeufers und am Alten Rhein sind ganze Scharen von Wanderlustigen zu sehen. Aber wenige hundert Meter vor der Mündung des Alten Rheins ist fertig lustig, werden Passanten von einem hohen Absperrgitter vom Rheinufer hinauf auf die Strasse gewiesen.Zwei Grundbesitzer fechten Enteignung anAllerdings nicht erst seit gestern, sondern seit beinahe zehn Jahren ruhen im 170 Meter langen Abschnitt bei der früheren Ausflugsbeiz «Paradiesli» die Bauarbeiten. Der Grund sind Einsprachen von Privatpersonen gegen den Dammbau vor ihren Wohn- oder Ferienhäusern. Die abgesperrte Uferstrecke ist das letzte Puzzleteil beim Gestaltungsprojekt der Internationalen Rheinregulierung (IRR). Es verbesserte den Hochwasserschutz und die ökologischen Lebensräume im Flussgebiet zwischen St. Margrethen und Bodensee. Weil sich Kanton und IRR nicht mit allen Einsprechern einigen konnten, verblieb am Schluss nur mehr eine Möglichkeit, um das Jahrhundertprojekt in Altenrhein endlich abzuschliessen. Im Jahr 2012 wurden die Enteignungen eingeleitet. Zwei Grundbesitzer fechten die Enteignungen nach wie vor an.Der Schweizer Rheinbauleiter Daniel Dietsche reagiert auf die Frage, wann denn die «unendlichen Geschichte» an der Mündung ein Ende habe, professionell sachlich. Er räumt aber mit einem Schmunzeln zumindest ein, dass er das fehlende Stück Hochwasserschutzdamm am liebsten sofort selber mit der Schaufel bauen würde, wenn er denn dürfte. Noch würde das laufende Verfahren das verhindern.«Ich bin aber zuversichtlich, dass der Rechtsfall bald abgeschlossen werden kann, wobei ich dies schon einige Male dachte», sagt Dietsche und ergänzt, dass der Damm lediglich zwischen 10 und rund 80 Zentimeter erhöht werden müsse, um die angepeilte Schutzhöhe von 398,30 Meter über Meer zu erreichen. Umso ärgerlicher sei es, dass derart lange um den Bau des Damms gerungen werden müsse. «Im Liegestuhl können die Betroffenen nach dem Bau zwar nicht mehr direkt auf den Alten Rhein blicken, doch im Stehen wird das allemal möglich sein.» Ursprünglich war auch der Fussweg Bestandteil des Projektes. Aufgrund der vielen Einsprachen vor allem gegen diesen Fussweg beschlossen die damaligen Zuständigen, diesen wieder aus dem Auflageprojekt zu entfernen.«Dass der Fussweg nicht auf der Dammkrone verläuft, ist kein Problem – Hauptsache der Damm kommt endlich», sagt Dietsche. Beim Fussweg müsse man darauf achten, dass der Weg nicht zu tief liege. Bei zu hohem Seestand im Sommer und auch bei Wellenschlag der Ausflugsschiffe dürfe dieser nicht unter Wasser stehen. Sonst werde es wieder nichts mit dem Fussweg im kommenden Sommer.Trifft die Bewilligung für den Dammbau tatsächlich bald ein, so ist das fehlende Stück laut Dietsche innert zwei Monaten gebaut. Bezüglich Fussgängerweg heisst es dann aber für alle wieder zurück auf Feld eins. Das Rösslispiel beginne von neuem, mit allen Einsprachemöglichkeiten. «Die Gemeinde Thal muss den Fussweg öffentlich auflegen. Der Grundeigentümer, das Rheinunternehmen, wird dazu seine Zustimmung geben.»