17.11.2020

Corona in den Griff bekommen

Anfangs Monat war ein Viertel der Bewohner im Haus Sonnengarten erkrankt. Jetzt ist das Heim wieder coronafrei.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
15 der 61 Bewohnerinnen und Bewohner des Altersheims Haus Sonnengarten sind Ende Oktober positiv auf Corona getestet worden. Die Heimleitung ergriff daraufhin restriktive Massnahmen: Das Heim wurde für Angehörige und Besucher geschlossen, die Erkrankten wurden isoliert und Mitarbeitende durften die Isolationszimmer nur in Schutzkleidung betreten, die danach entsorgt wurde, damit das Virus nicht weiter verschleppt wird. Der Aufwand war enorm, sagen die Heimleiterin Birgit Akermann und Pflegedienstleiter Michael Spagolla. Aber die Massnahmen wirkten: Seit dem Wochenende ist das Altersheim der Stadt Altstätten wieder corona­frei. Ab kommenden Freitag werden auch wieder Besuche zugelassen sein, allerdings weiterhin mit Einschränkungen.Corona hatte das Heim kalt erwischt. Zwar galten für die Mitarbeitenden im Kontakt mit den Bewohnern schon seit dem Frühling verschärfte Hygienemassnahmen. Und er habe sich womöglich unbeliebt gemacht, weil er immer wieder auch Besucher darauf aufmerksam machte, dass Masken korrekt zu tragen seien, meint Michael Spagolla. Verhindern liess sich der Ausbruch der Krankheit trotz allem nicht. Betroffen war vor allem eine der fünf Wohngruppen.Eine Frau starb infolge der Covid-19-Infektion im Spital. Sie war bereits durch Vorerkrankungen geschwächt. Nachdem sie bereits auf dem Weg der Besserung schien und eine Rückkehr ins Heim in Betracht gezogen wurde, verschlechterte sich ihr Zustand wieder.Den anderen Betroffenen erging es besser. Bei ihnen verlief die Krankheit leicht bis mittelschwer. Dabei hätte es einzelne von ihnen durchaus heftiger treffen können. Michael Spagolla und Birgit Akermann sind froh, dass selbst jene im hohen Alter oder mit Lungenproblemen die Viruserkrankung überstanden haben. «Man darf sich aber nichts vormachen», meint Spagolla, «die Krankheit kostet Substanz.» Bis die Leute wieder auf dem Damm seien, dauere es noch.Weitere Todesfälle ohne CoronaNebst der Frau im Spital sind im Heim seit dem Ausbruch der Krankheit noch drei weitere Bewohner gestorben. Jene waren aber nicht an Corona erkrankt, hält Spagolla fest. In einem Fall sei dies auch durch ein negatives Testergebnis belegt.Getestet wurden nicht alle Bewohner des Heims, sondern lediglich jene, die erkrankten und bei denen man aufgrund von Symptomen vermuten musste, es könnte Corona sein. Das war es nicht immer: Michael Spagolla erzählt von zwei Bewohnern, die sich ein Doppelzimmer teilen. Beim einen fiel der Test positiv aus, beim andern zum Erstaunen aller negativ. Jener wurde sofort in ein anderes Zimmer verlegt. Auch die Tests an vier weiteren Bewohnern waren negativ. Getestet wurde ausschliesslich mit dem PCR-Verfahren; die neuen Schnelltests standen noch nicht zur Verfügung.Nicht nur Bewohnerinnen und Bewohner, auch 14 Mitarbeitende waren betroffen. Pflegende ebenso wie Reinigungspersonal sowie jemand von der Aktivierung. Mittlerweile sind sie alle wieder gesund und am Arbeiten. Die Infektionsketten seien nicht in jedem Fall schlüssig, sagt Michael Spagolla. Bei Einzelnen gehe man davon aus, dass sie sich während der Ferien oder in der Freizeit infiziert haben, im Fall einer Mitarbeiterin in Ausbildung dürfte es in der Schule passiert sein, und andere haben sich wahrscheinlich bei Familienangehörigen angesteckt.Lediglich acht der Mitarbeitenden erkrankten in etwa zur selben Zeit wie die Heimbewohner. Die andern machten die Krankheit bereits zu einem früheren Zeitpunkt durch. Weil die Isolationsvorschriften eingehalten wurden, kam es ihretwegen zu keinen Ansteckungen im Heim. Wie es zum Krankheitsausbruch Ende Oktober kam, ist nicht nachvollziehbar.Man hätte kaum etwas anders machen könnenKlar ist: Bei der Pflege kommt man sich nah. So nah wie in einer Familie. «Wir tun unser Möglichstes», sagt Birgit Akermann. Man habe auch von amtlicher Seite bestätigt bekommen, nichts falsch gemacht zu haben. Eine Infektiologin und die Leiterin des Fachbereichs für Pflege und Entwicklung im Gesundheitsdepartement, mit denen man im Kontakt stand, hätten gemeint, sie hätten auch nichts anders machen können. Nun wird das Haus Sonnengarten nach und nach wieder geöffnet. Ab Freitag, 20. November, sind Besuche wieder erlaubt. «Sonst vereinsamen unsere Bewohnerinnen und Bewohner», sagt Birgit Akermann. Besuche sind allerdings nur nach Anmeldung möglich und nicht auf den Zimmern und Wohngruppen, sondern ausschliesslich in der Cafeteria oder in der Besucherbox. Dies nicht zuletzt, um die Einhaltung der Hygienevorschriften gewährleisten zu können. Platz und Zeit sind zudem eingeschränkt. Es gilt, weiterhin Abstand zu wahren. In der Cafeteria stehen fünf Tische für jeweils zwei Besucher pro besuchtem Bewohner zur Verfügung. Ein weiterer Tisch bleibt für sechs Bewohner ohne Besuch reserviert. Es gibt zwei Besuchszeitfenster. Einmal von 14 bis 15 Uhr. Dann werden die Tische desinfiziert, wonach sie von 15.30 bis 16.30 Uhr für die nächsten Besuche zur Verfügung stehen. Dies limitiert die tägliche Besucherzahl in der Cafeteria auf 20.Besuche von Betagten auf der Palliativ- und Demenzstation sind unabhängig davon möglich (und waren es auch schon, während das Heim für andere Besucher geschlossen war). Auch dort ist aber eine Anmeldung nötig. Ausserdem müssen sich die Besucher vor dem Betreten des Zimmers Einwegschutzkleidung anziehen.Das klingt alles weiterhin sehr streng. Die Massnahmen seien aber vorläufig noch nötig, betonen Birgit Akermann  und Michael Spagolla. Man wolle aber so bald wie möglich zur Normalität zurückkehren. Die wöchentlichen Gottesdienste fänden deshalb nächstens wieder statt, und auch die Klaus- und die Weihnachtsfeier soll es geben, wenn auch bei weiterhin geltenden Abstandsregelungen und deshalb in reduziertem Rahmen.

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