24.11.2021

Corona-Situation ist "kritisch", aber vorerst keine Verschärfungen

Angesichts der aktuell relativ tiefen Belastung der Intensivpflegestationen mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten und der grossen regionalen Unterschiede hält der Bundesrat eine schweizweite Verschärfung der Massnahmen derzeit nicht für angezeigt, sagte Gesundheitsminister Alain Berset an der Pressekonferenz vom Mittwochnachmittag.

Von br
aktualisiert am 02.11.2022
An seiner Sitzung vom 24. November habe der Bundesrat die aktuelle Lage der Pandemie vertieft analysiert. Er schätzt die epidemische Situation als kritisch ein. Eine schweizweite Verschärfung der Massnahmen hält der Bundesrat derzeit aber nicht für angezeigt.Der Bundesrat hält an der mit den Kantonen vereinbarten Zusammenarbeit fest, wonach bei regional unterschiedlicher Entwicklung der Pandemie die Kantone die notwendigen Massnahmen ergreifen.Mit kantonalen Massnahmen und der konsequenten Umsetzung der Basismassnahmen durch die Bevölkerung wie Abstand halten, Maske tragen, Lüften und Testen will der Bundesrat eine Überlastung der Spitäler möglichst verhindern.Die Anzahl Neuinfektionen steigt seit Mitte Oktober  markant an, vor allem bei den jüngeren Altersgruppen. Die täglichen Neuinfektionen haben einen neuen Jahreshöchststand erreicht und die exponentielle Entwicklung setzt sich fort. Die Zahl der Hospitalisationen steigt etwas verzögert ebenfalls kontinuierlich an, hauptsächlich bei den ältesten Bevölkerungsgruppen.Grund für den Anstieg der Infektionen sei die Deltavariante. Sie ist viel ansteckender als frühere Virusvarianten und führt zu mehr schweren Krankheitsverläufen. Weil infizierte Personen häufiger und länger intensiv behandelt werden müssen, werden die Intensivstationen stärker belastet.Weitere Gründe sind die vergleichsweise tiefe Durchimpfung und der vermehrte Aufenthalt in Innenräumen während der kalten Jahreszeit.Grosse regionale UnterschiedeIm Unterschied zu früheren Phasen der Pandemie steigen die Zahlen je nach Region unterschiedlich stark. Die Zahl der 14-täglichen Infektionen pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner ist in einigen Kantonen rund sechsmal höher als in den Kantonen mit tiefer Inzidenz. Auch bei den Hospitalisierungen sind grosse regionale Unterschiede festzustellen. Dabei zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Impfquote und der epidemischen Lage.Situation ist kritischAngesichts der aktuell relativ tiefen Belastung der Intensivpflegestationen mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten und der grossen regionalen Unterschiede, sei für den Bundesrat noch nicht der Moment für schweizweite Verschärfungen der Massnahmen gekommen.Der Bundesrat schätzt die Situation aber als kritisch ein. Sie dürfte sich in den nächsten Wochen weiter verschärfen. Die erhöhte Viruszirkulation bei den jüngeren Altersgruppen dürfte zu einer erhöhten Übertragung des Virus auf die Risikogruppen und einem – möglicherweise sehr raschen – Anstieg der Hospitalisierungen führen.Der Bundesrat hält es für möglich, dass sich diese Entwicklung mit einer Verhaltensänderung der Bevölkerung und regionalen Verschärfungen der Massnahmen abwenden lässt.Der Bundesrat hält an der vor Jahresfrist mit den Kantonen verabschiedeten Strategie fest: Bei regional ausgeprägten Anstiegen übernehmen die Kantone die Federführung und ergreifen Massnahmen, damit die Situation nicht ausser Kontrolle gerät.Im Vordergrund stehen dabei die Ausweitung der Maskenpflicht, namentlich auch in Schulen, die Home-Office-Pflicht oder Kapazitätsbeschränkungen. Einige Kantone haben bereits Massnahmen getroffen.Aufforderung zu repetitiven TestsViele Kantone führen in den Schulen repetitive Tests durch und haben die Zertifikatspflicht für Mitarbeitende und Besuchende in Gesundheitseinrichtungen eingeführt. Der Bundesrat erinnert jene Kantone, die dies noch nicht getan haben, erneut daran, die Empfehlungen zu repetitiven Tests und zum Schutz von Heimen und Spitälern umzusetzen. Er fordert zudem die Kantone auf, die Spitalstrukturen auf eine erneute sehr hohe Belastung vorzubereiten – im Wissen, dass die Möglichkeiten dazu beschränkt sind. Weiter soll auch die Impfung weiter gefördert und die Auffrischimpfungen so rasch wie möglich durchgeführt werden. Besonders gefährdeten Personen müssen geschützt werden.Basismassnahmen konsequent einhaltenSchliesslich weist der Bundesrat auf die hohe Bedeutung der Basismassnahmen hin und fordert die Bevölkerung auf, diese konsequent umzusetzen. Dazu gehören Maske tragen, regelmässiges Lüften von Innenräumen, Handhygiene, Abstandhalten und sofortiges Testen bei Symptomen.Strategie mit RisikenIm Mai 2021 legte der Bundesrat nach Konsultation der Kantone seine Corona-Strategie fest. Darin geht er davon aus, dass alle Einwohnerinnen und Einwohner mit dem Virus in Kontakt kommen werden – geschützt mit der Impfung oder ungeschützt durch eine Infektion. Sobald die Bevölkerung ab 12 Jahren Zugang zur Impfung hat, richten sich die Massnahmen darauf aus, die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems zu erhalten.Der Bundesrat ist sich bewusst, dass diese Strategie Risiken birgt: Es ist schwierig, ein hohes Infektionsgeschehen zuzulassen und gleichzeitig die Überlastung der Spitäler ganz auszuschliessen. Nur wenn die kantonalen Massnahmen und die Verhaltensänderungen nicht greifen sowie die Situation in den Spitälern dies erfordern, wird der Bundesrat schweizweit verschärfte Massnahmen in Konsultation schicken.Hier die Medienmitteilung des Bundesrats

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