24.11.2018

Brücke im Bruggerhorn

«Brücke war über 100 Jahre alt», Ausgabe vom 15. November

Von Ruedi Staub Industriestrasse 36, St. Margrethen
aktualisiert am 03.11.2022
Nun ist sie weg, die fast vergessene Brücke im St. Margrether Bruggerhorn. In einer Art Dornröschenschlaf gelegen, war sie während Jahrzehnten der Natur überlassen. Scheinbar nutzlos, weder hüben noch drüben ohne Anschluss ans Wegnetz. Und doch sind über sie Zehntausende Tonnen Kies und Sand über den Binnenkanal gebracht worden. Erstellt wurde die Brücke, entgegen dem Bericht in dieser Zeitung, nicht vor über 100 Jahren, sondern vor rund siebzig Jahren. Denn während des Zweiten Weltkriegs überspannten nur die Eisenbahnbrücke und eine geschlossene Holzbrücke, die mit schweren Toren versehen war, den Kanal im Bruggerhorn. Aus einer St. Margrether Chronik geht denn auch hervor, dass die Ortsgemeinde das Bauunternehmen David Schmid­heiny 1947 mit der Fundamentierung und dem Pfeilerbau sowie nachfolgend mit der Erstellung der Fahrbahnplatte beauftragt hatte. Damit wurde das neue Kieswerk erschlossen. Betrieben wurde dasselbe von Otto Giger. Dieser unterhielt damals am Standort des heutigen Auto-Zentrums einen Autoabbruch. Nach dem Krieg versuchte er, als zweites Standbein, den Kiesabbau im Brugger­horn zu erschliessen. Der glücklose Giger ging in der Folge, wohl auch der falschen Freunde wegen, Konkurs. Sein Werk führte dann Alois Freit aus Widnau weiter. Noch bis weit in die Fünfzigerjahre gehörten die Saurer-Lastwagen mit der wassertriefenden Last zum St. Margrether Alltag. Auch war, lange bevor die eingezäunte Badi eröffnet worden ist, die Kiesgrube ein äusserst beliebter Badeort. An den Mittwochnachmittagen mussten die Buben jeweils, nachdem die gestrenge Badimeisterin ihr «alle Buebe usem Wasser!» erschallen liess, die damalige Badi am Alten Rhein verlassen haben. Das Bad war ab drei Uhr den Mädchen vorbehalten. So kam es, dass die Buben durch ein wildromantisches Auenwäldchen hinauf und über das nun abgebrochene Bauwerk zur Kiesgrube gelangten, wo das Baden ohne jede Aufsicht genossen wurde. Auch im Winter lockte oft Spiegeleis über die Betonbrücke und lud zum Hockeyspielen und Eis­laufen.Ruedi Staub Industriestrasse 36, St. Margrethen

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