Interview 26.05.2023

Büssli-Ausbau als Beruf: Sie schaffen ein Nest für Reisebären

Vom Hobby leben können? Carmen und Ruben bauen Vans zu Campern um und profitieren dabei vom grossen Hype.

Von Cassandra Wüst
aktualisiert am 26.05.2023

Camping-Büssli boomen. Seit Corona hat die Nachfrage nach der mobilen Ferienwohnung stark angezogen. Carmen Giger (31) und Ruben Neuhold (29) aus Oberriet haben ihre Liebe zum Van-Life zum Beruf gemacht. Seit zwei Jahren bauen sie unter dem Namen "Bearnest" Vans zu individuellen Campern um und schaffen so ein Nest für Reisebären. Im Interview sprechen sie über den Hype und ihre Faszination.

Was bedeutet euch das Reisen in einem Van?

Wir glauben, es braucht einen Ausgleich zu unserem immer schneller werdenden, modernen Leben. Unsere sportlichen Hobbys wie Klettern, Biken und Skifahren können wir durch diese Art zu reisen noch intensiver leben, somit ist es für uns das Schönste, so unterwegs zu sein. Immer alles griffbereit und nur dabeizuhaben, was man wirklich braucht, und doch ein supergemütliches Bett und Kochmöglichkeit, um gut erholt ein neues Abenteuer in den Bergen zu starten.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, euch in diesem Bereich selbstständig zu machen?

In der Corona-Zeit haben wir uns entschieden, aus Freude an der Arbeit ein weiteres Projekt zu starten und unseren ­bestehenden Camper zu vermieten. Schnell hatten wir potenzielle Käufer, weshalb wir uns entschieden, Campervans schlüsselfertig zu bauen.

Büssli-Ausbau als Beruf: Sie schaffen ein Nest für Reisebären

Wie viele habt ihr bisher ausgebaut?

Gemeinsam haben wir bisher fünf Ausbauten realisiert. Wir beide haben aber auch schon vorher, jeweils für sich, kleine Büssli ausgebaut, noch nicht ganz so ausgereift, aber schon genauso gemütlich.

Gestaltet ihr die Vans ganz nach euren Wünschen und Interessen?

Unsere Leidenschaft ist es, mit Material zu arbeiten, dass bereits eine Geschichte zu erzählen hat – von uns entdeckt, aufgewertet und wiederverwendet wird. Wie zum Beispiel bei unserem letzten Van «Blues». Aus einer alten Bodendiele wurde eine neue Küchenabdeckung. Wir bauen jeden Van, als wäre er für uns. Falls wir ihn nicht verkaufen, würden wir ihn einfach behalten.

Ihr arbeitet als Architektin und Zimmermann. Kommt euch das beim Ausbau zu­gute?

Definitiv. Der Ausbau soll für uns nicht nur schön und gemütlich, sondern auch praktisch und funktional sein. Daher wird der Van bei uns auch reisefertig ausgestattet.

Wie lange seid ihr mit einem Van beschäftigt?

Zwei bis drei Monate sind wir Vollzeit dran. Jede freie Minute wird, wenn nicht vor Ort, sicherlich in Gedanken dem Umbau gewidmet.

«Vanlife» wurde vom Hype zum Dauertrend. Wie erlebt ihr das?

Da wir eigentlich schon immer so unterwegs waren, war es für uns nie ein Hype. Wir wurden aber auch überrascht vom nicht mehr enden wollenden Trend. Die Nachfrage ist unserer Erfahrung nach immer noch gross.

Könnt ihr davon leben?

Der Camperausbau ist für uns ein aufwendiges Hobby, das uns einen guten Aus­gleich zu unseren Jobs ermöglicht.

Für viele beginnt das Abenteuer «Vanlife» bereits beim Ausbau. Nehmt ihr ihnen das nicht vorweg?

Wir sprechen eine andere Zielgruppe an. Meistens fehlt die Zeit, das Wissen und die Erfahrung, einen solch hochwertigen Ausbau selbst zu erstellen. Somit bieten wir mit unseren einzigartigen Campervans ein Nischenprodukt an, das es so kein zweites Mal gibt.

Aktuell habt ihr noch einen Van zum Verkauf. Steht ein nächstes Projekt an?

Materialbeschaffung und Ideensammlung für ein neues Projekt sind schon in vollem Gange; das passende Fahrzeug fehlt jedoch noch.

 


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