20.11.2020

Christkönig – das politische Kirchenfest

Von Armin Scheuter
aktualisiert am 03.11.2022
Zum 96. Mal feiert die katholische Kirche diesen Sonntag, 22. November, das Christkönigsfest – und es ist noch immer politisch bedeutsam. Sein offizieller Name lautet: Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, des Königs des Weltalls. In unseren Ohren klingt dieser Wortlaut recht seltsam. Zum einen wegen der unüberschaubaren Grösse und Vielfalt des Universums; zum anderen, wenn wir die gelebte Gewaltlosigkeit Jesu und seinen qualvollen Kreuzestod vor Augen haben.Doch gerade deshalb ergibt es Sinn, Jesus Christus als König auszurufen. Denn Jesus erscheint als der ganz andere König – sein Hoheitszeichen ist eine Dornenkrone, mit der ihn die römischen Soldaten vor seiner Hinrichtung verhöhnen.In seinem Königreich wird nicht durch Unterdrückung und militärische Gewalt geherrscht. Sein innerstes Wesen ist Gerechtigkeit, Liebe und Sanftmut.Auf einem jungen Esel, nicht hoch zu Ross, zieht er in das Machtzentrum Jerusalem ein, während ihn das Volk mit schwenkenden Palmwedeln und Hochrufen begrüsst. Jesus wird als dienender Friedensfürst gefeiert – nicht als machtgieriger Diktator.Dieses Gegenprogramm zur absolutistischen Herrschaft passt besonders ins 20. Jahrhundert. Denn das Christkönigsfest ist ein vergleichsweise junges Fest, es wurde erst 1925 von Papst Pius XI eingeführt. Es betont nach den Umwälzungen des Ersten Weltkriegs und dem Ende grosser Monarchien (wie die der Habsburger, Bayern und Preussen) die Königsherrschaft Christi, die sich gegen jede machtpolitische Kriegstreiberei richtet. Schon bald nach seiner Einführung gelangte das Christkönigsfest in Deutschland zu besonderer Bedeutung. Bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten waren auch die katholischen Jugendverbände immer stärkeren Repressalien ausgesetzt. So durften sich die Gruppen nur noch zu rein religiöser Betätigung treffen. Daher wurde für sie ihr Bekenntnissonntag, den sie am Christkönigsfest feierten, wichtiger denn je. Mit eigenen Uniformen, Bannern und Fahnen zeigten die Jugendlichen im Gottesdienst und bei Prozessionen ihre Zugehörigkeit zu Christus, und damit gleichzeitig ihren Widerstand gegen die nationalsozialistischen Vereine und Verbände. Sie legten Zeugnis dafür ab, dass sie Jesus Christus als Heilbringer ansahen, nicht einen mordgierigen, volksverhetzenden Politiker wie Adolf Hitler.Das Fest hat seine politische Dimension auch in unserer Zeit nicht verloren. Man denke nur an heutige Machthaber, die ihren Einfluss nicht zum Segen ihres Landes nutzen, stattdessen zur Spaltung ihres Volkes beitragen, um des eigenen Vorteiles willen.Armin ScheuterPastoralassistent in Kobelwald

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