27.07.2018

Bunker am Ufer und Bombennächte

Eine Gedenktafel in Rheineck war Auslöser zu dieser Serie. Die Recherche hat Interessantes ergeben, dank Zeitzeugen, wie etwa Hans Schwendener, dem Sohn eines Zollbeamten in Rheineck.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt Latzer«Für uns Kinder war es eine abenteuerliche Zeit», sagt Hans, der als Sohn des Grenzwächters Rudolf Schwendener von 1938 bis 1948 im ehemaligen Zollhaus in Rheineck wohnte. Zusammen mit Kindern anderer Grenzwächter und Zöllner.Obwohl ennet der Grenze der Zweite Weltkrieg tobte, beschreibt Hans Schwendener diese Jahre als unbeschwert. «Die Eltern mussten sich keine Sorgen machen, wenn wir auf der Strasse spielten und umhertollten», sagt der Zöllnersohn. Autos seien damals kaum unterwegs gewesen, «höchstens der Landarzt mit seinem Holzvergaser-Auto.»Damals gab es an der Uferpromenade eine AlleeViel unterwegs waren die Kinder vom Zollhaus auch am Rheinufer. Der in Rheineck aufge­wachsene und heute im Züribiet wohnhafte Hans Schwendener erzählt von der kleinen Allee, die man wohl in den 1920er-Jahren an der Flaniermeile unterhalb der Grenzbrücke zwischen Rheineck und Gaissau gepflanzt hatte. An eben dieser Promenade befand sich jener klein Bunker (vermutlich Schindler-Bunker), an dem die Tafel montiert war. Sie erinnerte an den Einsatz einer Kompanie der Grenzbrigade 8, die während des Zweiten Weltkriegs am Rhein ihren Dienst leistete.Auch die vielen Dampfschiffe, die damals in Rheineck anlegten, hat der heute 80-Jährige in Erinnerung. «An der Anlegestelle war Platz für viele Schiffe, weil der Alte Rhein damals viel mehr Wasser führte als heute», sagt Hans Schwendener.Als die Erde bebte, auch im StädtliFurcht habe er nie gehabt. Auch nicht an den Abenden, an denen die Alliierten Bomben abwar­- fen. «Das war ja auf der anderen Seite des Bodensees», sagt Hans Schwendener. Anders, als dieKinder der Zeit, erlebten Erwachsene das Bombardement deutscher Städte. Im Buch «Erlebtes 1893 – 1971» von Leonhard Grässli sind die Geschehnisse des 28. April 1944 festgehalten.Da war Hans Schwendener sechs Jahre alt. «Um Mitternacht der bisher schwerste Bombenangriff auf Friedrichshafen. Viermotorige englische Lancaster, die Zweitonnenbomben tragen konnten, dröhnten über uns hinweg. In fünf- vielleicht sechstausend Meter Höhe summten sie wie ein grosser Hornissenschwarm nach und von Friedrichshafen.» Das Beben der Erde während des Bombenregens habe man bis Rheineck gespürt.Holzgas statt SpritWie Hans Schwendener erzählte, verkehrten im Städtli in den Kriegsjahren fast keine Autos. Nur den Arzt hätten sie hin und wieder vorbeifahren sehen, mit seinem Holzvergaser. Mit Holzgas betriebene Autos, wie beispielsweise den abgebildeten «Adler Diplomat», hat man während des Kriegs öfter gesehen. Auch in der Schweiz. (kla/wikimedia)

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