23.03.2022

Brunnen bringen Geld: Stadt erhält überraschend 30'000 Franken

Ohne sich beworben zu haben, erhält die Stadt den Brunnenpreis der Hauenstein-Stiftung – 30'000 Franken.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Ein Mitglied des fünfköpfigen Stiftungsrates, Rolf Emil Jeker aus dem aargauischen Windisch, kam auf einer seiner Töfftouren in Altstätten vorbei und war ganz angetan von diesem Ort. Er sagt, das Städtli sei «viel schöner, als man denkt», es sei jedoch versteckt. Wer auf der Autobahn durchs Rheintal fahre, nehme Altstättens historische Pracht ebenso wenig wahr wie jemand, der auf der Staatsstrasse um Altstätten herum unterwegs sei.Ein anderes Mitglied des Stiftungsrats hat etwa zur gleichen Zeit die gleiche Wahrnehmung gemacht. Ohne vom Altstätter Ausflug seines Kollegen zu wissen, schloss auch Ulrich Peter Altstätten kurzzeitig ins Herz. Dem emeritierten St. Galler Uniprofessor, einem Wirtschaftsethiker, stach die Schönheit des Städtlis bei einem Besuch ebenfalls nachhaltig ins Auge. [caption_left: Der Schwertbrunnen verschönert Altstättens Marktgasse.]Nicht nur der Töff hätte Jeker ins Städtli geführtDie Diskussion über den Preisträger für dieses Jahr soll nicht lange gedauert haben. Die Wahl fiel auf Altstätten als einem von insgesamt drei Kandidaten.Hätte Rolf Jeker nicht mit dem Töff zufällig Altstätten besucht, wäre er dank einer zweiten Leidenschaft irgendwann im Städtli unterwegs gewesen. Schon vor zwei Jahren wäre der Ur-Gugger als Mitglied der Zürcher Guggenmusik «Di chli Nachtmusig» gern nach Altstätten gekommen. Die Pandemie verhinderte zwar den Besuch, doch Jekers Interesse an der Stadt war schon geweckt.Nun, da er das Städtli gesehen hat, ist er begeistert, von den Brunnen sowieso. Als ebenfalls sehr positiv erwähnt er das aus Sicht des Stiftungsrats überzeugende Nebeneinander historisch wertvoller Brunnen und des sehr modernen, aus Stahl bestehenden Josefbrunnens in Altstättens Marktgasse. [caption_left: Modern, aber passend: Der Josefsbrunnen beim Frauenhof.]Am 9. April findet wieder das «Brünnele» stattDie Stadt Altstätten als 26. Preisträgerin ist in guter Gesellschaft. Die gleiche Ehre wurde historischen Ortschaften wie Laufenburg (2004), Willisau (2008), Murten (2010), Zofingen (2012) oder Diessenhofen (2013) zuteil. Auch Mels (2005), Trogen (2006) und Heiden (2017) erhielten den Brunnenpreis, zuletzt das wunderschöne Büren an der Aare im Kanton Bern.Die Nachricht vom Preis bekam der Altstätter Stadtrat schriftlich mitgeteilt. Am letzten Samstag, bei einer ersten Begegnung mit Rolf Jeker, erlebte Stadtrat Toni Loher den Aargauer als «wahren Altstätter Fan».Die Freude über den Preis soll bereits vor dem bevorstehenden «Brünnele» vom Samstag, 9. April öffentlich aufkeimen dürfen.Auf diesen Tag hin werden die Brunnen im Städtli wieder frühlingshaft gestaltet, so dass die neuen Brunnendekorationen im Zusammenspiel mit schönem Wetter Frühlingsgefühle wecken können.Auch eine Broschüre bekommt Stadt geschenktÜbergeben wird der Brunnenpreis am Freitag, 2. September; an diesem Wochenende findet das Städtlifäscht statt.Den Rahmen für die Übergabe gestaltet der Verkehrsverein.Dessen Präsident Toni Loher und sein Vorstandskollege