Als ihn der Anruf mit der Mitteilung erreichte, er sei der diesjährige Träger des Rheintaler Kulturpreises, war er sprachlos. «Warum ich?», fragte sich Carlo Lorenzi. Er mache doch nicht viel anderes als Schlagzeug zu spielen. Nebst ehrlicher Verwunderung überwiegt grosse Freude. Er fühle sich geehrt und dankbar, dass seine Tätigkeit wahrgenommen und ausgezeichnet werde. Der mit 15000 Franken dotierte «Goldiga Törgga» ist ein Anerkennungspreis für ausserordentliche Leistungen von Rheintaler Kulturschaffenden oder Künstlerinnen und Künstlern mit Rheintaler Wurzeln. Er wird von der Rheintaler Kulturstiftung dieses Jahr zum zehnten Mal vergeben – ein Jubiläum. Seit 2019 wird jedes zweite Jahr auch der «Grüana Törgga» vergeben. Mit dieser Auszeichnung macht die Kulturstiftung auf junge, noch wenig etablierte Kultur- und Kunstschaffende aufmerksam und unterstützt so ihre künstlerische Weiterentwicklung. Die Preissumme für den Nachwuchspreis beträgt 5000 Franken. Jazz-Musiker mit grossem Herz für die JugendCarlo Lorenzi wird für seine langjährigen Verdienste als Jazz-Musiker, Drummer und Komponist geehrt. Als Schlagzeuger spielt er in unterschiedlichen Formationen wie im Arloki Trio, in The Mozzarellas, im Trio Mani Nude und im Nicole Durrer Quartett. Anerkennung gilt auch seinem engagierten und motivierenden Wirken als Musik-Pädagoge an Musik- und Kantonsschulen sowie als Dozent an verschiedenen Konservatorien oder als Organisator von Band-
Workshops. Mit viel Herzblut und Begeisterung bildet Carlo Lorenzi eine neue Generation von Musikerinnen und Musikern aus und gewährleistet damit hervorragenden musikalischen Nachwuchs im Rheintal. Impulsgeber, Brückenbauer und GrenzgängerDer unermüdliche Kulturarbeiter Carlo Lorenzi ist von der Ostschweizer Musik- und Jazzszene nicht wegzudenken. Der 58-jährige Diepoldsauer veranstaltet Jazzkonzerte mit immer wechselnden Gastmusikern und vernetzt in innovativen Projekten ganz unterschiedliche Musikerinnen und Musiker miteinander – nicht nur über stilistische, sondern auch territoriale Grenzen hinweg. So kennt man Carlo Lorenzi auch im benachbarten Vorarlberg von zahlreichen gut besuchten Gigs. Seiner musikalischen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Er liebt das Ungewöhnliche. «Ich habe immer wieder Lust auf Neues.»[caption_left: Carlo Lorenzi spielte diverse Male auf der Zentrumsbaustelle in Diepoldsau. (Bild: pd)]Mit seinen musikalischkünstlerischen Interventionen bringt er Musik und Kultur an Orte, wo man das nicht erwartet: auf Baustellen, in Fabrikhallen oder in die freie Natur. Auch damit ist er ein Grenzgänger – ja ein Grenzensprenger! Dabei stellt sich Carlo Lorenzi nie in den Mittelpunkt. Als Freigeist und Impulsgeber agiert er gerne im Hintergrund, dafür umso wirkungsvoller. Es ist bezeichnend, dass er sagt, der Preis sei auch eine Wertschätzung für die Drummer Community im Rheintal. «Wir haben viele gute Schlagzeuger im Tal.» Das werde auch in auswärtigen Musikerkreisen anerkannt. «Grüana Törgga» geht an Lasse Linder Mit dem Nachwuchspreis «Grüana Törgga» werden Lasse Linders eindrückliche Leistungen als junger, aufstrebender Filmschaffender ausgezeichnet. Der 27-Jährige stammt aus Widnau und schloss 2019 sein Studium an der Hochschule Luzern mit einem Bachelor of Arts in Film ab. Seine Werke handeln von Menschen, die nach Sinn und ihrem Platz in der Gesellschaft suchen.[caption_left: Lasse Linder.]Lasse Linder ist ein präziser Beobachter des Alltäglichen und lässt in seinen Filmen die Grenzen von Dokumentation und Fiktion verwischen. Mit seinen wenigen grösseren Filmen kann er bereits beachtliche Erfolge vorweisen. Die beiden Kurzfilme «Bashkimi United» und «Nachts sind alle Katzen grau» wurden an über 100 Filmfestivals weltweit gezeigt sowie im Museum of Modern Art New York. Seine Werke haben renommierte Preise gewonnen, darunter auch den Europäischen Filmpreis 2020 für den besten Kurzfilm. Momentan pendelt Lasse Linder zwischen Widnau und Zürich. Er ist mit der Entwicklung zweier Dokumentarfilme in Kinolänge beschäftigt, mit «Another Day in the Garden» und «Cats on the Passenger Seat». Mit Studienkollegen hat der initiative Schaffer 2018 das Exit Filmkollektiv gegründet, mit dem Ziel, auch nach dem Studium gemeinsam mit anderen jungen Filmern unabhängig an Projekten zu arbeiten und sich zu unterstützen.