11.03.2022

Bücherei feiert 50-Jahr-Jubiläum

Die Bibliothek wird 50 Jahre alt. Prisca Niederer und Peter Jüstrich sprechen über erfolgten und künftigen Wandel.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 02.11.2022
Prisca Niederer und Peter Jüstrich sitzen im Obergeschoss des Kindergartens Wisli inmitten etlicher Büchergestelle. Seit 26 Jahren ist hier die Bibliothek Berneck untergebracht. Zählt man die 14 Jahre dazu, in denen die Bücherei im Lindenhaus angesiedelt war, ergibt sich die Summe 50 – und daraus ein Goldjubiläum. Das feiert der Verein AJEB – Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Erwachsenenbildung Berneck – in diesem Jahr mit mehreren Veranstaltungen (siehe Kasten).Prisca Niederer kann sich gut an die Zeit erinnern, als bei ihr die Jugendbücher «Fünf Freunde» und «Hanni & Nanni» hoch im Kurs standen. Sie liebte die Mädchengeschichten, war froh, dass sie im Lindenhaus ein- und ausgehen und sich immer wieder neues Lesefutter beschaffen konnte. Diese Liebe zum Buch und Leidenschaft fürs Lesen hat sie bewahrt. Mehr noch, zunächst gab sie beides ihren Kindern weiter. Heute nimmt ihre Enkeltochter am Buchstart teil. Das freut die Grossmutter und Bibliotheksleiterin. Mit diesem Projekt gelingt es Prisca Niederer und ihrem Team, kleine Kinder für geschriebene Geschichten zu interessieren.Lindenhaus wurde nicht mehr als Schulhaus genutztDie Familie Jüstrich ist ebenfalls seit Jahrzehnten mit der Bibliothek verbunden. Peter Jüstrichs Mutter stiess 1973, ein Jahr nach der Gründung, zum Ausleihteam dazu und war 19 Jahre lang aktiv. «Ich bin immer mit ihr gegangen», sagt er. Als Bub las er am liebsten Bücher von Enid Blyton und Karl May. Seine Leidenschaft fürs Buch motivierte ihn vor vier Jahren dazu, das Vereinspräsidium zu übernehmen.«Die Gründerinnen und Gründer waren sehr weitsichtig», sagt Peter Jüstrich. Als das Schulhaus Stäpfli – es wird gerade saniert und erweitert – bezogen worden war, brauchte man das Lindenhaus nicht mehr als evangelisches Schulhaus. Es wurde zum Kirchgemeindehaus mit Jugendclub. Der Verein kam dem Wunsch nach einer Freihandbibliothek nach und richtete sie im Erdgeschoss ein.Der Geist, die Bibliothek weiterzuentwickeln, prägt die AJEB nach wie vor. Mit der Zeit legte das Team um Prisca Niederer das Gewicht immer stärker auf die Frühförderung. Das zeigt sich in Angeboten wie Buchstart, Lesemaus und der engen Zusammenarbeit mit der Primarschule.Bibliothek wandelte sich und wuchs heran«Früher war die Ausleihe streng reglementiert», sagt Prisca Niederer. «Wir durften Kindern nur Bücher ihrer Altersgruppe mitgeben.» Kamen sie allein und wollten Bücher ausleihen, die nicht auf der Liste standen, mussten sie eine Erlaubnis ihrer Eltern vorlegen.Heute lernen Kindergärtler in vier speziellen Lektionen, sich in der Ausleihe zurechtzufinden. «Sie zeigen ihren Eltern dann stolz, welche Medien wir haben und wie es hier abläuft.» In diesem Alter müsse man die Lust am Lesen wecken, damit der Funken überspringe. Die Kinder und Jugendlichen seien selbstbewusster geworden, sagt Peter Jüstrich. Das beobachtet er auch bei den eigenen drei Kindern.Stille und vielleicht mal ein Flüstern. Die Bibliothek war früher ein Ort, an dem man schwieg. «Heute ist sie ein Treffpunkt», sagt Prisca Niederer. «Sie lebt und man diskutiert hier miteinander.»Regelmässig passt das Team das Medienangebot an die Entwicklung der Gesellschaft an und investiert jährlich 18'000 Franken, um aktuelle Medien einzukaufen. Lag der Bestand 1972 noch bei 1300 Büchern, sind es heute etwa 10'000 Medien. Der Schwerpunkt liegt nach wie vor auf dem Lesestoff. CDs lösten einst die Kompaktkassetten ab. Heute sind Streamingdienste hoch im Kurs. Nur Kindergeschichten sind noch auf CD nachgefragt. Der Wandel zu Geräten wie der Toniebox und dem Online-Angebot der Digitalen Bibliothek Ostschweiz (dibiost) hat in Berneck längst begonnen.