Karl Segmüller werden den festlichen Anlass vorbereiten.Zusätzlich zum Preisgeld bekommt die Stadt von der Hauenstein-Stiftung eine Broschüre finanziert. Die Schriften anderer mit dem Brunnenpreis ausgezeichneter Orte umfassen 16 bis 20 Seiten und sind eindrucksvoll. Die besonderen Brunnen auf solche Weise gratis in Sze-ne setzen zu dürfen, sei natürlich ebenfalls eine schöne Überraschung, sagt Toni Loher. Der Stadt entstünden nur Kosten, falls ihr die Auflage von 2000 Exemplaren nicht genügen sollte. [caption_left: Auch beim Museum in der Rabengasse steht ein schöner alter Brunnen.]Viel Leben um Brunnen herumStadtrat Toni Loher nennt Altstätten «Stadt der Bäche» und verweist auf die regionale Bedeutung Altstättens als Hallenbad-Standort. Loher sagt, die Altstätterinnen und Altstätter zelebrierten ihre besondere Beziehung zum Wasser auf vielfältige Weise. Den Röllelibutzen mit ihren Wasserspritzen dienen die Altstätter Brunnen als zuverlässige Nachfüllstationen, die Banken im Ort führten schon mehrfach ein «Goldwaschen» durch, wie gesagt gibt es das «Brünnele», und eine Stadtführung behandelt das spannende Thema «Altstätten und seine Brunnen».Brunnenpreis ist Ansporn und BelohnungDie gemeinnützige Hauenstein-Stiftung in Zürich fördert die Erhaltung und Gestaltung von historischen und kommunalen Brunnenanlagen und ihrer näheren Umgebung landesweit seit 1996. Die nicht mehr lebenden Ernst und Hanna Hauenstein betrieben in Zürich erfolgreich mehrere namhafte Restaurants wie das «Weisse Kreuz» oder das «Rheinfelder Bierhaus» und gründeten die gemeinnützige Stiftung, die jährlich den (aktuell mit 30000 Franken dotierten) Brunnenpreis vergibt.Es geht darum, historisch gewachsene Ortsbilder zu erhalten und belebt zu halten. Die mit dem Preis geehrte Gemeinde hat das Preisgeld im Sinne dieses Ziels zu verwenden, was der Stiftungsrat als Ehrensache betrachtet. Rechenschaft hat die ausgezeichnete Gemeinde nicht abzulegen. Der Brunnenpreis ist als Belohnung, aber auch als Ansporn für andere Gemeinden gedacht.Rolf Jeker hat einmal in einem Interview gesagt, Hanna Hauenstein habe als Bauerntochter erlebt, wie Brunnen wegrationiert wurden.Die Nähe von Gaststuben zu einem Brunnen war früher gang und gäbe. Der Dorfbrunnen diente der Gastronomie auch als Marketing-Instrument. Brunnen wie Beiz waren Begegnungsorte – und sind es geblieben. Chance für weitere GemeindenWahrscheinlich hätten weitere Rheintaler Gemeinden eine gute Chance, den Brunnenpreis verliehen und 30000 Franken ausbezahlt zu bekommen, wenn sie sich bewerben würden. Gerade Marbach mit seinen schönen historischen Brunnen und dem besonderen Dorfplatz, aber auch Montlingen, Rebstein oder Balgach dürften aussichtsreiche Kandidaten sein. Bewerbungen samt entsprechendem Dokumentationsmaterial sind zuhanden des Stiftungsrates bei der Geschäftsstelle der Ernst undHanna Hauenstein-Stiftung, Freigutstr. 22 , 8002 Zürich, einzureichen. Wer sich bewirbt, den Preis aber nicht zugesprochen erhält, gehört auch in den Folgejahren automatisch zum Kreis der Bewerber, sofern er die Bewerbung nicht zurückzieht (wozu ja kaum ein Grund bestehen dürfte).www.hauenstein-stiftung.ch

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