15.11.2019

«Carrie ist komisch religiös»

Die Theatergruppe der Kanti Heerbrugg führt im Februar «Carrie» auf. Wir haben sie an der Probe befragt.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Ein Montag im November. Die Theatergruppe der Kantonsschule Heerbrugg folgt heute keinem gewöhnlichen Lektionen-Plan. Sie darf sich ganz den Proben zu «Carrie» hingeben. Ende Februar feiert sie Premiere mit dem Horror-Musical, das auf dem Roman von Stephen King beruht.Bisher haben alle Sparten für sich gearbeitet. Nun führen die Regisseurinnen Simone Bischof und Milena Todic Schauspiel, Gesang, Tanz, Bühnenbau und Technik zusammen. Die etwa fünfzig Beteiligten finden sich zu einem Ensemble.Mobbing betrifft die Theatergruppe nichtDas Jugenddrama «Carrie» erzählt die Geschichte einer sechzehnjährigen Schülerin. «Sie wird gemobbt, und an einem Schulball läuft alles ausser Kontrolle», sagt Alice Köppel. Sie und Joëlle Sieber (Zweitbesetzung) spielen Sue, Carries einzige Freundin.Gemobbt zu werden, kennen die Kantischüler nicht. «Ich war in der Primarschule sozial ausgeschlossen. Als ich eine Klasse übersprungen hatte, bekam ich den Streberstempel», sagt Tomàs Recke.Carrie wird nicht nur gemieden, sie wird gemobbt. «Sie ist komisch religiös», sagt Andrea Pezzoni. Er spielt Tommy, den Freund Sues. Religiös zu sein, sei nicht per se komisch, meint er. Aber Carrie sei weltfremd, habe keine Kollegen und keine Beziehung. Sie macht nur das, was ihre Mutter ihr vorschreibt, steht unter deren Regime.Als Carrie ihre erste Periode bekommt, nicht weiss, was los ist und deshalb erschrickt, kapiert sie, dass «sie doch wie alle anderen ist», sagt Larissa Wiederkehr. Die Darstellerin der Hauptfigur erzählt, wie der Charakter nun auch zur Gruppe dazugehören möchte. «Sie will dabei sein und mit den anderen tanzen.»Der Schulball naht. Er wird zur Bewährungsprobe jedes einzelnen Klassenmitglieds. «Alles muss perfekt sein. Jeder will hübsch aussehen», sagt Alice Köppel. Denn jeder Jugendliche spürt die Angst, seinen Platz in der Hick-Hack-Ordnung verlieren zu können.Sue reagiert mit Mitgefühl, will Carrie etwas Gutes tun und «verleiht» ihren Freund Tommy. Sie fordert ihn auf, Carrie an den Ball zu begleiten.«Es ist das erst Mal, dass Carrie angesprochen wird», sagt Andrea Pezzoni. Er und Larissa Wiederkehr spielen die Szene vor. Carrie sitzt in ihrem Zimmer, liest in der Bibel. Tommy nähert sich dem Haus, wartet vor der Tür. Schliesslich traut er sich zu läuten. Zwei verunsicherte Jugendliche stehen sich wortkarg gegenüber. Mutig stellen sie sich dem Dilemma und verabreden sich für den Ball.Es ist anspruchsvoll, eine nette Figur zu spielenEine Rolle zu spielen bedeutet, die Figur bis ins Detail zu charakterisieren. Alice Köppel fällt es mitunter schwer, nett zu sein. «Ich muss mich manchmal zurücknehmen.» Sie erachte es als anspruchsvoll, die friedfertige Sue zu spielen, die Feinheiten der Persönlichkeit darzustellen. Joëlle Sieber sieht es ebenso. «Ich könnte aber keine bösartige Figur darstellen.»Sie sei eher wie Sue, sagt Larissa Wiederkehr. Dennoch gefällt ihr die Rolle der Carrie. «Sie ist der facettenreichste Charakter. Carrie kann scheu sein, aber auch komplett ausrasten.»Als eindimensional beschreibt Tomàs Recke die Ne­benrolle des Stokes. Dieser vergöttert Tommy und es gefällt ihm, Teil der Masse zu sein. «Ich finde es schwierig, nicht der Fokus zu sein. Lieber stünde ich mehr im Mittelpunkt», sagt Tomàs Recke.Chiara Gruber und Evana Breitenmoser teilen sich zwei Rollen, die der Norma und Helen. «Wir wollten beide nicht ausschliesslich die liebe und zier­liche Helen sein. Sie ist uns zu nett», sagt Chiara Gruber. Normas bösartiger Charakter gleicht dies aus.Darsteller eines Musicals zu sein, verlangt auch, singen und schauspielen zu können. Alice Köppel musste sich anfangs überwinden zu singen. Joëlle Sieber sang lieber. Inzwischen singen und spielen beide gern. «Die Stimmung in unserer Gruppe ist gut. Fehler dürfen passieren. Daraus lernen wir», sagt Chiara Gruber. Das Musical nimmt in der Theatergruppe eine andere Funktion ein als der Schulball im Stück.«Wir mobben nicht und brauchen unsere Position in der Hick-Hack-Ordnung der Gruppe nicht zu bestätigen», sagen durchwegs alle.Hinweis: Die Premiere des Musicals «Carrie» ist am 28. Februar (erste Besetzung) und am 29. Februar (zweite Besetzung). Weitere Aufführungen sind am 4., 7., 8., 11., 13. und 14. März 2020. Alle Vorstellungen beginnen um 19.30 Uhr in der Aula der Kantonsschule Heerbrugg.Tickets gibt es ab Dezember unter www.ticketino.com und an der Abendkasse.

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