«Es freut mich, dass es uns seit 50 Jahren gibt und wir kei-ne grösseren Probleme zu lö-sen hatten», sagt Peter Jüstrich. Die Bildungseinrichtung wuchs stetig, wird genutzt und ist im Bewusstsein der Dorfgemeinschaft fest verankert.Öffnete in einer Nachbargemeinde eine Bibliothek, verzeichnete Berneck jeweils einen kleinen Einbruch in der Ausleihe. Steigernd wirkte es sich hingegen aus, als Ende der 1990er-Jahre das Jahresabo eingeführt wurde. «Früher kaufte man eine Stempelkarte mit zehn oder dreissig Büchern zur Ausleihe. Heute darf man mitnehmen, so viel man tragen mag», sagt Prisca Niederer.Ein Jubeljahr voller Veranstaltungen«Aus der kleinen Pflanze ist ein kräftiger Baum geworden», sagt Peter Jüstrich über die Jubilarin. «Das feiern wir mit möglichst vielen Leuten.» Ungefähr einmal pro Monat gibt es eine Veranstaltung für Gross und Klein. «Wir verlassen die Bibliothek auch und gehen im Sommer in die Badi oder stellen Bücherboxen bei Erzählbänken auf.»Um den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in die Entwicklung der Bibliothek zu geben, hat der Verein eine Ausstellung erarbeitet. Auf zwölf Tafeln hat er die Geschichte im Zeitraffer dargestellt. Seit einigen Tagen ist sie fertig und zugänglich. Man kann sie sich während der Öffnungszeiten anschauen. Auch liegen Fotoalben aus. Sie zeigen ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die treue Lesekundschaft. «Sicher findet sich der eine oder die andere auf einer Fotografie wieder», sagt Peter Jüstrich.Von der Kropfackerstrasse in die NeugassDie Präsenz im Dorf trägt da-zu bei, dass die Bibliothek wieder mehr zum Gesprächsthema wird. «Das wäre uns recht, da wir über einen neuen Standort reden», sagt Peter Jüstrich. Der Verein ist zwar zufrieden mit dem heutigen Standort und leidet auch nicht unter Platzmangel. Dennoch erwägt er einen Umzug von der Kropfackerstrasse in die Neugass 4. Die Einheitsgemeinde Berneck hat das Wohnhaus mit Ladenlokal gekauft. Sie möchte das Zentrum beleben. «Die Bibliothek eignet sich dafür gut.»[caption_left:Dereinst wird die Bibliothek wohl in die Neugass 4 zügeln. (Bild: pd)]Die Planung des Projekts hat bereits begonnen. In den nächsten zwei Jahren führt die Gemeinde einen Architekturwettbewerb durch. Die Idee ist, dass die Bibliothek als Mieterin dort einziehen wird.Hinweis: Öffnungszeiten der Bibliothek Berneck: Dienstag, 17 bis 20 Uhr, Mittwoch, 15 bis 17 Uhr, Freitag, 17 bis 20 Uhr, Samstag, 9.30 bis 11.30 Uhr. Zweittext:Programm des GoldjubiläumsjahresMit diesen Aktivitäten feiert die Bibliothek Berneck: Jubiläums-Hauptversammlung mit Vortrag von René Burkhard, Mittwoch, 16. März, 20.15 Uhr, Pfarrsaal; «Midi-O-Mat» – Medien-Tausch-Automat, Mittwoch, 20., 27. und Samstag, 23., 30. April, während der Ausleihe; Manga-Workshop mit Simone Xie, Freitag, 22. April, 14.15 bis 16.15  Uhr; Tag der offenen Tür mit Globi-Besuch, Samstag, 7. Mai, 10 bis 15 Uhr; Bücherschrank in der Badi, Badisaison; Ladina Bordoli liest aus ihrer Mandelli-Saga, Donnerstag, 9. Juni, 19 Uhr; Bücherboxen bei Ruhebänken im Dorf, Juni bis September; Literarischer Vogelspaziergang mit Urs Heinz Aerni, Freitag, 2. September, 18 Uhr; Workshop Handy-Fotografie für Jugendliche mit Matthias Rozinek, Donnerstag, 20. Oktober, 14 bis 16.30 Uhr; Jahrmarkt mit Pipifay und Waldemar, Samstag, 29. Oktober, 14, 16 Uhr, Raiffeisenkeller; Bücherherbst mit Neuerscheinungen, Mittwoch, 2. November, 19 Uhr; Schweizer Erzählnacht, Freitag, 11. November; 20 bis 22.30 Uhr; Digitaler Adventskalender, 1. bis 24. Dezember auf der Webseite. Ohne Ortsangabe finden die Anlässe in der Bibliothek statt. (vdl)

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