21.10.2018

Chaos bricht aus im Ärztezimmer

Achtung, die Theatergruppe Rhybrugg operiert wieder! In der wunderbar überspitzt dargestellten Komöde «Und alles uf Krankaschii» lieferten die Schauspieler am Premierenwochenende Gag auf Gag.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelEs fehlte nur noch der typische Geruch von Desinfektionsmittel, um die Spital-Stimmung noch realer wirken zu lassen. Doch lieber hatten die Besucher in der Mehrzweckhalle Kirchenfeld den Geruch von Theaterwurst und «Kafi Gallastöa» in der Nase, bevor sich der Vorhang öffnete und ein Abend voller verdrehter Szenen begann.Ungebetener Besuch und falsche VäterAuf der Bühne steht Doktor Frei in einer als Ärztezimmer hergerichteten Kulisse und versucht sich angestrengt auf eine Rede vorzubereiten. Dabei wird er dauernd gestört. Von anderen Ärzten, Krankenschwestern und seiner Frau. Beruhigen wollen ihn alle mit derselben Taktik «Wettsch a Krömli?» Zucker will er nicht und noch weniger die Offenbarung, dass er Vater einer unbekannten Tochter ist. Dies erfährt er von einer weiteren ungebetenen Besucherin, Schwester Hutter, die vor 18 Jahren und neun Monaten ein Verhältnis mit ihm hatte. Nun will Doktor Frei mit haarsträubenden Ausreden und Tarnungsmanövern verhindern, dass seine Frau und die Arbeitskollegen die Wahrheit erfahren.Selbstironisch liessen die Darsteller unter der Regie von Reto Wiedenkeller immer wieder Anspielungen auf das Dorfleben einfliessen. So begrüsste etwa eine Tafel am Halleneingang mit den Zeilen: «Herzlich Willkommen im Kantonsspital Diepolds-au-Schmitter» und die Rollennamen sind mit typischen Namen wie Spirig, Kuster, und Frei besetzt.Die Theatergruppe führte das Stück bereits vor 24 Jahren erfolgreich auf und spielte mit dem Gedanken einer Neuinszenierung. Dank den jungen Mitgliedern Denise Spirig und Janik Ender, die zur Theatergruppe stiessen, wurde das Projekt konkret. Seit April probten die Laienschauspieler jede Woche. Es gelang ihnen, die Rollen mit einer überzeugenden Mimik und Gestik auf die Bühne zu bringen. Markus Frei spielte eine Paraderolle, den tollpatschigen, aber doch klar kombinierenden Doktor Breu. Sonja Fehér durfte zur Tür herein stolpern, schluchzen und naiv die Mutter der unehelichen Tochter Anuk mimen. Die plötzlichen Wendungen und träfen Sprüche lösten spontanen Applaus aus. «Wir freuen uns immer, wenn es den andern gut läuft und sie einen Lacher aus dem Publikum ernten», sagt Remo Langenegger. «Starallüren gibt es keine», sagt Sil­vana Mainardi. «Und sonst sagt man ihm die Meinung», erwidert Remo Langenegger.Belohnt für den Aufwand und die ZweifelDie familiäre Stimmung hinter den Kulissen ist der Motor für die Theaterdarsteller. Darum nehmen sie auch mal das Drehbuch mit in die Ferien und überwinden Selbstzweifel. «Es gab Momente, da glaubte ich, es sei zu viel», sagt Hauptdarsteller Remo Langenegger. «Mach Häppchen, lern nur Stück für Stück», sagten ihm seine Kameraden. Da machte es klick. «Und wenn man mal auf der Bühne ist, will man sowieso nicht mehr runter.»HinweisMehr Bilder auf www.rheintaler.ch; weitere Aufführungen und Ticketverkauf unter www.rhybrugg.ch.

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