28.10.2022

Christliche Sicht: Ein Glaubensbekenntnis

Sich zu etwas oder zu jeman­dem bekennen, ist heutzutage nicht modern. Heute muss alles schnell und unverbindlich, möglichst spontan und unkompliziert sein.

Von Renato Tolfo, Pfarrer in Rebstein
aktualisiert am 02.11.2022
Da ist das Bekennen und auch das Eingehen tiefer Bindungen und lang anhaltender Beziehungen etwas Ungewöhnliches. Und trotzdem spüre ich immer wieder, dass Menschen sich nach tiefen Bindungen sehnen. Es ist nur nicht mehr selbstverständlich, und darum muss jeder und jede den eigenen Weg, das eigene Bekennen und die eigene Wahrheit finden.Das ist ein ziemlicher Anspruch, viele scheitern daran. Wäre es nicht einfacher, man hätte ein Rezept, quasi vorgegeben? Nicht nur für Beziehungen, sondern auch für den Glauben? Wenn wir das religiöse Erle­ben der heutigen Menschen anschauen, dann basteln viele ein wenig herum, viele haben sich von der Kirche abgewandt und viele nehmen einfach das, was gerade am nächsten liegt, oder das, was sie von zu Hause mitbekommen haben. Das eine wie das andere birgt Gefahren.Sich zu Gott bekennen, ist eine Art Liebeserklärung. Es geht nicht um Recht haben und richtig zu glauben, sondern da­rum, dass jemand Ja zu mir sagt. Das ist wie bei Menschen, die einen lieben: Sie nehmen mich, wie ich bin und wollen mich nicht umkrempeln und stellen keine Bedingungen. Weil sie mich lieben, fange ich an, mich mit ihren Augen zu sehen und begreife, dass auch ich meine Fehler habe. Wenn etwas mich ändern kann, dann eine Liebe, die mich nicht ändern will, sondern einfach nur da ist. Menschen werden wir darum nicht überzeugen mit Wahrheiten über Gott und die Welt, sondern mit einem Glauben, der uns trägt und andere tra­gen kann. Wer so zu seinem Glauben steht, sucht nicht Streit für unseren Gott und findet Glauben nicht in der Wiedergabe «wahrer Sätze», sondern wirbt darum, dass andere Menschen dieser uns tragenden Liebe vertrauen. Das bedeutet, dass keine menschliche Erkenntnis – auch keine theologische – über die Liebe Gottes für uns Menschen selbst gestellt werden darf.Bekennen ist somit eine Vergewisserung, nicht im Wissen, sondern im Vertrauen: Gott, der mich liebt, wird mich nicht allein lassen, was auch immer passieren wird. Da ist ein Gott für uns, einer, der Menschen begleitet und schon immer Menschen geholfen hat, der bei ihnen geblieben ist, wenn sie auf Abwegen gewesen sind, der ihnen herausgeholfen hat. Es ist Gott, der an dich denkt. Gott, der dich nicht vergessen hat, der dich nicht allein lässt in schwieri­gen Lebensphasen, der dir entgegenkommt und dich nach Hause bringt. 

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